Den Schneeferner Gletscher an der Zugspitze retten zu wollen – das sei so, wie wenn man auf dem Deck der Titanic noch einmal die Stühle zurechtrückt, bevor das Schiff endgültig sinkt. Alles vergebene Liebesmühe, meint Prof. Hans Peter Schmid vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen. Was nach Zynismus klingt, ist allerdings bittere Realität.
Gletscher schmelzen
Laut einer Studie der ETH Zürich werden bis zum Ende dieses Jahrhunderts 90 Prozent der Gletscher in den Alpen verschwunden sein. In Bayern werden die Gletscher noch schneller schmelzen, weil sie niedriger liegen und kleiner sind. Für Prof. Hans Peter Schmid ist der Höllentalgletscher der letzte „echte“ Gletscher in Bayern, weil er sich noch bewegt und sein Eis genährt wird. Im Gegensatz dazu besteht der Schneeferner nur noch aus Toteis. Versuche der Zugspitzbahn den nördlichen Schneeferner mit einer Plastikabdeckung zu retten haben sich als nutzlos erwiesen.
Extremwetterlagen treffen ganz Bayern
Allerdings haben die bayerischen Gletscher schon lange keine wirtschaftliche Relevanz mehr, weil sie zu klein sind. Im Gegensatz zu anderen Gletschern in den Alpen dienen sie nicht mehr zur Wasserversorgung. Unmittelbare und drastische Auswirkungen für die Mehrheit der bayerischen Bevölkerung sieht Prof. Hans Peter Schmid deshalb woanders: "Im Großen und Ganzen sind es die Dürreprobleme, die mehr werden im Sommer und auf der anderen Seite paradoxerweise Hochwasser eher im Frühjahr oder im Spätwinter. Das sind die größeren und auch teureren Probleme, bei denen viel mehr Leute betroffen sind." Extremwetterlagen werden deshalb in den nächsten Jahren immer häufiger und immer heftiger in Bayern auftreten.
Die Ursache: Steigende Temperaturen
Dahinter steckt eine Erwärmung der Durchschnittstemperatur in Bayern. Über das vergangene Jahrhundert ist die Temperatur bereits um knapp 1,5 Grad gestiegen. Das Ziel des Pariser Klimaabkommens ist, die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad zu begrenzen. Was nach einer kleinen Veränderung klingt, hat große Auswirkungen auf das Klima.
Denn durch höhere Lufttemperaturen verdunstet mehr Wasser. Das führt im Sommer zu Dürreperioden. Gleichzeitig kann wärmere Luft auch mehr Wasserdampf aufnehmen und es ist mehr Energie in der Atmosphäre. Als Folge wird der Wasserdampf vor allem in Starkniederschlägen wieder abgegeben.
Außerdem verschieben sich die Niederschläge vom Sommer zum Frühjahr und Spätwinter. Deshalb kommt der Niederschlag nicht als Schnee, sondern als Regen auf den Boden. Der kann das Wasser allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht in gleichem Maße aufnehmen, was zu Überschwemmungen und Bodenabgängen führt.
Anpassen und vorbeugen
Besonders die Gebirgsregionen und das Alpenvorland sind von Starkniederschlägen betroffen. Außerdem werden Regionen wie Passau und Deggendorf, wo die Flüsse zusammenfließen, auch in Zukunft mit Hochwasser zu kämpfen haben. Laut Prof. Hans Peter Schmid helfen hier nur bessere Voraussagen und Schutzmaßnahmen wie Ausgleichsflächen.
In Franken haben sich einige Weinbauern schon auf die wärmeren Temperaturen und immer häufiger auftretenden Dürreperioden eingestellt. Neue Rebsorten werden getestet und die unterschiedlichen Lagen der Weinberge anders bestellt. Hier wird vor allem der Wassermangel in Zukunft für Probleme sorgen.
Allerdings zeigen Dürren auch im Bayerischen Wald und im Alpenvorland Auswirkungen. Es treten mittlerweile Waldbrände an Orten wie im Garmischer Umland auf, wo es sie früher nicht gab. Außerdem sind heimische Baumarten, wie die weitverbreitete Fichte sehr dürreanfällig. Langfristig müssen die Fichtenbestände deshalb ersetzt werden durch Bäume, die besser mit der Dürre auskommen.
Emissionen reduzieren
Auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Bonn diskutieren die Delegierten der 197 Teilnehmerländer in den kommenden Tagen, wie wir uns an die unabwendbaren Folgen des Klimawandels anpassen können und vor allem Schlimmeres verhindern können.