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Sieben Radschnellwege werden im Großraum Nürnberg geprüft

Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) und Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) haben heute eine Studie über Radschnellwege vorgestellt. Darin wurden sieben mögliche Korridore ausgewählt, die nun näher geprüft werden.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell.

Verkehrsplaner haben für die Studie im Großraum Nürnberg untersucht, wo kreuzungsfreie Radschnellwege sinnvoll und machbar wären. An dem Pilotprojekt waren fünf Städte und vier Landkreise beteiligt. Die Ergebnisse der Studie haben Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) in Nürnberg am Mittwoch (13.09.17) vorgestellt.


150 Millionen Euro geschätzte Kosten

In der Machbarkeitsstudie für den Großraum Nürnberg wurden 21 Trassen untersucht und sieben davon ausgewählt. Diese Strecken sollen nun bezüglich Planung und Umsetzung näher geprüft werden. Die Kosten für den Ausbau würden auf 150 Millionen Euro geschätzt, so Herrmann. Dies sei zwar nicht "spottbillig", relativiere sich aber, wenn man die Ausgaben für Straßenbau und ÖPNV vergleiche.

"Wir, von Seiten des Freistaats zusammen mit dem Bund, sind bereit, solche Radschnellwege intensiv zu fördern. Ich denke, da muss eine Förderung von Seiten des Staates von mindestens 50 Prozent gewährleistet werden." Joachim Herrmann (CSU), Bayerns Innenminister

Laut Oberbürgermeister Maly fahren etwa 60 Prozent aller Berufspendler mit dem Auto in die Stadt. Das wären 150.000 Autos jeden Tag. Wovon, so der Oberbürgermeister, die Hälfte eine Strecke habe, die kürzer als zehn Kilometer sind.

"Fahrradfahren ist sehr umwegeempfindlich. Wenn ich mich auf so einer Brezelstrecke durch die Stadt quälen muss, dann ist es nicht wirklich attraktiv. Und so ist das Konzept der Radschnellwege entstanden. In Holland beispielsweise gibt's das schon längst. Dort ist das Rad eine echte Alternative." Ulrich Maly (SPD), Nürnbergs Oberbürgermeister

Auch wenn das Radfahren wetterabhängig ist, vielleicht könnten sich doch immer mehr Pendler für das Rad entscheiden. Zudem sei es auch dank der E-Bikes nicht unrealistisch, einige von ihnen zum Radfahren zu bringen, so Maly.


Rad-Neuland für Bayern

Bislang habe Bayern keine Erfahrungen mit Radschnellwegen, sagte Herrmann. Kürzere Strecken gibt es laut Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich bislang nur in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Wenn es gelinge, fünf bis sieben Prozent der 400.000 bis 500.000 Auto-Pendler in Nürnberg zum Umstieg zu bewegen, sei dies schon "spürbar". Durch die Radschnellwege soll der PKW-Verkehr entlastet und damit auch schädliche Emissionen gesenkt werden. Einen Projektbeginn hält Maly ab 2020 für realistisch.

Das Ziel in ganz Bayern sei, den Anteil der Radler am Gesamtverkehr bis 2025 auf 20 Prozent zu erhöhen, sagte Herrmann. Das wäre in etwa eine Verdopplung im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2008. Kommunen, Freistaat und Bund sollten nun die Detailplanungen und die Umsetzung des Konzepts vorantreiben, so Herrmann. Sofern das Land nicht selbst für den Bau zuständig sei, wolle es die Kommunen finanziell unterstützen, denn "auch der Bund will Radschnellwege künftig fördern," so Herrmann weiter.


Radschnellwege und Nürnberger Konzept

Unter Radschnellwegen versteht man vier Meter breite Wege nur für Radler, die möglichst selten von Kreuzungen und Ampeln unterbrochen werden. Auf ihnen soll eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 25 Kilometer pro Stunde möglich sein. Der Belag soll möglichst keine Schlaglöcher haben und glatt sein. Die Wege sollen zudem nachts beleuchtet und auch im Winter befahrbar sein. Ab etwa 2.000 Radler am Tag sollen sich solche Schnellwege lohnen. Auf der am stärksten genutzten Strecke von Nürnberg nach Fürth sind täglich 5.000 bis 6.000 Radler unterwegs. Zu dem Nürnberger Konzept gehören neben den Schnellwegen schmalere "Radhauptverbindungen" von etwa drei Metern Breite und zwei Meter breite "normale" Radwege, weil nicht überall der Bau von Schnellwegen möglich ist.


Sieben ausgewählte Korridore werden geprüft: Von Nürnberg nach Lauf an der Pegnitz, nach Schwabach, nach Oberasbach/Zirndorf/Stein, von Fürth nach Nürnberg und nach Erlangen sowie von Erlangen nach Herzogenaurach.