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Seehofer würde vierter CSU-Bundesinnenminister

Kommt die GroKo zustande, will Horst Seehofer Bundesinnenminister werden. Er wäre in der CSU-Geschichte der vierte in diesem Amt. Wir stellen seine Amtsvorgänger vor: Hermann Höcherl, Friedrich Zimmermann und Hans-Peter Friedrich. Von Peter Kveton

Höcherl der erste CSU-Sicherheitsmann in Bonn

Hermann Höcherl hieß der erste CSU-Bundesinnennminister. Von 1961 bis 1965 hatte er das Amt inne im Kabinett Konrad Adenauer als Nachfolger des zum Außenminister aufgestiegenen Gerhard Schröder. Gerne erzählte der Jurist Höcherl die Anekdote über ein Treffen seines Vorgängers mit seinem französischen Amtskollegen, bei dem sich beide einig waren, dass es in einem Regierungskabinett wohl keinen undankbareren Job gibt, als den des Innenministers:

"Nach allem, was ich in den letzten zweieinhalb Jahren als erster Bayer auf dem Stuhl des Bundesinnenministers erlebt habe, kann ich in der Quintessenz dieser Anekdote nur vom ganzen Herzen zustimmen. Während die Leiter anderer Ressorts sich durch Wohnungsbau, Bau von Straßen und so weiter in der Öffentlichkeit sichtbare Denkmäler setzen können, muss der Bundesinnenminister undankbare Aufgaben wie Verfassungsschutz, Zivilverteidigung und Notstandsfragen lösen."


Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, Innenminister Hermann Höcherl und Kanzler Konrad Adenauer (v.l.)

Ärger bekam Höcherl als er – mit Hilfe der Alliierten – grundgesetzwidrig Telefone abhören ließ. Darauf reagierte er mit dem immer noch gerne zitierten Satz, seine Beamten könnten nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen.

Friedrich Zimmermann – Old Schwurhand als CSU-Hardliner

Viele werden sich noch an Friedrich, genannt Fritz, Zimmermann als CSU-Bundesinnenminister erinnern. Er hatte unter Bundeskanzler Helmut Kohl von 1982 bis 1989 inne. Zimmermann war ebenso wie Höcherl Jurist, außerdem ein enger Weggefährte von Franz Josef Strauß, der ihn schon früh zu Diskussionsveranstaltungen in der CSU mitnahm:

"Schon nach wenigen Besuchen in der Schwabinger Brauerei, wo ich mich zur Diskussion zu Wort gemeldet hatte, fragte mich Franz Josef Strauß, ob ich nicht Mitglied werden wollte, per Sie. Herr Doktor, sagte er, wollen Sie nicht Mitglied werden? Dann sagte ich, Herr Oberregierungsrat, ich werde es mir überlegen."

Meriten verdiente sich Zimmermann als CSU-Generalsekretär, als Mitverantwortlicher am Niedergang der Bayernpartei, die für Zimmermann und die CSU so etwas ähnliches war, wie die Freien Wähler heute:

"Die Bayernpartei, das war Fleisch vom Fleisch der CSU."

Sogar einen Meineid schwor Zimmermann in der sogenannten Spielbankenaffäre, bei der es um die Vergabe von Spielbankkonzessionen ging. Straffrei ging er damals nur deshalb aus, weil ihm das Gericht in zweiter Instanz eine zeitweise, verminderte geistige Leistungsfähigkeit wegen Unterzuckers attestierte. Dass brachte ihm den zweifelhaften Spitzname Old Schwurhand ein.

Aber als Innenminister war Zimmermann immer voll da, in erster Linie als Hardliner in den Jahren 1982 bis 1989. Er hielt nichts von einer multikulturellen Gesellschaft, führte die Kronzeugenregelung ein – also jene Regelung, die möglichen Tätern eine Strafmilderung in Aussicht stellt, wenn sie Mittäter verraten und gegen sie aussagen. Zimmermann verschärfte das Demonstrationsrecht und brachte – als Bundesinnenminister zuständig für das Thema Umwelt – den Katalysator nach Deutschland:

"Ich glaube, dass ich die erfolgreichste Umweltpolitik Europas in den letzte vier Jahren betrieben habe, wie mir alle europäischen Partner bezeugen."

Sein Krisenmanagement während der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl dagegen wurde scharf kritisiert und endete mit der Schaffung eines eigenen Umweltministeriums am 6. Juni 1986.

Kein Mann markiger Sprüche: Hans-Peter Friedrich

Der bisher letzte CSU-Bundesinnenminister war Hans-Peter Friedrich, ein Jurist ebenso wie Höcherl und Zimmermann. Als Karl-Theodor zu Guttenberg wegen seiner Plagiatsaffäre zurücktreten musste und Thomas de Maizière vom Innenressort in die Verteidigung wechselte, wurde Friedrich im März 2011 überraschend Innenminister: Inhaltlich ganz in einer Reihe mit seinen Parteifreunden Höcherl und Zimmermann. Zweieinhalb Jahre hatte er das Amt inne.

An der Vorratsdatenspeicherung störte ihn höchstens das Wort – er hätte sie gerne in "Mindestdatenspeicherung" unbenannt. Er galt als Befürworter des Bundestrojaners und betrachtet den Spruch, dass der Islam zu Deutschland gehört skeptisch. Den hier bereits lebenden will Friedrich das durchaus zugestehen – aber dann wird’s problematisch:

"Das Zweite ist aber die Frage nach der Identität des Landes. Wo kommen die Deutschen her, wo kommt die Kultur dieses Landes her, was hat unsere Wertmaßstäbe geprägt? Und da ist die Antwort ganz klar: Das ist die christlich-abendländische Kultur, und ich weiß gar nicht, wieso man sich da so darüber aufregen kann."

Nun soll also Horst Seehofer der vierte Bundesinnenminister aus den Reihen der CSU werden, und dürfte sich sogar Heimatminister nennen. Allerdings nur, wenn die SPD-Mitglieder der Großen Koalition zustimmen.