Regensburger Bürgerbefragung des Satireportals "Touristifikation"

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Satireportal "Touristifikation" ärgert die Stadt Regensburg

In Regensburg werden derzeit die Bürger befragt: Die Regensburger sollen ihre Meinung zur Neugestaltung des Bahnhofviertels abgeben - per Fragebogen. Diese Aktion ist jedoch umstritten und wird zum Ziel politischer Satire.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

In Regensburg läuft zurzeit eine Bürgerbefragung: Mehr als 140.000 Regensburger über 16 Jahre sollen abgeben. Dort sollen ein Kultur- und Kongresszentrum und ein neuer Busbahnhof gebaut werden. Die Fragebogenaktion kostet mehr als 300.000 Euro und ist hochumstritten. Denn die Bürger dürfen gar nicht darüber abstimmen, ob sie ein neues Kongresszentrum und einen neuen Busbahnhof haben wollen. Sie können nur ankreuzen, ob ihnen die geplanten Neuerungen eher wichtig oder eher unwichtig sind.

Postkarten mit reißendem Absatz

Drei Antwortmöglichkeiten, drei verschiedene Arten "Ja" zu sagen: "" steht in großen Lettern auf der Postkarte. Als Rücksendeadresse ist das "Alte Rathaus in Regensburg" angegeben. 50.000 Mal haben die Aktionskünstler Hubert Lankes und Klaus Schwarzfischer diese Postkarte drucken lassen - in Farbe und Gestaltung erinnert das Kärtchen stark an offizielle Publikationen der Stadt Regensburg.

"Wir haben welche an Freunde verteilt und sofort kommt jeder: 'Du, ich brauch noch ein Packerl'. Die reißen sie mir aus den Händen. Ich glaube die 50.000 reichen nicht." Hubert Lankes

Lankes und Schwarzfischer machen sich lustig über die derzeit laufende, bei der die Bürger zwar gefragt werden - aber nichts entscheiden dürfen. Keine leichte Aufgabe für einen Satiriker, sagen Lankes und Schwarzfischer. "Das ist eine Herausforderung. Natürlich wird die Satire hier von der Realität übertroffen", sagt Lankes.

"Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Regensburg"

Und dabei testen die beiden Polit-Clowns Lankes und Schwarzfischer selber gerne die Grenzen der Satire aus. Seit zwei Jahren betreiben sie das Online-Portal "Touristifikation Regensburg", mit dem sie sich über den Ausverkauf ihrer Heimatstadt lustig machen. In einer "Weltausstellung" präsentierte der Fotograf Lankes zuletzt Ansichten von den hässlichen Seiten der Welterbestadt. Die Ausstellung war ein großer Erfolg - und dem Kulturreferat der Stadt sogar eine finanzielle Förderung wert.

Seither bewerben Lankes und Schwarzfischer ihre Website frech mit offiziellem Regensburg-Logo und dem Zusatz "Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Regensburg". Weil Lankes und Schwarzfischer auf der Website auch für ihre satirische Bürgerbefragung werben, will die Stadt Regensburg jetzt eingreifen, sagt Rathaussprecherin Juliane von Roenne-Styra:

"Das ist keine Aktion der Stadt. Wir werden sie freundlich darauf hinweisen, das Logo von der Website runterzunehmen. Wir sehen das ja sportlich, die hoffentlich auch. Aber in dem Fall muss man deutlich sagen: Hier hat das Logo der Stadt nicht zu suchen." Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra

Satiriker Klaus Schwarzfischer antwortet auf eine solche Vorhaltung - wie auch sonst - ironisch. Er will das Logo der Stadt auch weiter verwenden. "Es ist immer schön, wenn man ein bisschen finanzielle Unterstützung bekommt. Das muss man den Leuten natürlich auch zeigen, dass da jemand da ist, der uns unterstützt", so Schwarzfischer. Die wird also weiterhin für Debatten sorgen - ernsthaft. Oder mindestens zum Spaß.