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Angeschossene Katze Spakus

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Was Tierquäler zu ihrem grausamen Handeln treibt

In den vergangenen Wochen haben sich in Bayern die Fälle von Tierquälerei gehäuft: Ein Spezialist für psychisch kranke Kriminelle erläutert, was Menschen dazu bewegt, solch grausame Taten zu begehen. Von Alexander Hilmer

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Was bringt jemanden dazu, einen Hund aus dem dritten Stock zu werfen, wie vor zwei Wochen in Straubing geschehen? Oder sechsmal mit einem Luftgewehr auf eine Katze zu schießen, wie vor zehn Tagen im oberpfälzischen Blaibach?

Hund Bobby hat den Sturz aus dem Fenster nicht überlebt. Katze Spakus ist halbseitig gelähmt und hat den Kiefer gebrochen; drei der sechs Projektile konnten Tierärzte zwischenzeitlich aus ihrem Körper entfernen.

"Ich kann doch eine Katze nicht in einem Gitter einsperren oder festhalten und dann sechsmal von allen Richtungen auf eine Katze schießen. Der Mann muss krank sein. Ein normaler Mensch täte so etwas nie." Heinz Rehberg, Besitzer von 'Spakus'

Tierquäler suchen "Allmachtsgefühl"

Krank nicht unbedingt, meint der Leiter der Forensischen Psychiatrie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Prof. Kolja Schiltz. Doch die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Störung ist bei solchen Tätern groß. 

"Es gibt Personen, die sich Tiere als Opfer suchen, um sich über die Erniedrigung des Opfers ein Gefühl der Überlegenheit und Allmacht zu verschaffen, um sich selbst in ihrem Selbstwertgefühl zu stabilisieren, um es mit sich selbst überhaupt auszuhalten. Das sind Personen, die einen unsicheren Selbstwert haben, mit einer problematischen Persönlichkeit bis hin zu einer Persönlichkeitsstörung." Professor Kolja Schiltz, Leiter Forensische Psychiatrie LMU

Das gelte auch für Täter, die Nagelköder auslegen, um Hunde schwer zu verletzen wie vor kurzem im Nürnberger Johannisviertel. Oder für den Tierquäler, der vor drei Wochen Wiener Würstchen mit giftigem Weizen präparierte und im oberbayerischen Otterfing verstreute, direkt in der Nähe eines Kinderspielplatzes.

Tiere als Blitzableiter für innere Spannungen

Zwar sei laut Prof. Kolja Schiltz das Motiv bei solchen Taten leichter nachvollziehbar: Oft sei es Störung durch Gebell oder Wut auf den Hundekot im Vorgarten. Doch das psychische Grundproblem des Täters bleibe dasselbe: die Unmöglichkeit des Täters, seine inneren Spannungen unter Kontrolle zu bringen, da er nie gelernt hätte, diese selbständig zu lösen. Haustiere seien als Opfer zum inneren Spannungsabbau dabei aus mehreren Gründen geeignet:

"Wir wissen, dass Haustiere besonders gerne ausgesucht werden, vor allem Katzen, denn die sind klein und können sich nicht so effektiv wehren. Andere Tiere, die ebenfalls gerne ausgesucht werden, sind Pferde, da diese oft als niedlich empfunden werden. Man kann nämlich auch eine Steigerung des Selbstwertgefühls und einen aggressiven Akt darin erleben, wenn man diese für andere niedlichen Tiere erniedrigt, schädigt oder ihnen Leid zufügt." Professor Kolja Schiltz, Leiter Forensische Psychiatrie LMU

Heinz und Uschi Rehberg, die Besitzer der angeschossenen Katze Spakus, haben nun eine Belohnung von fünfhundert Euro zur Ergreifung des Tierquälers ausgesetzt. Denn erst vor kurzem wurde in ihrer Nachbarschaft eine weitere Katze angeschossen - vermutlich von demselben Täter.