Vom Ortsrand aus im Süden ist auf den ersten Blick nicht erkennbar, warum ein millionenschwerer Scheich aus Katar hierher ziehen will. Auf den zweiten Blick im Ortsinnern auch nicht. Rammingen ist ein Straßendorf, wie viele im Unterallgäu, ohne gewachsenen Ortsmittelpunkt. Und auf den dritten Blick auch nicht, denn die Villa liegt am Ortsrand, gleich neben einer größeren Fabrik. Idylle, die einen sofort packt, sieht anders aus. Warum also Rammingen?
Bürgermeister Anton Schwele ist keine wirkliche Hilfe, er ist verschwiegen wie ein Grab, passend zur Adresse des Rathauses, in der Friedhofstraße 2.
"Es ist inoffiziell, dass ein Scheich hierher zieht, offiziell weiß ich nichts, das war ein privater Grundstücksverkauf, da ist die Gemeinde noch nicht involviert." Bürgermeister Anton Schwele
Vergoldete Schlafzimmer
Der Bürgermeister soll den Scheich in der Villa bereits kennengelernt haben. Auch dazu von ihm kein Kommentar: "Das ist privat". Gesprächiger zeigt sich dagegen Johann Zitzler. Der rüstige Senior-Chef hat in der Villa einst die komplette Heizungsinstallation gemacht, inklusive Fußbodenheizung für den Innenhof, damit kein Schnee liegen bleibt. Und Gold glänzt auch in der künftigen Scheich-Villa, was angeblich besonders bei der Frau des Scheichs Eindruck hinterließ.
"Wie mir erzählt wurde, ist die Frau des Scheichs Kunsthistorikerin und war von der Inneneinrichtung sehr angetan, die Schlafzimmer sind ja teilweise vergoldet und versilbert." Handwerker Johann Zitzler
Vorbesitzer wusste Luxus zu schätzen
Vergoldete Schlafzimmer? Im Unterallgäu? In Rammingen? Vielleicht hilft der Blick auf den Vorbesitzer. Der im Februar, kurz vor seinem 90. Geburtstag, verstorbene Johann Boxler war ein Vollblut-Unternehmer und spezialisiert auf Holzinnenausbau. Er war äußerst erfolgreich, weltweit, stattete Münchener Luxus-Hotels wie Bayerischer Hof oder Vier-Jahreszeiten aus, viele Promi-Wohnungen und auch die Yacht des Scheichs von Oman.
Seine Villa, gleich neben der Fabrik, diente ihm als Art Ausstellungsraum. Hier zeigte er gerne, was an Luxus möglich ist: zum Beispiel ein 1:1 Nachbau eines Apothekerschrankes aus Schloss Linderhof des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. Für die Frau des Scheichs, der Kunsthistorikerin, war das angeblich mit ein Kaufgrund. Gesehen hat Handwerker Johann Zitzler den Scheich und seine Familie nicht, aber er weiß aus erster Hand Bescheid:
"Also Frau Boxler, die Witwe, hat mir erzählt, das sind sehr nette Leute und die Villa gefällt ihnen, es sollen noch ein Hubschrauber-Landeplatz und Anbauten dazu kommen." Handwerker Johann Zitzler
Und wenn das alles kein Märchen aus 1001 Nacht ist, wird der Scheich mit Familie schon im Januar in die Villa einziehen - und Rammingen, die 1.600- Seelen- Gemeinde im Unterallgäu, bekommt einen Platz auf der Jet-Set-Weltkarte der Schönen und Reichen. Fotos der Villa sind noch auf der Homepage des Maklers gr-immobilien zu sehen.