Muslime ohne Moschee

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Moschee der Zukunft - jenseits großer Islamverbände?

Die Eröffnung der Goethe-Ibn Rushd Moschee in Berlin im Juni 2017 wurde als Sensation gefeiert. Eine offene, deutschsprachige Moschee, die sich für den Dialog mit anderen Religionen einsetzt. Auch in Bayern tut sich etwas. Von Nabila Abdel Aziz

Über dieses Thema berichtet: Religion und Orientierung am .

Jenseits der großen Islamverbände könnten die Moscheen der Zukunft entstehen. Eines der ersten, aufsehenerregenden Moscheebau-Projekte in Bayern befindet sich in der Münchner Altstadt. In einem unscheinbaren Gebäude ohne Kuppel und Minarett liegt das Münchner Forum für Islam. 2014 vom Penzberger Imam Benjamin Idriz ins Leben gerufen, sollte das Forum eine Moschee der anderen Art sein: offen, dialogbereit, kritisch. Der Bau einer großen, repräsentativen Moschee scheiterte aber an der Finanzierung. Eine neue Bewegung trage nun die Idee weiter, so Imam Ahmad Popal, der die Initiative leitet.

Jüdischer Stadtrat unterstützt Moschee-Projekt

Ahmad Popal möchte zusammen mit einer Gruppe junger Muslime eine Moschee in München gründen. Als die letzte Moschee in der Innenstadt schließen musste, kümmerte sich Popal zusammen mit CSU-Politiker Marian Offman um vorübergehende Gebetsräume für das Freitagsgebet. Offman, der einzige jüdische Stadtrat Münchens, unterstützt den Imam.

"Imam Popal verkörpert gleichsam eine liberale Form des Islams. Er befindet sich uneingeschränkt auf dem Boden unseres Grundgesetzes. Er hat eine Positionierung zu anderen Religionen, die auch eine Gleichwertigkeit unterstellt und das kann ich nur begrüßen." CSU-Politiker Marian Offman

Eine muslimisch-jüdische Zusammenarbeit, die nicht selbstverständlich ist - gerade jetzt vor dem Hintergrund des Konflikts um die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels.

Gleichberechtigung für alle - Frauen, Männer, Homosexuelle

Popal ist 27 und in München geboren. In Südafrika und Istanbul hat er sich zum Imam ausbilden lassen. Popal verhandelt zwischen verschiedenen Welten.

Ähnlich wie das Forum für Islam, sollen sich bei dem Moschee-Projekt Muslime unterschiedlichster Couleur versammeln. Vereinen soll sie die deutsche Sprache und der Respekt für alle – auch für homosexuelle Muslime. Frauen und Männer sollen gleichberechtigt sein, sogar im selben Raum beten. Einen Trägerverein gibt es schon. Was noch fehlt, sind passende Räumlichkeiten.

Unabhängige Grassroot-Moschee

Auch in Nürnberg gibt es ein neues Projekt. Es soll eine Moschee entstehen, in der Muslime zwei Dinge vereinen können: ihre Religiosität und ihre europäische Identität, sagt der Sprecher des Vereins "Islam Forum Nürnberg", Saleh Peter Spiewok.

Ein syrischer Imam hat die Nürnberger Initiative ins Leben gerufen. Abdelrahman al Hut kam 2012 mit einem Arbeitsvisum nach Deutschland. Schon in Syrien war er Prediger. In Nürnberg möchte er vor allem Geflüchteten dabei helfen, sich und ihre Religion für die hiesige Gesellschaft zu öffnen.

Kritischen Dialog ermöglichen

Wie bei so vielen Moscheen gibt es noch Probleme mit dem Brandschutz. Aber das sind nicht die einzigen Herausforderungen. Es hapert ausgerechnet an der Deutschsprachigkeit. Auch sind Frauen noch nicht so involviert, wie der Imam es sich wünscht. Es müssen kleine Schritte gemacht werden, um die vielen konservativen Moscheebesucher mitzunehmen, so Spiewok.

Die Projekte in München und Nürnberg vereint, dass sie ohne schrille Töne oder Label wie liberal oder konservativ auskommen. Sie wollen vor allem den kritischen Dialog ermöglichen, auch den innerislamischen.