Der "Pilgerhof" in Altenmünster
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Der "Pilgerhof" in Altenmünster

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Lust aufs Landleben: Pilgerhof lässt Dorfleben aufblühen

Lange lag es im Trend, in die Städte zu ziehen. Kurze Wege zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen, zum Arzt. Doch neuerdings erfreut sich auch das Dorfleben wieder wachsender Beliebtheit. Zum Beispiel in Altenmünster im Landkreis Schweinfurt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Dorf Altenmünster liegt 20 Kilometer nördlich von Schweinfurt unweit des Ellertshäuser Sees. Obwohl dort nur 200 Menschen wohnen, funktioniert die Dorf-Gemeinschaft. Das liegt unter anderem am sogenannten Pilgerhof, einem alten Gehöft in der Ortsmitte. Immer Sonntags gibt es hier selbstgebackenen Kuchen, serviert von den Inhabern Traudl und Joachim Schmitz. Ihr Freund und Mitstreiter Michael Baum steht in der Küche und sorgt für kleine herzhafte Speisen wie Quiche, Gerupften oder ein Paar Krakauer. Für die Menschen aus Altenmünster ist der Pilgerhof zum zweiten Wohnzimmer geworden.

Viel Herzblut in das Projekt gesteckt

Traudl Schmitz, Joachim Schmitz und Michael Baum sind die treibende Kraft für das neue Leben in dem alten Gehöft, das vor rund 250 Jahren als landwirtschaftlicher Vierseithof in Fachwerkbauweise entstand. Zuletzt diente der Pilgerhof als Bildungshaus des Bistums Würzburg, das den Ort wählte, weil in Altenmünster im 17. Jahrhundert der Selige Liborius Wagner als Priester wirkte. Deshalb auch der Name Pilgerhof, weil hier auch Wallfahrer Kost und Logie fanden.

Heute ein überregionaler Treffpunkt

Im Jahr 2019 wechselte der "Pilgerhof" den Besitzer. Eine private Investorengruppe um die Drei von der Pilgerstube kaufte das Anwesen und entwickelt es nach und nach zu einem überregionalen Treffpunkt. Die ehemalige Kapelle dient als Veranstaltungsraum für Konzerte, Lesungen aber auch für private Feiern. Gäste können dann sogar in ehemaligen Pilgerbetten übernachten.

Umbau zum Mehrgenerationenhaus geplant

Das Herzstück des Ganzen aber soll ein Mehrgenerationenhaus werden. Traudl und Joachim Schmitz, wohnen bereits seit zwei Jahren hier. Sie hat ihren Beruf als Optikerin aufgegeben, er ist Architekt im Ruhestand. Als solcher hat er viele Ideen, wie sich die ehemaligen Gästezimmer im Pilgerhof zu Wohneinheiten umbauen lassen. Vier bis fünf Privatbereiche für maximal zwölf Erwachsene plus Kinder sind machbar. Denn die Wohnungen werden eher klein, weil es darüber hinaus ja großzügige Gemeinschaftsräume geben soll, zum Kochen, Essen und Wohnen.

Traudl und Joachim Schmitz im interview.
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Traudl und Joachim Schmitz

Interessenten brauchen "Bock auf Begegnung"

Interessenten gebe es bereits, sagt Schmitz. Einige wollten zum Probewohnen kommen. Man müsse sich ja erst einmal ein Bild machen, ob die Umstände für einen passen. Seine Frau Traudl ergänzt, dass ihre künftigen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner auf jeden Fall "Bock auf Begegnung" haben müssten. Wer am Wochenende die absolute Ruhe sucht, für den sei der "Pilgerhof" eher nicht das Richtige. Weil es hier eben kulturelle oder private Veranstaltungen geben soll und die Pilgerstube auch für Leben sorge.

Alles Nötige in erreichbarer Nähe

Das Ehepaar Schmitz hat es eigenen Aussagen zufolge bislang keine Sekunde bereut, aufs Land gezogen zu sein. "Wir vermissen hier nichts", sagen die beiden übereinstimmend. Alles was man brauche – vom Supermarkt über das Ärztehaus und die Apotheke, finde man fünf Kilometer weiter im Hauptort Stadtlauringen. Und in 20 Minuten sei man auch in Schweinfurt. Für größerer Einkäufe, Kino- oder Restaurantbesuche sei das jederzeit machbar – und Kultur veranstalteten sie ja schließlich auch selbst.

Wehmutstropfen: Ohne Auto geht es halt nicht

Ja, aufs Auto sei man hier natürlich schon angewiesen, aber das sei auch schon der einzige Nachteil des Dorflebens, erklärt Markus Köttler. Der 33-Jährige ist in Altenmünster aufgewachsen, war die vergangenen Jahre aber beruflich in Baden-Württemberg beschäftigt. Jetzt zieht er wieder her, baut das Haus seiner Oma, gleich neben dem "Pilgerhof" um. Köttler träumt davon, neben seinem Job in der Industrie noch etwas Landwirtschaft zu betreiben. Er freut sich auf die alte Dorfgemeinschaft, in deren Vereinsstrukturen er sich einfach wohlfühlt.

Die 83-jährige Betty Lauer springt ihm zur Seite: Es sei toll, sagt sie, dass viele junge Leute hier leben und sogar wieder herziehen. Sie schwärmt von dem frischen Wind, der dank dem neuen Betreiberteam durch den Pilgerhof weht. "In Altenmünster ist was los", fasst sie zusammen und sagt: "Und wenn nichts los ist, wird was gemacht!"

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Altenmünster im Schweinfurter Oberland unweit des Ellertshäuser Sees

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