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Kritik an Bericht über Missbrauch unter Domspatzen-Schülern

Ein Bericht des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" über Missbrauchsfälle auch unter Schülern bei den Regensburger Domspatzen schlägt derzeit Wellen. Hinweise auf solche Vorfälle gibt es aber schon länger. Ein Opfervertreter übt Kritik an dem Bericht.

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Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Bei den Regensburger Domspatzen hat es offenbar nicht nur Gewalt und Missbrauch von Erziehern und Priestern gegeben. In "Report Mainz" erzählt ein ehemaliger Schüler, er sei jahrelang im Internat der Domspatzen von älteren Schülern sexuell missbraucht worden. 

Irritation bei Opfervertreter

Peter Schmitt, Mitglied des Aufarbeitungsgremiums für Missbrauchsfälle aus den Jahren 1945 bis 1992 bei den Regensburger Domspatzen, zeigte sich angesichts des Fernsehberichts irritiert. Der Beitrag sei, was die laufende Aufarbeitung betrifft, nicht korrekt recherchiert. Bezüglich sexuellen Missbrauchs unter Schülern werde zwar aus dem Abschlussbericht zitiert, jedoch werde der Hinweis, dass sich eine sozialwissenschaftliche Studie auch mit dieser Thematik beschäftigt, komplett ignoriert. Zudem stütze sich der TV-Bericht auf zwei Fälle, was die Schlussfolgerung auf ein vorhandenes System in keinster Weise rechtfertigt. Gegenüber dem BR sagte Schmitt, der selbst Domspatz war und in der Vorschule der Domspatzen in Etterzhausen massive körperliche Gewalt erlebt hatte, er könne nicht nachvollziehen, warum jetzt ein neues Fass aufgemacht und die umfangreiche und transparente Aufarbeitungsarbeit, die nach wie vor läuft, in Frage gestellt werde.  

Reaktion des Bistums steht noch aus

Noch ist offen, ob sich das Bistum Regensburg und die Domspatzen zu den im Filmbericht thematisierten Fällen von Missbrauch unter Schülern des Dompatzen-Internats äußern werden. Der Bayerische Rundfunk hat um eine Stellungnahme gebeten. 

Ehemaliger Domspatz als Zeuge

Dem "Report Mainz"-Zeugen zufolge sei es gängige Praxis gewesen, dass sich ältere Schüler an jüngeren vergingen. Der Mann selbst hat fünf Jahre seiner Kindheit bei den Domspatzen verbracht, von 1987 bis 1992. Während dieser Zeit habe er immer wieder Übergriffe durch ältere Schüler erlebt – in Zimmern, in Toiletten, Duschen und im Schwimmbad sowie auf Konzertreisen. Seinen Eltern hatte er sich nach eigener Aussage aus Scham nie anvertraut.

Misshandlungen und Übergriffe seit langem Thema

Einer größeren Öffentlichkeit waren bisher in erster Linie Misshandlungen und sexuelle Übergriffe durch Personal bekannt. Hierzu hatte das Bistum einen unabhängigen Sonderermittler eingeschaltet, der die Fälle untersuchen sollte. Im vergangenen Jahr legte er seinen Abschlussbericht vor. Demnach waren bei den Domspatzen über Jahrzehnte mehr als 500 Chorknaben Opfer von Gewalt, Misshandlung und sexuellem Missbrauch durch Priester und Erzieher geworden. Die Dunkelziffer wird auf rund 700 Fälle beziffert. 

Im Abschlussbericht finden sich aber auch bereits Verweise auf Übergriffe unter Schülern. Und es wird aktuell an einer Studie gearbeitet, die eben diese Übergriffe untersuchen soll. Die sei also keineswegs abgeschlossen, hieß es bereits damals.