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Protest gegen den Kramertunnel

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Kramertunnel / Garmisch: Bund Naturschutz will nicht mehr klagen

Trotz Ablehnung: Der Bund Naturschutz hat sich nun gegen eine Klage in Sachen Kramertunnel entschieden. Der jahrzehntelange Streit hatte Anwohner und Naturschützer gegeneinander aufgebracht. Nun dürfte der Tunnelbau weitergehen. Von Martin Breitkopf

Zwar können noch generell bis zum 18. September Klagen eingebracht werden, aber mit der heutigen Entscheidung ist der Weiterbau des Kramertunnels sehr wahrscheinlich. Die Naturschützer sprechen vom Kramertunnel als "Lehrstück für Fehlplanung" und sehen hier den "Tiefpunkt des bayerischen Straßenbaus".

Die Naturschützer werfen den staatlichen Planern das Versiegen mehrerer Quellen und das Austrocknen von Feuchtflächen nahe der Tunnelbaustrecke vor. Die Arbeiten ruhen seit vier Jahren, nachdem beim Bau des Erkundungsstollens große Mengen Wasser eingedrungen waren.

Weiterbau nach vier Jahren in Sicht

Daraufhin änderte die Baubehörde das Verfahren. Der Tunnel soll nun mit einer vorübergehenden, örtlich begrenzten Grundwasserabsenkung gebaut werden, wie die Regierung von Oberbayern zum Planänderungsbeschluss mitteilte. An der Trasse selbst unter dem Kramer ändert sich nichts. Dies ist laut Bund Naturschutz für die Natur die schlechteste Variante - und für den Bürger mit geschätzten 235 Millionen Euro auch die teuerste.

Bund Naturschutz hatte Alternativ-Tunnel im Blick

Eine ökologisch sinnvolle Alternativroute über amerikanisches Hoheitsgebiet sei laut Andreas Keller, dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden des Bund Naturschutz, nie weiter verfolgt worden. Gegenüber der Presse zeigte er mehrere Unterlagen, in denen die Amerikaner einer Untertunnelung zugestimmt hätten. Die Route wäre also umsetzbar gewesen. Jedoch mit der Skiweltmeisterschaft 2011 sei auf Nachdruck die Trasse durch den Kramertunnel ins Spiel gekommen. 

Alle früheren Klagen sind gescheitert

In einer Rekordzeit wurde für die Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen geplant. Warnungen des Bund Naturschutz vor einem erheblichen Eingriff in die Geologie des Berges seien nicht beachtet worden. Sämtliche Klagen vor Gericht sind alle gescheitert. Daher werde für den Schaden an der Natur niemand zur Rechenschaft gezogen, das ist für Mergner unfassbar. Naturschützer Andreas Keller, der sich jahrzehntelang mit der Planung beschäftigt hat, unterstellt den Straßenbauern sogar, dass sie die Bürger mit einem Konstrukt von Lügen seit Jahren blenden würden.

Naturschützer Döring will Streit mit Anwohner nicht weiter befeuern

Trotzdem sprach sich der Kreisvorsitzende Axel Döring gegen eine Klage aus. Er unterstellt den Behörden, aber auch der Justiz, Uneinsichtigkeit und Unwilligkeit, daher sei ein weiterer Kampf für die Natur am Kramertunnel aussichtslos. Eine Klage würde die Situation sowieso nicht mehr ändern. Auch erhoffe er sich durch den Klage-Verzicht eine Befriedung im Ort. Der jahrzehntelange Streit hat Anwohner und Naturschützer gegeneinander aufgebracht. Eine Klage hätte womöglich die Situation weiter eskalieren lassen.

Bürgermeisterin fällt ein Stein vom Herzen

Sigrid Meierhofer, Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen, begrüßte die Entscheidung gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Ihr sei ein Stein vom Herzen gefallen, als sie vom Klage-Verzicht hörte. Gerade für einen Tourismusort wie Garmisch-Partenkirchen sei die aktuelle Verkehrssituation untragbar. Meierhofer hofft, dass jetzt nicht doch noch Klagen von anderen Kritikern eingehen, so dass die Bauarbeiten am Kramertunnel zeitnah weitergehen können.

Jahrzehntelanger Streit um den längsten Tunnel Bayerns

Seit Anfang der 80er Jahre wird um die Ortsumgehung von Garmisch-Partenkirchen gestritten. Der Kramertunnel ist ein Teil der im Bau befindlichen neuen Trasse der B 23, die zu einer Entlastung des Verkehrsaufkommens auf der Ortsdurchfahrt von Garmisch-Partenkirchen, Ortsteil Garmisch, führen soll. Der Tunnel ist mit einer Länge von 3.577 Metern geplant. Sofern der Kramertunnel fertig gestellt wird, wäre er dann der längste Straßentunnel des Freistaats und einer der zehn längsten in Deutschland.