Obdachlosigkeit

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Kommunen fordern mehr Hilfe für Obdachlose

Die Zahl der Obdachlosen in Bayern steigt weiter an. Die Kommunen, die für die Versorgung dieser Menschen zuständig sind, fordern mehr Unterstützung. Der Freistaat will nun auch die Hilfe für Menschen ohne Wohnung verstärken. Von Erich Wartusch

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Vor allem in den bayerischen Großstädten ist die Zunahme der Obdachlosigkeit deutlich spürbar. Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur melden München, Würzburg und Erlangen steigende Zahlen. Am stärksten ist der Anstieg in Nürnberg: Für das Jahr 2014 wurden dort noch 1.550 Menschen gezählt, die in den Obdachlosenunterkünften im Stadtgebiet untergebracht waren oder im Freien lebten. In diesem Jahr sind es laut Sozialamt der Stadt bereits 2.020 Menschen.

Runder Tisch soll Hilfsangebote vernetzen

Konkrete Zahlen für ganz Bayern gibt es nicht. Die meisten Kommunen registrieren nur die Anzahl der Übernachtungen in städtischen Obdachloseneinrichtungen. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote - öffentliche, aber auch privat organisierte etwa von den Mutter-Teresa-Schwestern, dem Münchner Forum für Islam und den "Ärzten der Welt" - die es nun nach Ansicht von Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer zu vernetzen gilt. Deshalb hat sie Anfang Juli zum ersten Mal einen Runden Tisch ins Leben gerufen, an dem neben den Kommunen auch die Kirchen, Sozialverbände und die Bahnhofsmission teilgenommen haben:

"Hier bringen wir alle Stellen, die es überhaupt schon gibt, zusammen. Wichtig ist zu erfahren: Wo gibt es denn genau die Probleme und welche Menschen sind von Obdachlosigkeit bedroht? Wir haben faktisch keine Zahlen dazu. Da brauchen wir mehr Kenntnis, da wir passgenaue Hilfen machen wollen, die bei den Betroffenen ankommen.“ Kerstin Schreyer

"Es werden jeden Tag mehr"

Zusammen mit Ministerpräsident Markus Söder besuchte Kerstin Schreyer heute die Obdachlosenhilfe St. Bonifaz in München. Etwa 250 Menschen versorgen die Helfer der Einrichtung täglich mit Essen und Kleidung. Die Menschen können dort duschen, bekommen Beratung und ärztliche Versorgung.

"Es werden jeden Tag mehr Leute, die hierherkommen. Es fehlen Arbeiter-Wohnungen in der Stadt, da muss einfach mehr gebaut werden." Frater Emmanuel Rotter von der Obdachlosenhilfe St. Bonifaz München 

Kommunen wünschen sich bayernweite Standards

Die bayerischen Kommunen wünschen sich mehr Unterstützung vom Freistaat. Der Sozialreferent der Stadt Augsburg, Stefan Kiefer, fordert mehr Unterbringungsmöglichkeiten auf dem Land zur Entlastung der Städte. Er spricht sich für bayernweite Standards bei der Unterbringung von Obdachlosen aus.

Die Wünsche haben auch bereits Gehör gefunden im Sozialministerium: Kerstin Schreyer kündigte an, dass der Freistaat gemeinsam mit Kirchen, Kommunen und Verbänden eine Stiftung zur Obdachlosenhilfe errichten will.