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Waffenschein

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Kleiner Waffenschein: Nachfrage in Bayern geht zurück

Bayern erlebte 2016 einen beispiellosen Boom des kleinen Waffenscheins: Viele Menschen deckten sich mit Schreckschusswaffen und Pfefferspray ein. Vergangenes Jahr ist die Nachfrage wieder gesunken. Von Tobias Brunner

Evi Hallhuber steht in ihrem Waffengeschäft in Mühldorf am Inn. Gemeinsam mit ihrem Mann verkauft sie hier Pistolen und Gewehre aller Art, zu ihren Stammkunden gehören viele Jäger und Sportschützen aus der Region. Auf dem Tisch vor Hallhuber liegen Schreckschusswaffen in schwarz, weiß, silber. Auch die gehören zum Sortiment – und erlebten in der Vergangenheit einen beispiellosen Boom.

Großer Ausverkauf nach Terroranschlag

2016, im Jahr nach den Silvester-Übergriffen und den Anschlägen von Paris, konnten sich die Hallhubers vor Kunden kaum mehr retten. Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen, dazu Pfefferspray – alles war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. "Das Telefon hat damals 150 Mal am Tag geläutet. Das war wirklich unvorstellbar – so etwas hatten wir noch erlebt", erzählt sie.

Vergangenes Jahr ist die Nachfrage laut Hallhuber wieder deutlich zurückgegangen. "Der Hype von 2016 ist wieder abgeklungen, es ist wieder ruhiger. Insgesamt ist es zwar ein bisschen mehr als früher, aber bei weitem nicht mehr so extrem."

Das Waffengeschäft in Mühldorf steht stellvertretend für einen bayernweiten Trend: Der Run auf den kleinen Waffenschein hat nachgelassen. Zwar ist die Zahl der Scheine im vergangenen Jahr um rund 12.000 gestiegen – etwa 94.000 Menschen in Bayern besaßen damit einen solchen Schein. Doch dieser Zuwachs fällt deutlich kleiner aus als im Rekordjahr 2016. Damals war die Zahl der Scheine um rund 33.000 in die Höhe geschossen. Über die Gründe will Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nicht spekulieren:

"Es ist auch nicht Aufgabe der bayerischen Polizei, da Marktforschung zu betreiben. Es ist wichtig, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen in Bayern keinen Anlass für so etwas sieht." Joachim Herrmann

Anträge sind in allen Städten und Landkreisen zurückgegangen

Ob der Markt aber inzwischen vielleicht gesättigt ist, ob sich also einfach die meisten Interessenten mit einem kleinen Waffenschein oder einer Schreckschusswaffe eingedeckt haben – dazu will das Innenministerium nichts sagen.

Fest steht: Die Neu-Anträge sind in allen Städten und Landkreisen zurückgegangen, die der BR stichprobenartig befragt hat. In München zum Beispiel waren es 2016 rund 2.300 Neu-Anträge, vergangenes Jahr nur noch etwa 1.000. Auch in Mühldorf haben sich die Anträge wie in anderen Städten mehr als halbiert

Doch viele Waffenhändler warnen: Wer einen kleinen Waffenschein beantragt, um etwa eine Schreckschusspistole zu führen, sollte sich nicht täuschen lassen. Zwar mag die Pistole ein Gefühl von Sicherheit vermitteln – doch zur Selbstverteidigung sei sie nicht geeignet. Und auf öffentlichen Veranstaltungen, auf Festen oder Märkten sind die Waffen laut Gesetz ohnehin verboten.