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Symbolbild: Gewalt gegen Frau

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Gewalt an Frauen: Besuch im Passauer Frauenhaus

Wenn Frauen keinen Ausweg mehr wissen, bieten Frauenhäuser Hilfe und Schutz. In Passau wurde ein neues Haus gebaut. Eine junge Frau wohnt mit ihren drei kleinen Kindern hier. Sie floh vor ihrem gewalttätigen Ehemann.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die junge Frau darf nicht erkannt werden - darum nennen wir sie Jasmin. Seit einigen Tagen wohnt sie mit ihren drei kleinen Kindern im neuen Frauenhaus in Passau. Dieses wurde unter anderem auch mit 500.000 Euro Spendengeld aus der BR-Benefizaktion "Sternstunden" gebaut.

"In bin hier, weil ich mich von meinem Mann trennen musste. Ich musste weg, weil er handgreiflich geworden ist. Und ich wollte nicht, dass meine Kinder das mitbekommen." Jasmin

Ehemann schickt Frau in Sicherheit

Zwei Mal ist Jasmins Mann ausgetickt und hat sie ins Gesicht geschlagen - vor den Kindern. Deshalb die Flucht ins neue Frauenhaus nach Passau. Niemand weiß, dass sie hier Unterschlupf gefunden hat. Schon gar nicht ihr Mann - der aber auch gar nicht versucht, sie zu finden, erzählt die hübsche Frau. "Mein Mann weiß, dass ich im Frauenhaus bin. Er weiß halt nicht, in welchem. Er hat mich sogar dazu aufgefordert, hierher zu gehen. Klingt verwirrend, ich weiß. Aber ich denke, er weiß, dass er in bestimmten Situationen wieder ausfallend und gewalttätig werden kann und dass er sich nicht unter Kontrolle hat. Deshalb will er, dass ich hier bin.“

Jasmin - eine Frau von vielen, die Gewalt in der Beziehung erleben. Silvia Nigl, die Leiterin hier im Frauenhaus, erzählt, mit welchen Schicksalen sie tagtäglich zu tun hat.

"Zum Beispiel die Frau mit zwei Kindern, die körperliche Gewalt durch ihren Ehemann erfahren hat. Es waren Schläge ins Gesicht. Und auch gegen die Kinder. Ein Bub wurde mit dem Kopf gegen den Türstock geschlagen. Eine weitere Bewohnerin war sexueller Gewalt ausgesetzt. Sie kam im Schlafanzug hier an. Sonst hatte sie nichts dabei, weil sie einfach nur geflohen ist." Silvia Nigl

Keine Einzelfälle, sagt auch die Statistik. Im vergangenen Jahr sind bayernweit knapp 20.000 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt worden. In Niederbayern knapp 1.800. Die Wirklichkeit ist noch schlimmer. Nur etwa 40 Prozent der Frauen, die von ihren Männern geschlagen werden, trauen sich auch, zur Polizei zu gehen.

Platz für 15 Frauen

Es sieht erstaunlich aufgeräumt aus in der großen Küche des Frauenhauses - an den Esstischen spielen Bewohnerinnen mit ihren Kindern. Einige halten sich in den schönen Zimmern im ersten Stock auf. Der Neubau war unbedingt notwendig, weiß Hildegard Weileder-Wurm vom Referat Frauen im Bistum Passau. Im alten Haus gab es nur fünf Plätze. Viele Frauen, die Hilfe suchten, mussten abgewiesen werden. Im neuen Frauenhaus ist Platz für 15 Frauen und ihre Kinder. Die 1,4 Millionen Euro, die zu einem großen Teil von der Diözese Passau und mit Spenden aufgebracht wurden, seien gut angelegt:

"Das Frauenhaus ist klasse. Ich finde, dass Frauen, die so Schlimmes erlebt haben, so was Schönes zusteht." Jasmin

Jasmin holt ihre drei Kinder zu sich. Gleich gibt es Essen am großen Tisch neben der Küche. Sie wirkt erleichtert. Sie hat Hoffnung. Das Frauenhaus soll der Start für ein neues Leben sein - ein Leben ohne Gewalt. Sie will so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen und ihr eigenes Leben zurück. Einen Weg zurück zu ihrem Mann schließt sie aus.

Die Statistik spricht für Jasmin. Über 70 Prozent der Frauen, die im Frauenhaus Zuflucht gefunden haben, schaffen einen Neuanfang - ohne Gewalt.