Eine Feuerwehrfrau aus Philippsreut bei einer Übung an einem Auto
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Frauen bei der Feuerwehr: Philippsreut macht es vor

Noch immer sind in Bayern deutlich mehr Männer als Frauen bei der Feuerwehr. In Philippsreut aber wird die Truppe seit Jahren weiblicher. Der Grund: Der Kommandant hat Frauen an der Haustür geworben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Übung in Philippsreut im Landkreis Freyung-Grafenau: ein Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten. Rund 30 Feuerwehrmänner und -frauen rücken aus. Mit dem Rettungsspreizer schneiden sie das Auto auf und holen Verletzte aus dem Wagen. Es ist eine der größten Übungen seit längerer Zeit. Die Truppe wirkt eingespielt, jeder Handgriff sitzt - obwohl die Mannschaft in dieser Konstellation noch nicht seit Jahrzehnten im Einsatz ist.

Zehn Frauen sind noch relativ neu dabei. Sie waren nicht bei der Jugendfeuerwehr, sie sind Quereinsteigerinnen und wurden auf ungewöhnliche Art geworben. Feuerwehrkommandant Christian Kilger ist durch den Ort gezogen und hat die Frauen an der Haustür angesprochen.

Von 60 Frauen bleiben zehn

Drei Jahre ist das nun her. Von den 60 Frauen, die er angesprochen hat, kamen 20 zum Infoabend. Heute sind zehn Frauen fest dabei. Ein Jahr lang bekamen sie einen eigens zugeschnittenen Übungsplan. Denn sie sollten von Anfang an voll ins Geschehen eingreifen können. Der Plan ging auf: Erst vor wenigen Wochen haben wieder zwei Frauen ihre Truppführerausbildung abgeschlossen.

Jana Stockinger zum Beispiel. Die 20-Jährige studiert Grundschullehramt und wäre von selbst nicht auf die Idee gekommen, zur Feuerwehr zu gehen. "Für mich war das schon männlich behaftet. Ich dachte zum Beispiel auch, dass die Geräte zu schwer sind. Aber wenn man die richtigen Griffe kennt, geht das. Und bei einem Einsatz ist man ja nie alleine. Wir helfen uns gegenseitig. Für mich ist es ein richtig schönes Ehrenamt", sagt sie.

Modell für andere Feuerwehren

Die Idee findet Nachahmer. Der Kreisfeuerwehrverband München hat sich schon bei Kommandant Christian Kilger gemeldet. Denn alle Freiwilligen Feuerwehren stehen vor demselben Problem: Nachwuchsmangel. Da sei es logisch und überfällig, gezielt Frauen anzusprechen, findet Kilger. "Die Aktion hat sich gelohnt. Ich hätte mich schon gefreut, wenn nur eine Frau zur Feuerwehr gekommen wäre. Dass es jetzt zehn sind, ist eine Bereicherung", sagt er. Das Engagement der Philippsreuter Feuerwehr blieb nicht unbemerkt: Es wurde 2019 mit dem Bürgerpreis des Bayerischen Landtags gewürdigt.

💡 Frauen in der Feuerwehr

Frauen sind in bayerischen Feuerwehren noch immer in der Minderheit. Wie der Landesfeuerwehrverband mitteilt, gibt es in diesem Jahr 326.556 aktive Feuerwehrleute in Bayern, davon sind 31.408 Frauen. Das entspricht zehn Prozent.

Der Trend geht nur langsam nach oben. Vor zehn Jahren machte der Frauen-Anteil in Bayerns Feuerwehren sieben Prozent aus.

Die bayerischen Zahlen liegen auch im bundesweiten Schnitt. Laut Feuerwehrverband Deutschland waren 2018 neun Prozent der Mitglieder bei Freiwilligen Feuerwehren weiblich.

In Bayern sind rund 315.000 Feuerwehrler im aktiven Dienst - aber nur rund zehn Prozent davon sind Frauen! Immer noch eine Männerdomäne, was aber besonders kleinere Orte vor Probleme stellt. In Phillipsreuth hat man sich aktiv um Frauenpower bemüht ...
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In Bayern sind rund 315.000 Feuerwehrler im aktiven Dienst - aber nur rund zehn Prozent davon sind Frauen!

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