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Shaul Ladany

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Olympia-Attentat: Kein Taktgefühl bei Gedenkfeier

Für die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 wird am 6. September eine Gedenkstätte eingeweiht. Allerdings scheint es dem Kultusministeriums an Taktgefühl im Umgang mit einem der Überlebenden zu fehlen. Von Eva Lell

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen.

Dass es künftig eine Gedenkstätte geben soll, freut ihn. Die Einladungspraxis der Staatsregierung zum Gedenkakt am 6. September ärgert ihn aber.

"Ich bin sauer. Erst wusste ich gar nicht, dass es überhaupt einen Gedenkakt gibt. Ich habe nur Gerüchte gehört und mich dann von mir aus ans Bayerische Kultusministerium gewandt. Ich denke fast täglich an das, was in München passiert ist, und an das, was ich durchgemacht habe." Shaul Ladany, Teammitglied der israelischen Mannschaft von 1972

Muss Überlebender Reisekosten selbst tragen?

Ladany ist 81 Jahre alt und hat das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt. 45 Jahre nach dem Olympiaattentat fühlt er sich als Gast der Staatsregierung schlecht behandelt. Erst Mitte August erhielt er eine Einladung, und erst auf Nachfrage kam die schmallippige Antwort aus dem Ministerium, dass er die Kosten für Flug und Unterkunft selbst tragen müsse und dass er zum ersten Teil des Gedenkakts nicht eingeladen sei. Das Bayerische Kultusministerium räumt Kommunikationsprobleme ein.

"Ich kann nachvollziehen, dass ein Mensch, der selbst der Mannschaft angehört hat, im ersten Moment möglicherweise die Beweggründe nicht versteht, warum es hier zwei Feierstunden gibt. Das ist nicht ausreichend kommuniziert worden. Es ist immer schlecht, wenn ein Kommunikationsproblem da ist. Darüber kann man reden und sollte das auch aufklären." Ludwig Unger, der Sprecher des Kultusministerium

Nun vielleicht doch

Auf BR-Anfrage erklärt der Sprecher des Kultusministeriums, dass es am 6. September eine Veranstaltung geben soll, zu der nur enge Angehörige der Ermordeten eingeladen sind. Sie finde in sehr kleinem Rahmen statt. Zur anschließenden größeren Veranstaltung mit 200 Gästen sei Ladany eingeladen. Außerdem werde überlegt, doch für Ladanys Flugkosten aufzukommen. Offenbar versucht die Staatsregierung nun, eine Blamage im Umgang mit Überlebenden beim Gedenkakt zu verhindern.