Vor allem während des Arbeitsprozesses sei es für die Flüchtlinge schwer, sich die jeweiligen Fachwörter zu merken, heißt es in einer Mitteilung der Handwerkskammer.
"Laut unseren Erfahrungen sind Betriebe, die Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund eingestellt haben, in der Praxis oft sehr zufrieden. Aber in der Berufsschule oder bei den Fachbegriffen gibt es Schwierigkeiten wegen der Sprachbarriere." Handwerkskammer Mittelfranken
Anforderungen werden unterschätzt
Viele Flüchtlinge würden vor und zu Beginn der Ausbildung unterschätzen, was tatsächlich von ihnen gefordert werde. Die Sprachbarrieren erschienen dann unüberwindlich, heißt es in der Mitteilung weiter. "Erst ab einem Niveau von B1, besser noch B2 des gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen kann man von Ausbildungsreife sprechen", erklärt auch Florian Schromm, Flüchtlingskoordinator bei der Kammer.
Wie erklärt oder übersetzt man "Scherbügelbieger"
Doch selbst dann sei die Fachsprache ein echtes Hindernis. Es gibt zwar ein breites Angebot an Sprachkursen, aber keine berufsbezogenen Sprachkurse im Handwerk. So bleibt die Frage, wer zum Beispiel "Scherbügelbieger" erklären oder in Amharisch oder Urdu übersetzen kann, unbeantwortet.
"Bisher haben wir den Geflüchteten immer geraten, eine Art Vokabelheft zu führen, aber eine App ist viel näher dran an den Bedürfnissen der Menschen." Andrea Sitzmann, Flüchtlingskoordinatorin bei der Handwerkskammer Mittelfranken
Sprachlexikon selbst aufbauen
Maurermeister Heinrich Gessler, der einen palästinensischen Praktikanten beschäftigte, hatte die Lösung: eine kostenlose Vokabel-App. Azubis sollten damit ihr eigenes Sprachlexikon - besonders für die schwierige Fachsprache - aufbauen können. Die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern griff die Idee auf und setzte sie um. Das Ergebnis ist die "MeinVokabular"-App. Jedes unbekannte Wort kann bebildert und vertont werden. Die Bedienung ist selbsterklärend. Über ein großes Plus wird eine neue Karteikarte erstellt. Dann kann ein Foto hinzugefügt und die richtige Vokabel eingetippt sowie eingesprochen werden. In einer Übersicht können die Fremdwörter dann geübt werden.
Seit Ende November ist die "MeinVokabular"-App freigeschaltet und steht zum Download als IOS und Android-Version in den jeweiligen App-Stores zur Verfügung.