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Kinderheim Freiheitsentzug

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Die verlorene Kindheit der ehemaligen Heimkinder

"Es ist Zeit, über das Leid und Unrecht zu reden!" So heißt eine Veranstaltung im bayerischen Landtag für etwa 100 ehemalige Heimkinder. Sie haben zwischen 1949 und 1975 in bayerischen Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien Schlimmes erlebt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Stiftung "Anerkennung und Hilfe" richtet sich speziell an Menschen, die zwischen 1949 und 1975 in bayerischen Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien untergebracht waren und dabei Schlimmes erlebt haben: Sie wurden geschlagen, eingesperrt oder zum Essen gezwungen. Bis heute haben viele ehemalige Heimkinder aus Behindertenheimen und Psychiatrien mit Trauer um die verlorene Kindheit zu kämpfen und auch mit Angst: Sie können nicht im Dunkeln schlafen, fühlen sich depressiv. 

Abgeschottet und Ausgeliefert

Etwa 370 Betroffene haben sich seit Anfang 2017 gemeldet, sagt Stefan Rösler, der Leiter der der Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder in Bayern. Viele beschreiben das Gefühl, ausgeliefert gewesen zu sein an eine Institution, in der sie abgeschottet waren von der Außenwelt.

"Auffallend viele sagen: Ich habs eigentlich nicht verstanden, warum es eine Erfahrung von Gewalt auf einmal gegeben hat. Für die Betroffenen war damit verbunden das Gefühl, erniedrigt zu werden oder das Gefühl zu bekommen: So, wie ich bin, ist es nicht gut." Stefan Rösler, Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder in Bayern

Ausgleichszahlungen gegen das Leid

Seit Anfang 2017 existiert das Angebot, Ausgleichszahlungen in vierstelliger Höhe bei der von Bund, Ländern und Kirchen eingerichteten Stiftung zu beantragen – auch für Zwangsarbeit im Heim, sagt Reinhold Graf vom Bayerischen Sozialministerium:

"Es war oft so, dass im landwirtschaftlichen oder handwerklichen Bereich Arbeiten erbracht wurden, dass die da abgestellt waren und das einfach als Arbeitspflicht verordnet war." Reinhold Graf Bayerisches Sozialministerium

In Bayern haben bisher 150 ehemalige Heimkinder Geld von der Stiftung erhalten, weil sie bis heute unter den Erfahrungen im Heim leiden – bei geschätzt 9.500 Menschen, die damals in Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien gelebt haben.