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Gedenkfeier für Opfer der NSU-Mordserie

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Der NSU und seine Verbindungen nach Nürnberg

Im NSU-Prozess in München sind heute die Plädoyers der Nebenklage fortgesetzt worden. Dabei sind auch neue Details über die Verbindungen der Neonazi-Terroristen nach Nürnberg bekannt geworden. Von Thies Marsen

Es war kein Zufall, dass der NSU in Nürnberg so oft zuschlug, hier drei Morde und auch seinen ersten Anschlag verübte. Detailliert schilderte Nebenklage-Anwältin Antonia von der Behrens heute im NSU-Prozess die engen Verbindungen der Terroristen zu fränkischen Neonazis – etwa zur zentralen Figur der Szene Matthias Fischer aus Fürth.

Der Nachbar des "Sonnenschein"

Fischers Name stand auch auf einer Adressenliste, die die NSU-Terroristen zusammengestellt hatten, mutmaßlich für den Fall einer Flucht vor der Polizei. Auf der Liste taucht auch der Name Jens H. auf, ein Neonazi aus Thüringen, der jedoch zeitweise in der Nürnberger Südstadt wohnte, und zwar, wie Antonia von der Behrens heute enthüllte: Im Nachbarhaus der Pilsbar "Sonnenschein". Das ist jenes Lokal, auf das der NSU im Juni 1999 sein mutmaßlich erstes Attentat verübte, mit einer als Taschenlampe getarnten Bombe. Der türkischstämmige Betreiber erlitt dabei erhebliche Verletzungen.

Hatte NSU-Trio Helfer in Nürnberg?

Auch der Blumenstand in Nürnberg-Langwasser, wo der NSU sein erstes Mordopfer Enver Şimşek erschoss, war der Nürnberger Neonaziszene laut von der Behrens bekannt. So habe einer ihrer Aktivisten dort nachweislich mehrfach Blumen eingekauft. Die Nebenklage will mit solchen Details die These der Bundesanwaltschaft widerlegen, der NSU sei ein weitgehend abgeschottetes Trio gewesen. Die Opferanwälte gehen davon aus: Der NSU hatte Helfer an den Tatorten seiner Verbrechen. Helfer, die immer noch frei herumlaufen.