Macht hoch die Tür - Bayerns Knabenchöre im Advent

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Christliche Lieder im Advent ohne Kirche

Uralte Kirchentradition: das Singen von christlichen Liedern, gerade auch in der Adventszeit. Doch längst werden christliche Adventslieder nicht mehr nur in der Kirche gesungen. Von Daniel Knopp

Pfarrer Norbert Roth ist beliebt bei seiner Gemeinde St. Matthäus in der Münchner Innenstadt. Doch auch ihm gelingt es nur selten, dass die Bänke seiner Kirche am Sonntag voll besetzt sind.

"Voll ist die am normalen Sonntag hier auch nicht. Wie gesagt, drei Gottesdienste zu unterschiedlichen Zeiten. Ganz voll ist es wie in allen anderen Kirchen auch an Weihnachten, viele Menschen kommen an den Osterfeiertagen. Karfreitag bis Ostersonntag ist hier viel los." Norbert Roth, Pfarrer St. Matthäuskirche München

Singen im Stadion

Längst werden christliche Lieder nicht nur in der Kirche gesungen. Ein Trend, der vor allem in der Weihnachtszeit immer mehr Anhänger findet. Was läuft dabei anders als in der Kirche? Warum sind es gerade Fußballvereine, die zunehmend in der Weihnachtszeit ein Adventssingen veranstalten? So wie der TSV 1860 München im Grünwalder Stadion in München-Giesing. Am Eingang verteilt Fußballabteilungsleiter Roman Behr Liederbücher und Kerzen.

"Das ist ähnlich wie in der Kirche, es wird ein Liederbuch ausgegeben und wir zünden feierlich die Kerzen an und so wie in der Christmette wird es dann dunkel und dann singen alle gemeinsam." Roman Behr, Abteilung Fussball 1860 München

90 Minuten geht ein Spiel, so auch das Adventssingen der Sechziger. Bei Minusgraden durchaus eine Herausforderung, doch die Stimmung ist bestens.

"Ich bin zum ersten Mal da und das wollte ich mir nicht entgehen lassen und ich komme extra aus dem Allgäu daher. - Man fühlt sich da geborgen und mit den schönen Liedern und Texten, einwandfrei. - Ich bin grundsätzlich großer Fan von Weihnachten, bei mir kann es nicht früh genug losgehen und ich bin 60er und zwei Fliegen mit einer Klappe. - Die Oma, die in Giesing seit 60 Jahren wohnt sitzt neben dir, der Ultra 60er sitzt neben dir und alle singen zusammen und haben einfach einen Spaß." Stimmen von Teilnehmern

Erfahrung auf der anderen Seite

Für den Pfarrer der St. Matthäuskirche Norbert Roth hat sich der Ausflug nach Giesing auf alle Fälle gelohnt.

"Ich glaube ich nehme mit, dass ich ganz entspannt sein kann mit den Formaten, die wir anbieten, weil das hier ist nicht sehr innovativ, es ist ganz vertraut, es sind ganz alte Formen und Lieder und ich glaube die alten Lieder haben etwas erinnerndes und das brauchen wir immer, dass wir uns an die Kindheit, an früher erinnern, an was schön war und gut war und heute noch genauso bleibt." Norbert Roth, Pfarrer St. Matthäuskirche München

Für Norbert Roth ist klar: Die Gemeinschaft funktioniert, wenn die Menschen gemeinsam singen, ob im Stadion oder in der Kirche.

Es geht um das Gemeinschaftsgefühl

So wie bei den Sechzigern zu deren Adventssingen in diesem Jahr 800 Fans kamen. Diese Gemeinschaft erleben andere im Advent aber auch in der Kirche. Jedoch ohne Gebet, Gottesdienst oder Priester, wie im Münchner Liebfrauendom:

Ein Orgelkonzert ohne kirchliche Ansprache, ohne Lesung aus der Bibel. Die Kirche wird zur Kulisse und dennoch gehen dabei die Menschen in die Kirche und erfreuen sich an christlicher Musik. Es ist ein sehr niederschwelliges Angebot, gerade für diejenigen, die sonst nicht in die Kirche gehen. Vielleicht sind gerade deswegen diese Orgelkonzerte oder Chorkonzerte in vielen Gemeinden so beliebt.