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Das Feuerrädchen von Obersinn

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Brauch am Rosenmontag: das Feuerrädchen von Obersinn

In Obersinn lebt auch heuer wieder ein Rosenmontags-Brauch auf, der bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht: das Feuerrädchen. Die unverheirateten Burschen im Dorf tragen eine 20 Meter lange Fichte als brennende Fackel den Brunnberg hinab.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das wird wieder eine schweißtreibende Aktion für die unverheirateten Burschen in Obersinn (Lkr. Main-Spessart): Heute Abend tragen 24 junge Männer zwischen 16 und 30 Jahren einen Baumstamm als brennende Fackel den Brunnberg hinab. "Feuerrad" oder auch "Feuerrädchen" heißt dieser ganz besondere Fastnachtsbrauch.

Fichtenstamm wird mit Stroh und Reisig zum "Feuerrädchen"

Diese Jahr ist die Fackel ein rund 20 Meter langer Fichtenstamm. Den Baum haben die Männer bereits im Frühjahr 2017 geschlagen, damit er austrocknet. Heute Morgen des Rosenmontag wurde der Stamm aufgebockt und dann auf etwa zehn Meter Länge mit einer zwei Meter dicken Schicht aus Stroh, Reisig und wieder Stroh umwickelt. Am Nachmittag bringt ein Landwirt mit Traktor den fertigen Stamm samt der Burschen auf den Brunnberg.

"Feuerrädchen hebt an!" - und dann beginnt das Spektakel

Auf dem Berg haben ehemalige Träger bereits ein Feuer entzündet. Sobald es dämmert, bindet sich die Feuerrädchen-Crew wegen der bevorstehenden Rauchentwicklung Tücher vor die Gesichter. Dann startet das Spektakel mit dem Kommando "Feuerrädchen hebt an!". Die Männer stemmen den eineinhalb Tonnen schweren Stamm auf die Schultern. Beim durch 40 Strohballen heftig brennenden Scheiterhaufen entzünden sie das Feuerrädchen und tragen es mit langsamen Schritten den Berg hinunter. Das halbstündige Schauspiel zieht jedes Jahr mehrere hundert Zuschauer aus Bayern und Hessen an.

Soll das Obersinner Feuerrädchen den Winter austreiben?

Ist die schweißtreibende und Kräftezehrende Tat vollbracht, schreibt der Brauch vor, dass die Träger in Gruppen von Haus zu Haus ziehen. Dabei singen sie das Lied "Rose, rose Blümelein". Der Brauch geht bis ins 18. Jahrhundert zurück, die genauen Ursprünge sind jedoch nicht belegt. Historiker sehen im Obersinner "Feuerrädchen" eine Anlehnung an die Hutzelfeuer der Rhön. Sie sollen den Winter austreiben. Das Feuerrad könnte auch die Sonne bedeuten, die wie das Feuerrad im Sommer über den Fluren leuchten soll.