Gesundheitsminister Klaus Holetschek im Gespräch mit Demonstranten
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Minister Holetschek diskutierte mit Mitgliedern des Aktionsbündnisses.

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Bleibt das Krankenhaus Schongau? Holetschek bei Demonstranten

Angenommen du bist krank und dein Krankenhaus ist weg: Das ist der Albtraum der Bürger von Schongau. Am Sonntag stimmen sie über die Zukunft der Krankenhäuser im Landkreis Weilheim-Schongau ab. Der Gesundheitsminister hat mit ihnen vorab gesprochen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Wochenlang hat das Aktionsbündnis "Pro Krankenhaus Schongau" Unterschriften gesammelt und die politische Führungsebene im Landkreis Weilheim-Schongau gehörig in Schwingung versetzt. Nun soll beim Bürgerentscheid heute abgestimmt werden: Bleibt Schongau ein eigenständiges Krankenhaus, oder soll auf der grünen Wiese zwischen beiden Kreisstädten Weilheim und Schongau ein neues Zentralkrankenhaus entstehen? Am Freitag machte sich Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) vor Ort ein Bild.

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Mit Trillerpfeifen für den Erhalt des Standortes Schongau

Mit Trillerpfeifen und Parolen empfingen rund 30 Vertreter und Vertreterinnen den Minister. Sie kämpfen für den Erhalt des Standortes Schongau und haben den Bürgerentscheid ins Rollen gebracht. Daniela Puzzovio (Alternative Liste Schongau) ist zweite Bürgermeisterin vor Ort. Sie erklärte Minister Holetschek die Positionen des Bündnisses: "Wir bitten Sie, dass Sie sich für den Erhalt des Standorts Schongau einsetzen."

Vor zehn Jahren noch vier Krankenhäuser im Landkreis

Der Minister sagte, dass er die Sorgen sehr ernst nehme. Die Zukunftsängste Bayerischer Krankenhäuser kämen mit Hilferufen aus allen Regionen täglich bei ihm an. Erst diese Woche habe er ein Bittschreiben des Landkreistags in Niederbayern erhalten. Er solle sich für ihre großen wirtschaftlichen Probleme engagieren. Deshalb sagte er seine Unterstützung auch für den Bau eines neuen Zentralkrankenhauses in Weilheim-Schongau zu.

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Noch vor wenigen Jahren gab es vier eigenständige Krankenhäuser im Kreis. Penzberg wurde 2012 vom Klinikum Starnberg übernommen und Peißenberg wurde 2016 unter neuer Trägerschaft zu einer Fachklinik für psychische Erkrankungen umgewidmet.

Kernprobleme: Finanzierung und Mangel an Personal

Der Kernpunkt der verschiedenen Standpunkte, zwei Krankenhäusern in Weilheim und Schongau oder ein neues Zentralkrankenhaus auf der grünen Wiese, liegt in der Frage, wie unsere Gesundheitssysteme in Zukunft finanziert werden können. Ein Gutachter errechnete dem Kreistag, dass die Defizite mit zwei Häusern steigen werden. Was für die Beteiligten schwerer wiegt, ist die Herausforderung, ob sie in Zukunft genügend Personal für zwei Häuser finden werden. In Schongau gibt es aktuell bereits Probleme, die Schichten zu besetzen und die passenden Assistenzärzte zu verpflichten. Das liege nicht am Haus und nicht an der Bezahlung, sondern an den Möglichkeiten für junge Ärzte, sich weiterzuentwickeln.

Intensivmediziner Florian Amor sagt, die jungen Ärzte können sich aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Auch die großen Kliniken in München oder Augsburg suchen Fachärzte und finden keine. Hier würde das Gesamtpaket in einem modernen Haus die Attraktivität für die Mitarbeitenden erhöhen.

Krankenhaus Schongau: Undichte Stellen im Flachdach

Neben dem fehlenden Personal sind es die Betriebskosten, die die Krankenhausleitung und der Kreistag in den Griff bekommen müssen. Das Krankenhaus in Schongau ist in wesentlichen Gebäudeteilen zwar saniert, aber sie haben dort Probleme mit Flachdächern und müssen immer wieder undichte Stellen abdichten – das kostet viel Geld. In einem Neubau aber, sagt der technische Leiter Lothar Rogaller, würden sich allein die Energiekosten halbieren lassen.

500 Millionen Euro notwendig für Krankenhaus-Neubau

500 Millionen Euro würde ein Neubau auf der grünen Wiese nach heutigem Stand kosten. Der würde frühestens in 15 Jahren fertig sein, sagt die Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU). Sie hofft darauf, dass die Fördersumme des Freistaats bei 75 Prozent liegt. Wenn sie deutlich niedriger sein sollte, dann könne sie die Planungen einstellen, "weil es sich der Landkreis schlicht nicht leisten kann".

Der Gesundheitsminister nannte bei seinem Besuch keine Zahlen beim Gespräch mit den Verantwortlichen und Mitarbeitenden. Nur so viel, dass der Freistaat das Projekt unterstützen werde. Vorher müsse allerdings der Bürgerentscheid die Weichen stellen und die Vorplanungen müssten in ein neues Stadium geführt werden.

Nun blickt die Region gespannt auf den Bürgerentscheid, für welche Lösung die Bürgerinnen und Bürger abstimmen.

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