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Ein Jugendlicher während seiner Ausbildung zum Tischler-Handwerk

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Bei dualer Ausbildung belegt Bayern Spitzenplatz

Beim Thema Ausbildung ist Bayern herausragend. Auf 100 Bewerber kommen 104 Ausbildungsplätze. Schulabgänger ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss haben bundesweit die höchsten Chancen auf eine Lehrstelle. Von Karsten Böhne

In keinem anderen Bundesland haben Jugendliche so eine gute Chance auf einen Ausbildungsplatz wie in Bayern. Rein rechnerisch kommen im Freistaat auf einen Bewerber so viele Ausbildungsplätze wie sonst nirgends. Während in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen auf 100 Bewerber nur 88 Lehrstellen kommen, sind es in Bayern 104. Es gibt also mehr Stellen für Interessenten. Das ist das Ergebnis des Forschungsprojektes „Ländermonitor berufliche Bildung 2017“, das von der Bertelsmann Stiftung gefördert wird.

Große regionale Unterschiede in Bayern

Dabei sind die regionalen Unterschiede groß. Während es in den Agenturbezirken Aschaffenburg und Augsburg weniger Stellen als Bewerber gibt, entfallen in Schwandorf auf 100 Bewerber 114 Stellen, in Regensburg sind es sogar 116. Die Folge: Auch attraktive Berufe wie kaufmännische oder IT-Berufe bleiben in vielen Fällen unbesetzt, weil es zu wenig Bewerber gibt.

Viele Unternehmen können ihre Stellen nicht besetzen

Mehr als jeder neunte Ausbildungsplatz bleibt im Freistaat offen. Nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist der Anteil noch höher. Besonders schwer haben es kleine Betriebe, die in Berufen ausbilden, die bei vielen Jugendlichen als unattraktiv gelten, wie beispielsweise das Hotel- und Gaststättengewerbe.

"Wir können uns weder offene Ausbildungsstellen noch ausbildungslose Jugendliche leisten. Betriebe sollten neue Wege der Bewerberansprache einschlagen, sich verstärkt neuen Zielgruppen öffnen und in unattraktiven Berufen die Rahmenbedingungen verbessern." Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung

Jugendliche und Betriebe passen oft nicht zusammen

Jugendliche, die in Bayern eine Ausbildung suchen, haben also die besten Chancen. Trotzdem findet nicht jeder von ihnen eine Stelle, acht Prozent gehen bei der Suche leer aus. Denn Bewerber und Betriebe passen oft geographisch und inhaltlich nicht zusammen. Wer sich für eine Malerlehre in Unterfranken interessiert wird kaum eine Ausbildung zum Bürokaufmann in Oberbayern antreten und umgekehrt.

Haupt- und Mittelschüler haben in Bayern bessere Chancen als in anderen Ländern

Jugendliche ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss haben nirgendwo so hohe Chancen auf eine Ausbildungsstelle wie in Bayern. 70 Prozent beginnen sofort eine duale Ausbildung oder im Schulberufssystem, in dem vor allem Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialberufe erlernt werden. Bundesweit liegt diese Quote gerade einmal bei 49 Prozent.

Ausbildung insgesamt rückläufig

Insgesamt wird in Deutschland weniger ausgebildet als früher. Sowohl die Zahl der Ausbildungsplätze als auch die der Bewerber hat sich innerhalb von zehn Jahren stark verringert. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze ist zwischen 2007 und 2016 um gut 80.000 gesunken, die Zahl der Bewerber ist mit 155.000 sogar noch stärker zurückgegangen. Denn in vielen Fällen entscheiden sich die Jugendlichen gegen eine Ausbildung und für ein Studium.

„Die duale Ausbildung ist wichtig für Deutschland, aber gerät im Wettbewerb mit den Hochschulen unter Druck.“ Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung

Aus Sicht von Jörg Dräger müsse noch bekannter gemacht werden, welche Chance beruflich Qualifizierte haben, sich weiterzuentwickeln und aufzusteigen.