Drohne über Bäumen

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Bayerische Gefängnisse wappnen sich gegen Drohnen

Drogen und Waffen direkt ans Zellenfenster: Durch Drohnen ist das schon lang kein Krimi-Szenario mehr. Jetzt reagiert der Freistaat und möchte acht Gefängnisse mit Drohnenabwehrsystemen sicherer machen. Von Melanie Boeff

Sie sind klein und am Himmel oft nur schwer zu erkennen – das macht Drohnen für die Sicherheit von Gefängnissen problematisch. Per Drohne lassen sich Gefängnisse nicht nur ausspionieren, leicht können so auch Waffen oder Drogen über dem Freigelände der Haftanstalten abgeworfen werden.

Vorfälle, in denen Gegenstände ins Gefängnis gelangten, die dort nicht hingehören, gab es schon. So geschehen in der Justizvollzugsanstalt Landsberg, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein – er sitzt zugleich im Beirat dieser JVA:

"Ich bin dort im Beirat und bei dem Bericht, den die Gefängnisleitung gibt, wurde jetzt mehrmals berichtet: Drohnenüberflug und bei Absuchen des Geländes wurden eben dementsprechend abgeworfene Gegenstände gefunden." SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein

Zwischen 2015 und 2017 wurden nach Angaben des Bayerischen Justizministeriums 31 dieser unbemannten Flugkörper im Bereich von Gefängnissen gesichtet.

Drohnenabwehr über acht bayerischen Gefängnissen

Um das zu verhindern, soll noch in diesem Jahr ein Projekt zur Drohnenabwehr starten. Dann sollen acht Bayerische Gefängnisse mit speziellen Erkennungssystemen ausgestattet werden – unter anderem in Landsberg am Lech, München und Straubing - das geht aus einem Antrag im Bayerischen Landtag hervor.

Selbst Ausbruchsversuche per Drohne sind denkbar

Bisher setzte man in den Justizvollzugsanstalten hauptsächlich darauf, die Mitarbeiter für das Gefahrenpotenzial von unbemannten Flugkörpern zu sensibilisieren. Doch das Risiko von Drohnen wächst – auch aufgrund ihrer technische Weiterentwicklung. So gibt es bereits Drohnen, die bis zu 75 Kilogramm transportieren können.

Das bedeutet, selbst Ausbruchsversuche per Drohne sind nicht mehr ausgeschlossen. Drohnenabwehrmaßnahmen können dabei verschiedenartig aussehen. So gibt es abgestimmte Systeme, die Drohnen per Radartechnik, Kamera und akustischen Sensoren erkennen können.

Drohnen zu erkennen ist leichter als sie tatsächlich abzuwehren

Doch das Erkennen unbemannter Flugobjekte ist aus Expertensicht viel einfacher als deren Abwehr. Eine Lösung ist das sogenannte „Jamming“. Dabei werden die Funksignale zwischen Pilot und Drohne durch elektronische Signale gestört. Der Effekt: Die Drohne fliegt zu ihrem Startort zurück oder wird zum Landen gezwungen. Bisher darf das Jamming in Deutschland nur von Behörden genutzt werden.

Welche Art der Drohnenabwehr nun in den Gefängnissen getestet werden soll, wollte das Justizministerium bisher nicht konkret mitteilen. Vorgesehen sind für die Drohnenerkennungssysteme an acht bayerischen Haftanstalten zwei Millionen Euro. In der zweiten Jahreshälfte soll das Pilotprojekt starten.