"Die CSU ist so gespalten, dass sie mit einem Kopf nicht mehr auskommt, so viele Widersprüche gehen in einen Kopf nicht mehr rein."
So ätzte der damalige Chef der bayerischen SPD, Ludwig Stiegler, 2008 über die CSU. Damals versuchten sich die Christsozialen nach Edmund Stoiber an einer Doppelspitze mit Erwin Huber als Parteichef und Günther Beckstein als Ministerpräsident.
Ein Kompromiss, mit dem alle leben können?
Gespalten ist die Partei auch heute wieder - und dabei geht es weniger um Inhalte als um eine Person: Markus Söder. Die Junge Union hat ihn kürzlich quasi schon zum nächsten Ministerpräsidenten ausgerufen. Söder hat aber nicht nur Fans, Söder polarisiert. Zwar räumen auch Gegner des Finanzministers ein, dass man an ihm nicht vorbeikommt. Aber Söder als Ministerpräsident und CSU-Chef, dafür scheint das Lager der Gegner zu groß.
Deshalb ist eine Doppelspitze allein aus parteiinterner Sicht die wahrscheinlichste Lösung. Dafür spricht auch ein taktisches Argument: Sollte es in Berlin eine Jamaika-Koalition geben, ist es für die Christsozialen, die im nächsten Jahr im Landtagswahlkampf um ihre absolute Mehrheit bangen, sinnvoll, einen zu haben, der in Berlin präsent ist, und einen, der als Ministerpräsident in Bayern intensiv Wahlkampf machen kann. Und das auch in alter CSU-Manier gerne mal gegen Berlin.
Das Ziel: AfD-Wähler zurückgewinnen, ohne Liberalere zu vergraulen
Es gibt auch noch einen inhaltlichen Aspekt, der für eine Doppelspitze spricht: Markus Söder wird im Landtagswahlkampf wohl versuchen, AfD-Wähler zurück zu gewinnen. Es gibt aber nicht wenige in der Partei, die fürchten, dass die CSU dabei nicht die liberalen und bürgerlichen Wähler vergraulen könnte. Schon bei der Bundestagswahl ist das passiert, weil die CSU einseitig auf Obergrenze und Sicherheit setzte. Ilse Aigner, die einstige Kronprinzessin, hat am Wochenende darauf hingewiesen und damit auch den Finger gehoben: Ganz ohne mich – Chefin der mächtigen Oberbayern-CSU – wird die Seehofer-Nachfolge sicher nicht geregelt. Das spräche für einen inhaltlich moderaten Parteichef.
Seehofer und Söder - kann das gutgehen?
Bleibt die Frage, wer diesen Job an Söders Seite erfüllen kann und will. Er oder sie muss ein Alphatier sein, um neben Söder zu bestehen. Er oder sie sollte nicht aus Franken kommen, denn zwei Franken werden der altbayerischen Basis schwer zu vermitteln sein. Und: er oder sie sollte Erfahrung in Berlin haben. Landesgruppenchef Alexander Dobrindt gilt als kluger strategischer Kopf, hat aber zu wenig Rückhalt an der Basis. Ilse Aigner hat Berlin-Erfahrung, gilt aber als zu wenig durchsetzungsstark. Manfred Weber hat internationale Kontakte als Chef der Konservativen im Europäischen Parlament, hat aber keinerlei Erfahrung in Berlin. Es gibt eigentlich nur einen, der es wirklich könnte: Horst Seehofer. Doch das der mit Söder Hand in Hand arbeitet, das ist schwer vorstellbar, ihr Verhältnis gilt als zerrüttet.
Und auch wenn die CSU sich auf eine Doppelspitze einigt, ist noch lange nicht sicher, dass diese auch funktioniert. Die letzte CSU-Doppelspitze Huber/Beckstein hielt nicht lange. Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit im Landtag 2008 wollte die CSU schnell wieder beide Posten in einer Hand.