Bildrechte: Marof G.
Bildbeitrag

Abgeschobener Flüchtling Marof G.

Bildbeitrag
>

Allgäuer Firma empört über Abschiebung ihres Mitarbeiters

Allgäuer Firma empört über Abschiebung ihres Mitarbeiters

Letzte Woche wurden 69 Flüchtlinge nach Afghanistan abgeschoben. Einer von ihnen war der offenbar gut integrierte Marof G. aus Kaufbeuren. Die Metallbau-Firma, bei der er gearbeitet hatte, spricht von einer "absoluten Sauerei". Von Andreas Herz

"Da muss was passiert sein", sagen Mitarbeiter an dem Morgen, an dem der Abschiebe-Flieger mit den 69 Flüchtlingen an Bord gen Kabul gestartet ist. "Der Marof hätte sich gemeldet, wenn er nicht hätte kommen können oder krank ist." Marof ist ein Flüchtling aus Afghanistan, der bis vor einer Woche noch in Deutschland gelebt und gearbeitet hatte. Die Regierung von Schwaben hat dem BR heute bestätigt, dass Marof. G. zu den 69 abgeschobenen Flüchtlingen gehört.

Afghane war zuverlässig und fleißig

Tanja Burkhard ist die Geschäftsführerin des Metallbau-Betriebes Burkhard-Schweißen aus Kaufbeuren und kann es nur schwer fassen, dass Marof G. nach Afghanistan abgeschoben worden ist. "Er war höflich, absolut zuverlässig und fleißig. Er hat unsere Werte angenommen und mich als weibliche Chefin total akzeptiert." Sein Deutsch sei gut gewesen. Jahrelang sei der Mann aus Afghanistan in dem Betrieb beschäftigt gewesen. Als Hilfsarbeiter habe er angefangen und sich dann zum Schweiß-Helfer hochgearbeitet. 

Abgeschoben trotz Aufenthaltsgestattung

Nun hätte der Betrieb Marof G. gerne zum Schweißer ausgebildet. Fachkräfte würden hier dringend benötigt, so die Firmen-Chefin. Doch dazu kommt es nun nicht mehr. In den frühen Morgenstunden hätten Beamte seine Unterkunft gestürmt und ihn mitgenommen, so Firmen-Chefin Burkhard. Dabei habe Marof G. noch eine Aufenthaltsgestattung bis 17. Juli gehabt. Dass er dennoch abgeschoben worden sei, sei eine "absolute Sauerei", so die Chefin.

"Die Taliban verfolgen ihn"

Marof G. hat sich inzwischen telefonisch bei seiner Chefin gemeldet. Seine Wohnung, die er wie seinen Lebensunterhalt selbst bezahlt habe, ist nun verwaist. In Afghanistan wird er von den Taliban verfolgt, so berichten seine Bekannten. Sein Asylantrag wurde dennoch abgelehnt. Laut seinem Anwalt läuft derzeit ein Härtefallantrag, der offenbar kurz vor dem Abschluss steht.

Seehofer: "Länder wählen Personen aus"

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Dienstag bei der Vorstellung seiner Pläne zur Asylpolitik gesagt: "Ausgerechnet an meinem 69. Geburtstag sind 69 - das war von mir nicht so bestellt - Personen nach Afghanistan zurückgeführt worden." Einen Tag später wurde bekannt, dass einer der Abgeschobenen in Kabul Suizid begangen hatte.

Nach der Kritik an seinen Äußerungen hatte Seehofer betont, dass nicht der Bund auswähle, welche Flüchtlinge abzuschieben sind und welche nicht: "Die Bundesländer führen uns diese Personen zu, und wir unterstützen die Bundesländer bei diesen Abschiebungen." Im Fall des verstorbenen Afghanen müsse man die Hamburger Behörden fragen, "warum sie diese Person vorgeschlagen haben".