Bildrechte: picture-alliance/dpa

Tornado-Schäden in Affing

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Affing drei Jahre nach dem Tornado

Es war die Nacht auf den 14. Mai 2015 in Affing: Damals verwüstete ein Tornado den Ort im schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg. Nun jährt sich das Unglück zum dritten Mal. Den Tag wird man in Affing wohl nie vergessen. Von Alexander Brutscher

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

"Da an den Fenstern, an den Haustüren - außen haben wir ja wieder alles frisch verputzt, aber wir werden schon immer wieder dran erinnert, ja." Juliane Golling

Juliane Golling zeigt auf die Fassade ihres Hauses. Sie ist die Chefin des Landhotels Winter in Affing. An den Fenstern und Türen sieht man kleine Dellen und Kratzer. Das meiste wurde repariert, doch das war ein langer, teurer und nervenaufreibender Weg - etwa zwei Jahre lang.

"Es war alles kaputt. Es sind Balken in unserer Fassade dringesteckt, Dachziegel, Eisen, Bleche, Glasscherben. Es war der Wahnsinn." Juliane Golling

Windgeschwindigkeiten bis 250 km/h

Es passiert am 14. Mai 2015: Gegen 22.30 Uhr zog ein Tornado mit etwa 250 Stundenkilometern durch den Ort. Die Schneise, die sich durch die Siedlung zieht, ist etwa 200 Meter breit. Der Sturm dauert zwar nur wenige Minuten, aber die Zerstörung ist gewaltig: Er reißt Bäume aus, wirbelt Autos über die Straßen, zerstört ganze Häuser. Der Schaden wird auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Wie durch ein Wunder gibt es nur sieben Leichtverletzte.

Markus Winklhofer fährt mit seinem Auto durch den Ort, er ist der erste Bürgermeister von Affing. Er zeigt auf Häuser, die wieder aufgebaut wurden und eine Kapelle, die vergangenes Jahr neu geweiht wurde. Im Ort erinnert äußerlich nichts mehr an die Tragödie - fast nichts: Der Bürgermeister hält an, zeigt auf ein Haus.

"Jetzt schauen wir nach rechts zum Gebäude, das als einziges noch sehr deutlich auf diesen Tornado hinweist." Markus Winklhofer

Haus ohne Dach - ein "Mahnmal"

Ein graues Einfamilienhaus, zwei Stockwerke, davor ein idyllischer Garten mit ein paar Bäumen. Eigentlich alles normal - nur: Das Dach fehlt, es wurde vom Tornado weggerissen. Es war schon vorher unbewohnt und wird jetzt wohl auch nicht mehr aufgebaut. Ein Mahnmal - wenn man so will - für das, was hier vor drei Jahren passiert ist. Nach dem Schock packten damals alle mit an: Rettungskräfte, Feuerwehr, Katastrophenschutz und etwa 4.500 zivile Helfer. Bürgermeister Winklhofer ist immer noch beeindruckt von der damaligen Hilfsbereitschaft.

"Wenn man sich gegenseitig hilft, kann man auch was erreichen und zur Gemeinschaft was beitragen. Das hört sich etwas pathetisch an, aber wenn man das in der Form erlebt, dann kann man das auch so ausdrücken." Markus Winklhofer

Betroffene hadern mit staatlicher Hilfe

Auch Vertreter der Staatsregierung machten sich damals ein Bild von der Situation. Ilse Aigner kam nach Affing und kündigte an, dass sich das Kabinett mit den Folgen des Tornados beschäftigen wird. Das Ergebnis: Der Freistaat zahlte etwa 670.000 Euro Soforthilfen. Davon bekam das Gästehaus Winter 1.500 Euro - für Markus Brugger, den Schwiegersohn der Hotelchefin, ein Tropfen auf den heißen Stein.

"Da hat man den Helfern mal ein paar Getränke geholt die Wochen danach und vielleicht ein paar Baumaterialien fürs Notwendigste - und dann war das aufgebraucht. Also, das war schon sehr dürftig - irgendwie." Markus Brugger

Ohne die Helfer hätten sie es nicht geschafft, sagt die Chefin des Hotels und bedankt sich nochmal bei ihnen. Die Anteilnahme mit den Opfern war groß damals: Auf dem Spendenkonto der Gemeinde Affing gingen fast 760.000 Euro ein. Nur mit der Verteilung haperte es: Die dauerte mehr als zweieinhalb Jahre. Grund: Die Schadenshöhen der Betroffenen werden individuell berechnet. Und davon werden noch die Versicherungsleistungen abgezogen. Jetzt, am Jahrestag, denkt Hotelchefin Golling wieder an die Tragödie von damals, gerade wenn ein Gewitter aufzieht.

"A bissl a komisches Gefühl ist's schon, aber seelische Schäden haben wir jetzt nicht. Das ham wir schon weggesteckt. Aber finanzielle Schäden haben wir schon gewaltige gehabt, aber mit dem muss man leben, es wird schon wieder weitergehen." Juliane Golling