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Pflanzen Alte Apfelsorten und ihre Geschichten

Kaum eine andere Frucht ist mythologisch so stark aufgeladen und in unserem Brauchtum verwurzelt, wie der Apfel. Gerade in der Weihnachtszeit ist er nicht wegzudenken. Gartenexpertin Brigitte Goss stellt alte Apfelsorten und die Geschichten dahinter vor.

Stand: 18.12.2019

Verschiedene Apfelsorten, angerichtet in schwarzen Schalen | Bild: BR/Brigitte Goss

Kulturgeschichte des Apfels

Der Apfel hat wie keine andere Frucht Eingang in das Brauchtum und die Literatur früherer Kulturen gefunden. Er wird mit Begriffen wie Fruchtbarkeit, Liebe, Leben, aber auch mit dem Tod in Verbindung gebracht. Häufig trägt er wundersame, unerklärliche Kräfte in sich.

Keine andere Frucht kann sich in Bedeutung und Symbolik mit dem Apfel messen. Er ist eines der Basisprodukte unserer Ernährung seit dem Beginn der Kultivierung von Lebensmitteln. Während sich die Begriffe Birne, Kirsche und Pflaume aus römischen Wortstämmen entwickelten, ist der Begriff Apfel viel älter. Daraus lässt sich schließen, dass der Apfel schon bei den Germanen eine Rolle spielte. Afal oder Aful war eine althochdeutsche Bezeichnung von Apfel. Man findet den althochdeutschen Apfelbaum noch heute in zahlreichen Ortsnamen wieder. Das sagenumwobene Avalon deutet auch auf einen Zusammenhang mit Äpfeln hin: Es wurde im 12. Jahrhundert als die "Insula Pomorum", die Apfelinsel, bezeichnet.


In der Genesis ist der Apfel das Symbol für die Bewusstseinswerdung des Menschen. Der Apfel als Frucht der Verlockung, als Frucht des Lebens, als Todesapfel. Er ist das Symbol der Erbsünde, aber in mittelalterlichen Abbildungen wird der Apfel in der Hand des Jesuskindes zum Symbol der Erlösung. Hiervon leitet sich auch die Bedeutung des "Weltenherrschers" in Form des Reichsapfels ab, seit Kaiser Konstantin gehört dieser zu den Insignien der geistigen, himmlischen und weltlichen Macht.

Auch in zahlreichen Märchen spielt der Apfel eine tragende Rolle, wie z. B. im "Froschkönig", "Frau Holle", oder "Schneewittchen".

Der Apfel zu Weihnachten

Als der Tannenbaum als Symbol der immergrünen Lebenskraft in die Stuben kam, bestand der Behang zunächst aus Äpfeln und Strohsternen. Makellose Exemplare der herbstlichen Apfelernte wurden dazu verwendet. Klassiker sind der "Eiserapfel", die "Rote Sternrenette" und der "Danziger Kant". Moderner sind die Sorten "Jonathan" und "Idared".

Kleine Sortenkunde

Roter Eiserapfel

  • …stammt aus dem 16. Jahrhundert.
  • … gilt als klassischer "Wirtschaftsapfel", kann zum Kochen, Backen und Entsaften verwendet werden. Als Tafelapfel schmeckt er eher flach, doch in den letzten Jahren hat sich sein Aroma gebessert.
  • … ist eine druckfeste Dauersorte, die auch für raue Lagen und schwere Böden geeignet ist.
  • Die ersten zehn Jahre bildet der robuste Baum keine Früchte.
  • Die Legende besagt, dass der Rote Eiserapfel bis zu zwei Jahre lang haltbar sei und im dreißigjährigen Krieg so manch Einen vor dem Verhungern bewahrt hätte.
  • Synonyme: Mohrenapfel, Christapfel, Klosterapfel

Rote Sternrenette

  • … kann bis in das Jahr 1820 zurückverfolgt werden.
  • … gilt geschmacklich nicht als der beste Apfel, ist aber als Schaufrucht bekannt.
  • … ist im Apfelweinanbau sehr geschätzt.
  • … kann bis März gelagert werden.
  • Die Bäume sind gesund und am besten für den Streuobstanbau geeignet, nur der Boden darf nicht zu trocken sein.
  • Synonyme: Weihnachtsapfel, "Pomme de Cœur" (= Herzapfel)

Danziger Kant

  • … kann bis in das Jahr 1760 zurückverfolgt werden.
  • … ist in warmen Regionen bis November lagerfähig, in kälteren bis Januar.
  • … verlor leider etwas an Bedeutung, da er sehr druckanfällig ist.
  • … eignet sich hervorragend als Dörrobst.
  • … gehört zu den ältesten Rosenäpfeln und wurde bereits im 18. Jahrhundert in Deutschland angebaut. In Europa ist er weitverbreitet, von Frankreich, über die Schweiz, bis nach Österreich und Südschweden.
  • Synonyme: Rosenapfel, Erdbeerapfel, Himbeerapfel, Paradiesapfel

Jonathan

  • ... kann bis in das Jahr 1800 zurückverfolgt werden.
  • … braucht gute Böden, die Sonnenseite des Apfels reift dunkelrot ab.
  • … ist ein guter, saftiger Tafelapfel mit einem säuerlichen, leicht zimtigen Aroma.
  • … ist bis April lagerfähig.
  • … entstand Anfang des 19. Jahrhunderts als Zufallssämling in Kingston, New York, seit 1880 wird er auch in Europa angebaut.
  • … ist die Muttersorte von "Idared" (s. u.) und die Vatersorte von "Jonagold".
  • Typisch für die Frucht sind die sogenannten "Jonathanspots": Kleine schwarze Flecken auf der Schale.

Idared

  • … wurde 1935 in den USA gezüchtet.
  • … ist seit 1942 bei uns erhältlich.
  • … reift in der Sonne stark gerötet.
  • … eignet sich als Baum im Hausgarten auch in Höhenlagen.
  • … ist lagerfähig bis Mai.
  • … schmeckt als Tafelapfel fein säuerlich und mild, eignet sich hervorragend als Bratapfel und für Kompott, passt auch zu herzhaften Gerichten.
  • … ist eine Kreuzung aus "Jonathan" (s. o.) und "Wagenerapfel".
  • … macht als Schmuckapfel eher wenig her.

Riechapfel

  • … ist keine eigene Sorte, sondern ein "Lifestyle-Produkt" vergangener Zeiten.
  • Zu Zeiten des Barocks Rokokos schätzte man in Frankreich und England den "Pomme de Senteur" (= Riechapfel).
  • Reife Äpfel wurden mit Nelken gespickt, um die Nase zu erfreuen - das funktioniert natürlich auch heute noch!

Rezept

Früchtebrot von Brigitte Goss

Zutaten

  • 125 g Honig
  • 4 Eier
  • 4 EL Rum oder Obstler
  • 175 g Weizenvollkornmehl oder normales Weizenmehl 405 oder 1050
  • 1 gehäufter Teelöffel Backpulver
  • 2 Teelöffel Ceylon-Zimt
  • 175 g Haselnüsse
  • 125 g Datteln
  • 125 g Zitronat
  • 200g Sultaninen
  • 300g getrocknete Äpfel und/oder getrocknete Birnen (am besten Streuobstsorten)

Zubereitung
Einen Tag vorher: Datteln, Zitronat, getrocknete Äpfel oder Birnen sehr kleinschneiden. Zusammen mit den Sultaninen und mit 3 EL Rum (Obstler) und etwas Wasser tränken. Im Kühlschrank über Nacht durchziehen lassen.
Honig, Eier und 1 EL Rum (Obstler) schaumig rühren. Mehl mit Backpulver sieben und mit Zimt vermischen und unter die Schaummasse rühren. Die gehackten Haselnüsse und das mit Rum getränkte Trockenobst unter den Teig geben.
Den Teig in eine gefettete Kastenform (30 cm) geben und leicht andrücken, so dass Luftblasen entweichen.
Bei unterster Schiene ca. 45 min bei 160°C backen. Auskühlen lassen und in einer geschlossenen Dose kühl aufbewahren. Das Früchtebrot ist gekühlt mindestens 4 Wochen haltbar.


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