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Vielfalt beim Obst Alte Apfelsorten in Niederbayern

Die Baumschule Baumgartner im niederbayerischen Nöham hat sich alten Apfelsorten verschrieben. Sorten, denen man im Supermarkt fast nie begegnet. Sie tragen Namen wie: ´Weißer Winterkalvill´, ´Landsberger Renette´ oder ´Zuccalmaglio´.

Stand: 03.09.2018 | Archiv

Alte Apfelsorten in Niederbayern | Bild: BR

Alte Sorten?

Für Gärtnermeister Gerhard Baumgartner ist der Herbst eine besonders spannende Jahreszeit. Dann erkennt er genau, wie sich seine Schützlinge entwickelt haben. Alte Sorten aufzuspüren und eindeutig zu identifizieren ist nicht immer ganz einfach. Ein Buch über alte Obstsorten aus dem Jahre 1914 ist Gerhard Baumgartner dabei eine unverzichtbare Hilfe. In detaillierten Zeichnungen haben Pomologen, wie man Obstkundler nennt, hier Sorten, die schon vor hunderten von Jahren entstanden sind, abgebildet und beschrieben. Wie umfangreich die Auswahl an Apfelsorten ist, zeigt die Baumschule jedes Jahr in einer Ausstellung. Mehr als 150 der alten Sorten kann man hier genauer unter die Lupe nehmen. Aber „alte Sorten“, was genau bedeutet das eigentlich?

"Unter alten Obstsorten versteht man Sorten, die vor 1950 gefunden oder entstanden sind. Bei uns ist es Tradition, schon seit Urgroßvaters Zeiten, dass wir alte Obstsorten heranziehen. Mich faszinieren die alten Sorten vor allem wegen der Vielfalt. Die Vielfalt an Farben, Formen, Größen, an Duft und an Geschmack und an deren Verwertbarkeit. Wer einmal den Duft eines Gravensteiners in sich hinein gesogen hat, der wird ihn nicht mehr vergessen."

Gerhard Baumgartner

Erst der Test, dann in den Verkauf

Auf insgesamt 6 Hektar baut die Baumschule an die 16.000 Bäume an. Unter anderem Birnen, Kirschen, Quitten oder Zwetschgen. Der Schwerpunkt liegt jedoch ganz klar bei den Äpfeln. Bevor die alten Sorten allerdings ins Angebot aufgenommen werden können, müssen sie sich bewähren. Im Sortenmuttergarten erprobt Gerhard Baumgartner das an 150 Bäumen:

"In unserem Sortenmuttergarten haben wir rund 600 Sorten, 3-4 Sorten je Baum veredelt aufgepflanzt. Wir überprüfen hier die Sortenechtheit und wir überprüfen die Sorten auf Robustheit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, so dass wir unseren Kunden Empfehlungen weitergeben können."

Gerhard Baumgartner

Aus dem Boden in die Gärtnerei

Von Ende September bis Mitte Oktober werden die 3-jährigen Obstbäume für den Verkauf vorbereitet. Bevor sie aus dem Boden geholt werden, müssen sie erst einmal Blätter lassen. Das sogenannte Ablauben hindert den Baum daran, nach dem Roden noch Wasser zu verdunsten. Ihre Blätter würden die Pflanzen vor dem Winter ohnehin verlieren, in der Baumschule muss man der Natur aber aus Zeitgründen auf die Sprünge helfen.

Anschließend rüttelt ein Pflug die Bäume aus dem Boden. Der beste Zeitpunkt für diese Arbeit ist kurz vor der Winterruhe der Pflanzen. Dann ist die Gefahr, dass sie Schaden nehmen, am geringsten. Im Betrieb schneiden die Gärtner die Wurzeln dann sauber nach und schlagen die Bäume auf dem Verkaufsgelände ein. Da diese Pflanzen „wurzelnackt“, also ohne Ballen, verkauft werden, verhindert eine Schicht Boden das Austrocknen. Die Bäume sind nach Sorten geordnet, damit auch jeder Kunde sein passendes Obst für den eigenen Garten finden kann.

Obstgehölze pflanzen

Erster Schritt: das Pflanzloch. Das sollte bei wurzelnackter Ware mindestens 60-80 cm im Durchmesser sein und 40 cm tief. Je nach Größe des Gehölzes. Der Untergrund wird mit dem Spaten aufgelockert. Dann einige Schaufeln Kompost oder Blumenerde hinzugeben. Das sorgt für den ersten Nährstoffschub. Und alles gut durchmischen.

Zweiter Schritt: der Pfahl. Dieser hält den Baum bei Wind an Ort und Stelle. Um die Wurzeln zu schonen, setzt man erst den Pfahl, dann den Baum!

Dritter Schritt: die Pflanztiefe. Die Veredelungsstelle, das ist der Knick am Wurzelansatz, sollte etwa eine handbreit oberhalb des Pflanzlochs liegen.

Vierter Schritt: auffüllen mit Kompost und gewachsenem Boden. Dann alles vorsichtig antreten und aus dem verbliebenen Aushub einen Gießrand formen. Der stellt sicher, dass Wasser zielgerichtet an den Wurzeln landet und diese so vom Substrat umschlossen werden können.

Fünfter Schritt: den Baum mit einem Kokosstrick am Pfahl befestigen. Dabei den Baum nicht einschnüren, sondern einen guten Fingerbreit Luft lassen. So wird der Stamm nicht verletzt, wenn er in die Breite wächst. Nach 2-3 Jahren hält sich das Obstgehölz von allein.

Letzter Schritt: gründlich Wässern. Mindestens zwei bis drei große Gießkannen empfiehlt Gerhard Baumgartner. Und dann den Baum im Auge behalten, bei Bedarf gießen und auf die erste Ernte im kommenden Jahr warten.

Kontakt:

Baumgartner Baumschulen
Hauptstraße 2
84378 Nöham

Telefon: 08726 205
Telefax: 08726 1390
E-Mail: baumgartner@baumgartner-baumschulen.de