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Georg Kostya "Rolling Schorsch" und seine Rocktasche

Als Moderator von Jugend- und Musiksendungen des Bayerischen Rundfunk wie "Club 16" und "Aus meiner Rocktasche" wurde Georg Kostya ab 1965 als Kenner von Pop- und Rockmusik im Rundfunk bekannt.

Von: Historisches Archiv, Stefan Merl

Stand: 22.12.2023

Georg Kostya (1935-2011), 1977 | Bild: BR, Historisches Archiv, Sessner

Georg Kostya wurde am 8. März 1935 im tschechischen Brno (Brünn) geboren und wuchs ab seinem 10. Lebensjahr in Linz auf. Hier entfachten die Rhythm&Blues-Sendungen des örtlichen US-Militärsenders AFN Linz Kostyas Leidenschaft für die Musik, insbesondere für Rock’n’Roll.

Zunächst erlernte Kostya jedoch die Schauspielerei. Bis 1958 war er schließlich auch als Ensemblemitglied der städtischen Bühnen Nürnberg engagiert. Seine Schauspielpläne wurden dann jedoch durch eine Kinderlähmungserkrankung zunichte gemacht. In Folge der Krankheit saß Kostya ab seinem 23. Lebensjahr im Rollstuhl.

Die Stimme von Rock und Pop im Radio

Zum Bayerischen Rundfunk kam Kostya dann in den 1960er Jahren. Von 1966 bis 1979 moderierte er zunächst "Das Herrenmagazin", eine Hörfunk-Sendung, die unter dem Motto "Plaudereien - nur für ihn" Mode, Bücher, Musik und Tipps im Umgang mit der Damenwelt behandelt. 

Nachhaltige Bekanntheit erlangte Georg Kostya jedoch durch zahlreiche Rock- und Pop-Sendungen, die er von 1967 bis 2005 vor allem auf den Hörfunk-Wellen Bayern 2 und Bayern 3 moderierte. 

Gerog Kostya im Studio, 1960er Jahre | Foto: BR, Historisches Archiv, Lindinger

Den Anfang machte dabei "Club 16", eine der ersten Rundfunk-Sendungen, die sich mit Musik und Unterhaltung explizit an Jugendliche richtete. Ab 1967 begleitete Kostya die Sendung als Moderator, bis er sich 1971 mit 36 als „zu alt“ für die Jugendsendung empfand.

Nach einer kurzen Arbeitspause war es am 25. Dezember 1972 soweit. Eine neue Rundfunk-Sendung mit und von Georg Kostya ging an den Start und leitete eine Ära ein. Mit "Aus meiner Rocktasche" war eine Kultsendung geboren, bis 2005 über 1100-mal ausgestrahlt. Gespielt wurden "Platten, die es in sich hatten" insbesondere aus den 1950er Jahren. 

Nach eigenen Angaben stammten rund 80 Prozent der Musik aus dem Privatarchiv Kostyas, in welchem er ab Mitte der 1960er Jahre tausende Musiktitel sammelte. Durch seine Musik-Sendungen verhalf er auch der noch jungen Popwelle Bayern 3 zum Erfolg:

"Mehr als 40 Jahre habe ich beim BR wirklich nur aufgelegt, was mir gefiel. Damals gab es ja jede Woche neue Bands, aber keine Informationen dazu."

(sagte Kostya nach seinem Ruhestand)

Darüber hinaus moderierte Georg Kostya unter anderem über 10 Jahre lang die "Abendschau"-Sendung "Schönes Wochenende". 

Soziales Engagement und die "Spider Murphy Gang" 

Ende der 1970er Jahre entdeckte Georg Kostya in einer Schwabinger Kneipe die "Spider Murphy Gang" und verpflichtete sie als Hausband seiner neuen Radiosendung "Rock House". Durch seine Überzeugungsarbeit, die Rock-Band Texte auf Bairisch singen zu lassen, war er maßgeblich am weiteren Aufstieg und Erfolg der Band beteiligt.

Der aufgrund seiner Liebe zum Rock'n'Roll sowie seiner körperlichen Behinderung mit dem Spitznamen "Rolling Schorsch" bedachte Kostya zeichnete sich darüber hinaus durch sein soziales Engagement aus: 1979 gründete er in München den Verein "Rock House" zur Förderung von Nachwuchsmusikern und setzet sich mit der Initiative "Stufen weg" für barrierefreie Zugänge für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen insbesondere in Konzertsälen ein. Die 1981 eröffnete ebenerdige Alabama-Halle ist unter anderem der Initiative Kostyas zu verdanken.

"Georg Kostya ist Radiogeschichte. Mit dem 'Club 16' und 'Aus meiner Rockstasche' brachte er den Rock’n‘Roll nach Bayern – für viele junge Menschen ein Synonym für Freiheit und Offenheit. Zeit seines Lebens engagierte er sich nicht nur für die Musik und Nachwuchsmusiker, sondern auch in vielen sozialen Bereichen. Er war einleuchtendes Vorbild und Beispiel für ungebrochenen Lebensmut."

BR-Intendant Thomas Gruber, 2011

Am 25. Januar 2011 starb Georg Kostya im Alter von 75 Jahren.


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