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Faschingssendungen jetzt mit Audiodeskription Hörfilme helau!

Seit 1997 gibt es die Audiodeskription beim Bayerischen Rundfunk. Inzwischen werden neben allen Einbringungen ins Erste im BR Fernsehen auch die bayerischen Serien und "Dahoam is Dahoam" für Blinde und Sehbehinderte zugänglich gemacht. Jetzt betritt der BR Neuland mit der Live-Audiodeskription seiner Fastnachtssendungen und der Übertragung des Starkbieranstichs auf dem Nockherberg.

Von: Dr. Bernd Benecke, Redaktion Barrierefreie Angebote

Stand: 24.01.2018 | Archiv

Franken Helau aus Markt Bibart | Bild: BR

Seit 1997 gibt es die Audiodeskription beim Bayerischen Rundfunk – dabei handelt es sich um kurze Beschreibungen von Handlung, Personen und Schauplätzen in den Dialogpausen von Filmen und Dokumentationen, damit sie auch blinde und sehbehinderte Menschen genießen können. Diese "Hörfilme" werden im Ersten, dem BR Fernsehen und anderen öffentlich-rechtlichen Sendern auf dem zweiten Tonkanal ausgestrahlt, bei der privaten Konkurrenz sucht man ein solches Angebot immer noch vergeblich.

Von der Nische in den Alltag

Vor fünf Jahren machte dieses anfängliche Nischenangebot einen Sprung nach oben. Da seitdem auch Blinde und Sehbehinderte einen (ermäßigten) Rundfunkbeitrag zahlen, haben ARD und ZDF ihr Angebot massiv ausgeweitet. So werden in der Primetime des Ersten jetzt alle Filme und Serien, Dokumentationen, Shows und Sportübertragungen mit Audiodeskription angeboten, im BR Fernsehen zusätzlich auch Serien wie "Hindafing" und "Das Institut" sowie alle Folgen von "Dahoam is Dahoam". Lohn der Arbeit: Insgesamt achtmal wurde der BR in den letzten Jahren mit dem Deutschen Hörfilmpreis ausgezeichnet, 2010 gibt es zudem den "AD Achievement Award International", den "Auslands-Oscar" des American Council of the Blind.

Auch 2018 sind wieder zwei BR-Hörfilmproduktionen für den Deutschen Hörfilmpreis nominiert, der Spielfilm "Einsamkeit und Sex und Mitleid" und der Tatort "Der Tod ist unser ganzes Leben".

Live-Audiodeskription jetzt für BR-Fastnachtssendungen

Hinzugekommen ist seit einigen Jahren die Live-Audiodeskription von Shows und Sportübertragungen, Vorreiter in Deutschland war "Wetten, dass? ..." im ZDF. Im Ersten werden inzwischen alle großen Shows mit Audiodeskription angeboten - bis hin zum "Eurovision Song Contest". Dazu kommen alle Fußballspiele (nicht nur für EM und WM) und auch sämtliche Übertragungen von den Olympischen Spielen.

Linda Stark und Julia Schukowski von audio2 bei der Live-Audiodeskription der "Närrischen Weinprobe"

Das BR Fernsehen betritt nun Neuland mit der Live-Audiodeskription seiner Fastnachtssendungen: Mit der "Närrischen Weinprobe" am 12. Januar ging es los, dann folgten "Franken Helau" sowie "Schwaben weissblau, hurra und helau" und als Höhepunkt am 2. Februar wird die "Fastnacht aus Franken" mit Live-Audiodeskription angeboten. Auch das Singspiel am Nockherberg wird es heuer erstmals mit einer Audiodeskription geben.

Sehen, texten und sprechen "aus einer Hand"

Was unterscheidet diese Form der Audiodeskription von anderen? Bei der Audiodeskription von Filmen und Serien bekommen die Autorinnen und Autoren der Texte das bereits fertige Produkt und können ihre Beschreibungen präzise in die Dialogpausen einpassen. Der Text wird mit einer Sprecherin oder einem Sprecher aufgenommen und eine neue Mischung aus Originalton und Beschreibung erstellt. Bei der Live-Audiodeskription muss das alles wie aus einer Hand kommen: Bild analysieren, in Worte fassen, mit den Inhalten des Tons verknüpfen und zeitgleich präsentieren.

Ein wenig Hilfe gibt es aber: So ist manche Livesendung eher "semi-live", das heißt, wenige Tage vorher aufgezeichnet. Spätestens am Tag der Sendung kann das fertige Produkt bereits angeschaut und der Text vorbereitet werden, auch wenn dann live eingesprochen wird. Und wenn es wie zum Beispiel bei "Fastnacht in Franken" wirklich ganz live ist, kommen die Kolleginnen und Kollegen schon zur Generalprobe - durchaus im Wissen, dass in der Livesendung vieles wieder ganz anders sein kann.

Für die Live-Audiodeskription seiner Faschingssendungen greift der BR auf die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen von audio2 aus Wien zurück. Diese haben jahrelange Erfahrung in der Livebeschreibung für den ORF, das ZDF und diverse ARD-Anstalten. Gesprochen und mit dem Originalton gemischt wird die Live-Audiodeskription übrigens im Studio FM3 in Freimann – direkt aus den Kulissen von "Wir in Bayern".

Das Audiodeskriptions-Team des BR

Dr. Bernd Benecke, Elmar Dosch und Haide Völz von der Redaktion Barrierefreie Angebote: Hörfilm/Audiodeskription

Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen von "Sehen statt Hören" und der Untertitelung gehört die Audiodeskription zur Redaktion "Barrierefreie Angebote", die dem Ressort Wissen und Bildung angeschlossen ist. Zum Team gehören Redakteur Dr. Bernd Benecke, sein blinder Kollege Elmar Dosch, ihre Kollegin Haide Völz und etwa 30 freie Autorinnen und Autoren sowie 10 Sprecherinnen und Sprecher. Sie werden unterstützt von den Kollegen der Vertonung und (für die Live-AD) von der Produktionsleitung, SMP Studios und Mobile Produktion und natürlich den für das jeweilige Produkt zuständigen Redaktionen.


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