Kultur


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Achternbusch Der Filmemacher - absurd, witzig, radikal

Nirgends liegen Komik und Verzweiflung so nah beieinander wie in den Filmen von Herbert Achternbusch. Die Filmemacherei ist sein persönlichstes Ausdrucksmittel: "Film hat immer mit mir zu tun". Deswegen macht er auch fast alles selbst: Er führt Regie, er spielt die Hauptrolle und übernimmt oft auch die Kamera.

Stand: 01.04.2019 | Archiv

Herbert Achternbusch in "Das Andechser Gefühl" | Bild: BR

"Wie aus der Hüfte geschossen" wirken die Filme oft - wenig Handlung, viele Episoden. Und doch führen diese oft am Ende auf mysteriöse Art zu einem Ganzen. Absurd, witzig, radikal - ob "Servus Bayern", "Bierstreik" oder "Der Neger Erwin". In Letzterem beschreibt Achternbusch sein Regieverständnis: "Ich bin kein Filmemacher, der ein Drehbuch hat. Ich will einfach zeigen, was heute Abend in diesem Wirtshaus passiert."

"Eigentlich habe ich das Filmen gehasst. Ich habe immer gedacht, warum tust du dir das an, kein Geld, kein Preis. Aber dafür war ich nicht so angepasst."

Achternbusch in einem Interview nach seinem Entschluss von 2002, mit dem Drehen aufzuhören

"Keiner schlechter als ich"

Sein filmisches Oeuvre erhält erst Anfang der 1990er-Jahre die Kritiken, die ihn als das loben, was er ist: ein eigenwilliger Filmemacher, der von seiner Sicht der Welt überaus fantasievoll erzählt. Um seiner Subjektivität Ausdruck zu verleihen, spielt er die Hauptrollen meist selbst: "Ich habe keinen gefunden, der schlechter ist als ich!"

Zensur gegen Achternbusch' "Gespenst"

Regisseur und Schauspieler: Achternbusch in "I Know the Way to the Hofbräuhaus"

Den größten Skandal forciert Achternbusch 1983 mit seinem Film "Das Gespenst". Friedrich Zimmermann (CSU), damals Bundesinnenminister, verweigert die Zahlung der letzten Rate der Filmförderung, weil er "Das Gespenst" für religionsfeindlich hält: Das "religiöse Empfinden großer Teile der Bevölkerung" würden verletzt. Zehn Jahre dauert der Rechtsstreit. 1992 endlich erhält Achternbusch vor dem Oberverwaltungsgericht Münster Recht. Sein "42. Herrgott" in "Das Gespenst" wird rehabilitiert. Bessere Budgets für seine Filme gibt es dennoch nicht, Achternbusch finanziert das Filmen zumeist durch seine andere Kunst.

"Dreimal haben's mir ins Kino geschissen. Da sieht man, dass die feinen Leute oft die größten Drecksäue sind. Dabei war 'Das Gespenst' der beste Christus-Film, den es gab. Was der Scorsese und der Mel Gibson zuletzt gemacht haben, ist ja richtig feig dagegen."

Achternbusch in einem Interview 2008

Späte Beachtung

Doch zunächst wird er von den Fernsehanstalten und Fördergremien geächtet. Sehr spät, erst 1993 zeigt die ARD erstmals eine Retrospektive seiner Filme - auf Betreiben des BR allerdings ohne den Skandalfilm "Das Gespenst". Als das Filmfest München in diesem Sommer alle seine 28 Filme zeigt, schimpft er: "Eine Retrospektive so spät, das ist eine Schande, eine Ohrfeige."

Achternbusch-Filme - eine Auswahl:

  • 1975: Das Andechser Gefühl
  • 1976: Die Atlantikschwimmer
  • 1976: Herz aus Glas (nur Drehbuch; Regie: Werner Herzog)
  • 1977: Bierkampf
  • 1978: Servus Bayern
  • 1978: Der junge Mönch
  • 1979: Der Komantsche
  • 1981: Der Neger Erwin
  • 1982: Das Gespenst
  • 1983: Die Olympiasiegerin
  • 1984: Wanderkrebs
  • 1986: Heilt Hitler
  • 1989: Mix Wix
  • 1990: Hick's Last Stand
  • 1991: I Know The Way To The Hofbräuhaus
  • 1994: Ab nach Tibet!
  • 1995: Hades
  • 1997: Picasso in München
  • 2002: Das Klatschen der einen Hand

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