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Martin Luther King Das Thema

Stand: 09.12.2013 | Archiv

Martin Luther King spricht in Washington | Bild: picture-alliance/dpa

Um Martin Luther King (jr.) verstehen zu können, ist unweigerlich ein Blick auf seinen Vater Martin Luther King (sen.) nötig, denn schon der Vater war Pastor und auch er kämpfte unerschrocken und ausdauernd für die Rechte und die Würde der schwarzen Bevölkerung. In diesem Geiste erzogen und aufgewachsen, trat Martin Luther King (jr.) mit 15 Jahren ins Morehouse College ein. Es folgte ein Theologiestudium und die Promotion in Philosophie. Aus mehreren Angeboten an Pastorenstellen nahm er dann, nachdem er zwischenzeitlich Coretta Scott geehelicht hatte, eine Stelle in der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery an. Sein Intellekt und sein Charakter wurden nachhaltig von vielen philosophischen und theologischen Schriften geprägt, besonders durch die Thesen von Henry David Thoreau "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat", durch die Lehren von Mahatma Gandhi und in letztendlicher Konsequenz von der christlichen Botschaft der Nächstenliebe.      

Der Aufstieg

Die Analyse vom Wirken und Handeln einer historischen Persönlichkeit impliziert in der Regel den Versuch, retrospektiv den Beginn ihres Schaffens zu definieren, was bei Martin Luther King wohl mit dem Busstreik von Montgomery geschah. In dieser zielgerichteten und organisierten Widerstandsaktion trat er nun zum ersten Mal als charismatischer und zugleich aktiver Verfechter und Anführer der unterdrückten schwarzen Bevölkerung in Montgomery in Erscheinung. Nicht nur der Erfolg dieses Streiks, sondern auch die  angewandten Mittel - wie u. a. das eines gewaltfreien Aufbegehrens - dienten dazu, dem Mythos des Bürgerrechtlers erste Konturen zu verleihen. Es folgten in den nächsten Jahren zahlreiche Stationen im Dienste der Rassenintegration, wie z. B. in Birmingham, wo in hohem Maße die Rassentrennung betrieben wurde. 

Gegnerschaft oder Anerkennung?

Mit der wachsenden Popularität stieg auch die Konfrontation mit dem Gesetz und die Anzahl seiner Feinde, die die Gleichbehandlung der schwarzen Bürgerinnen und Bürger mit allen Mitteln zu verhindern suchte. Mitgliedern des Ku-Klux-Klans und Vertretern manch staatlicher Stellen waren die Aktivitäten Martin Luther Kings ein Dorn im Auge waren. Mehrere Attentate wurden auf ihn und auf seine Familie unternommen, doch nicht nur er selbst stand im Fokus der Gegner, auch andere Bürgerrechtler, wie z. B. Medgar Evers, der sein Engagement mit dem Leben bezahlen musste. Beinahe direkt proportional zum Ausmaß der Gegnerschaft entwickelte sich die Intensität der nationalen und internationalen Anerkennung und Sympathiebeweise. So fand M. L. King u. a. in John F. Kennedy einen Weggenossen und aus den vielen Würdigungen sticht die Verleihung des Friedensnobelpreises 1964 augenscheinlich hervor.

Kurskorrektur

Vor allem ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre beschränkte sich Martin Luther King nicht mehr nur darauf, Führsprecher der afroamerikanischen Bevölkerung zu sein, sondern avancierte immer mehr zur Symbolfigur der gesamten armen Bevölkerung. Signifikant wurde diese Neuorientierung auch darin, dass er sowohl zu Fragen der Rassenintegration als auch zu außenpolitischen Themen, wie dem Vietnamkrieg, Stellung bezog, was zur Folge hatte, dass neben Teilen der schwarzen Amerikaner auch weiße Anhänger die moralische oder finanzielle Unterstützung versagten. Des Weiteren verlor er auch in der Bürgerrechtsbewegung partiell seine Unterstützung, weil vor allem bei Befürwortern der "Black-Power-Bewegung" der friedliche und gemäßigte Weg Martin Luther Kings als zu wenig erfolgversprechend angesehen wurde.

Ermordung Martin Luther Kings und Ausblick

Martin Luther King wurde am 5. April 1968 in Memphis, Tennessee von einem Mann namens James Earl Ray erschossen, der einige Zeit später inhaftiert wurde. Das Geständnis widerrief er wenige Tage später und argumentierte dann mit einer Verschwörungstheorie, wonach er für den Mord bezahlt worden wäre. Die Angehörigen von Martin Luther King schenkten diesen Aussagen Glauben und konnten eine Wiederaufnahme des Verfahrens erwirken, die Hintergründe sind allerdings nach wie im vor unklar. Den Mann, der sich der Gerechtigkeit und der Gewaltfreiheit verschrieben hatte, konnten seine Gegner nur gewaltsam bremsen. Neben vielen anderen Motiven ist es wohl auch dieses Paradoxon, warum Martin Luther King auch nach fast 40 Jahren seit seines Todes weltweite Akzeptanz und Respekt entgegengebracht wird.


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