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Waldbrandgefahr Bayern Warum liegen da Verkehrsleitkegel im Wald?

In welchen bayerischen Regionen eher Waldbrände drohen, welche Rolle der Borkenkäfer dabei spielt - und wie leicht Ihr Auto einen Waldbrand auslösen kann.

Stand: 28.07.2022

Waldbrandgefahr in Bayern | Bild: mauritius-images

Warum liegen manchmal umgekippte Verkehrsleitkegel am Wegesrand?

Haben Sie auch schon mal so ein Plastikhütchen am Wegesrand gesehen und wieder aufgestellt? Sie wären nicht die Ersten. Tatsächlich sollten wir aber solche "Verkehrsleitkegel", wie die Hütchen offiziell heißen, keinesfalls aufstellen - am besten nicht einmal anfassen. Darum bittet die Freiwillige Feuerwehr Wesertal-Lippoldsberg stellvertretend für alle anderen Feuerwehren in einem Facebook-Post.

Warum - das erklärt Jürgen Weiß vom Landesfeuerwehrverband Bayern: "Diese Hütchen stellen wir immer dann auf freiem Gelände oder im Wald auf - wo es ja keine benannten Straßen oder Wege gibt - wenn wir zur Einsatzstelle finden müssen. Wir fahren in der Regel mit einem kleineren Fahrzeug voraus, erkunden die Einsatzstelle im Wald - und um den nachrückenden Einsatzkräften den Auffindungsort zu kennzeichnen, legen wir bei einer Wegegabelung den Verkehrsleitkegel auf den Boden - mit der schmalen Seite in die Richtung, in die man abbiegen muss." Die umgekippten Hütchen sind also einfache, aber effektive Wegweiser für die Feuerwehr im Einsatz.

So verhindern Sie einen Waldbrand

  • Kein offenes Feuer oder Grillen im Wald oder in Wald-Nähe. Waldränder sind besonders gefährdet: Wind und Sonne trocknen das Buschwerk und die am Boden liegenden Zweige und Blätter stärker aus als im Waldinneren.
  • Parken Sie im Wald nur auf ausgewiesenen Flächen; halten Sie Zufahrten und Wege für Einsatzfahrzeuge frei
  • Falls Sie einen Waldbrand entdecken: 112 rufen. Die ist kostenlos - und gilt übrigens in ganz Europa.
  • Auch wenn mittlerweile über den Sinn diskutiert wird, werfen Sie bitte keine Flaschen im Wald weg. Sicherheitshalber. Und grundsätzlich sowieso.

Kann mein Auto einen Waldbrand auslösen?

Man sieht es immer wieder am Wochenende an beliebten Wanderparkplätzen: Wenn alle vorhanden Parkplätze belegt sind, weichen die Spätankommer aus - auf die Seitenstreifen am Wiesen- oder auch am Waldrand. Die Gefahr dabei: Je nachdem, wie trocken die Gräser oder das Laub- und Streumaterial unter dem Auto ist, kann die Hitze, die der Katalysator abstrahlt, ein Feuer verursachen. Der Wald - und Ihr Auto - werden es Ihnen danken, wenn sie dieses Gefahrenpotenzial bei der Parkplatzsuche im Hinterkopf behalten.

Was ist die häufigste Ursache für einen Waldbrand?

Waldbrände können durch natürliche Phänomene wie etwa Blitzeinschläge verursacht werden, in den meisten Fällen werden sie allerdings von Menschen verursacht - absichtlich oder unabsichtlich, sagt Jan-Philipp Egner, stellvertretender Referatsleiter für Waldbau, Waldschutz und Bergwald im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Der Klassiker aller Ursachen ist nach wie vor die achtlos weggeworfene Zigarettenkippe, die das trockene Gestrüpp auf dem Waldboden zum Glimmen bringt. Und das passiert offenbar oft genug - obwohl von 1. März bis Ende September in allen Wäldern eigentlich Rauchverbot herrscht.

Aber es gibt auch andere Gründe:

"Der unachtsame Umgang mit Feuer ist die häufigste Ursache - oft sind das weggeworfene Zigarettenkippen oder Grillfeuer, die in der Nähe des Waldes oder unerlaubt im Wald angezündet werden. Oder auch Brandstiftung."

Jan-Philipp Egner, stellvertretender Referatsleiter für Waldbau, Waldschutz und Bergwald im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Wo entsteht ein Waldbrand?

Ob aus einer weggeworfenen Zigarettenkippe ein Brand entsteht oder nicht, hängt vor allem vom Waldboden ab, so Forstexperte Egner: "Entscheidend für einen Waldbrand ist, was für leicht entzündliches Material auf dem Boden liegt - ein Baum brennt nicht so schnell." Doch dabei spielt die Art des Baumbestands eine durchaus große Rolle: Kiefern stehen etwa relativ weit auseinander und haben vergleichsweise lichte Nadeln. Die Folge ist, so Forstexperte Egner, dass "dadurch mehr Sonne und dementsprechend auch mehr Wärme auf den Waldboden gelangt. Und der trocknet folglich schneller aus." Und mit ihm auch das darüber liegende Laub, kleine Äste und Strauchwerk - alles ideale Brandstarter. Anders die Situation im Mischwald, wo Laubbäume den Waldboden schattig und feucht halten, so Egner: "Dieser ist grundsätzlich weniger anfällig gegenüber Waldbränden."

Podcast-Tipp: Über die Sinnhaftigkeit von Baumpflanzaktionen geht's in dieser Folge unseres Nachhaltigkeitspodcasts "Besser leben" (hier in der ARD Audiothek kostenlos downoaden und abonnieren)

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/baeume-pflanzen-fuer-die-umwelt-wie-sinnvoll-ist-das/bayern-1/10467957/

Ist der Borkenkäfer schuld an Waldbränden?

Immer wieder wird der Borkenkäfer als Schuldiger für eine erhöhte Waldbrandgefahr ausgemacht. Doch dieser Zusammenhang spielt so gut wie keine Rolle. Richtig ist, dass die schon mit dem Frühjahr einsetzende Wärme und Trockenheit, gefolgt von trockenen, heißen Sommern - wie wir es in den vergangenen Jahren einige Male erlebt haben - optimale Brutbedingungen für den Borkenkäfer darstellen: Anstelle der normalen zwei Generationen können dann schon mal drei Generationen von Schädlingen schlüpfen. Richtig ist auch, dass die Bäume gerade bei heißer und trockener Witterung wegen des Wassermangels geschwächt sind und unter dem massiven Ansturm der Angreifer daher umso schneller absterben. Doch dass sich die Waldbrandgefahr erhöht, weil häufiger Ast- und Laubreste von entfernten Borkenkäfer-Bäumen auf dem Waldboden zurückbleiben, spielt nach Einschätzung von Forstexperte Egner "nur eine untergeordnete Rolle". Denn: "Für das Entstehen eines Waldbrands sind trockenes Gras und Streu viel gefährlicher."

Waldbrandgefahr Bayern

"Bayern ist vor allem im Vergleich zu den ostdeutschen Bundesländern weniger von Waldbränden betroffen", erklärt Forstoberrat Egner. Zumindest bisher. Das liegt zum einen an den klimatischen Bedingungen, aber auch an der Zusammensetzung des Waldes: "Im Osten sind die Böden meist trockener und es gibt mehr Kiefernwälder und weniger Laub- und Mischwälder als in Bayern", so Egner. Doch ganz ohne Kiefern geht's auch in Bayern nicht. Hier beschränken sich nach Angaben von Forstoberrat Egner die großen, zusammenhängenden Kiefernwälder zwar auf den Bereich Mittelfranken und Oberpfalz. Doch auch das hat Konsequenzen.

Waldbrandgefahr: Franken innerhalb Bayerns am meisten gefährdet

So gibt es innerhalb Bayerns entsprechend unterschiedlich gefährdete Regionen: Während die Lage im Süden, im Alpen- und Voralpenraum, in der Regel entspannter, weil regenreicher ist, steigt die Waldbrandgefahr in Franken mittlerweile fast jeden Sommer bis auf die höchste Warnstufe. Besonders betroffen ist die sogenannte fränkische Trockenplatte, ein niederschlagsarmes Gebiet in Unterfranken, rund um die Landkreise Schweinfurt, Kitzingen und Würzburg. Auch hier sind es vor allem die trockenen Böden, die das Waldbrandrisiko erhöhen.

Wer legt Waldbrandstufen fest?

Während der Waldbrand-gefährdeten Zeit, von März bis Oktober, erhält das Forst-Referat im Bayerischen Staatsministerium täglich einen sogenannten Waldbrand-Gefahrenindex für Bayern vom Deutschen Wetterdienst. Er enthält unter anderem eine Bayern-Karte mit je nach Gefahrenlage unterschiedlich eingefärbten Bereichen - von grün (Stufe 1, niedrig) bis lila (Stufe 5, sehr hoch). Dazu gibt es in jedem Regierungsbezirk einen Waldbrandexperten aus den Forstämtern, der als Ansprechpartner für die jeweilige Regierung fungiert: "Ab der Gefahrenstufe 4 und 5 beraten diese  Experten aus der Forstverwaltung gemeinsam mit der Regierung, ob Beobachtungsflüge über den gefährdeten Gebieten durchgeführt werden", erklärt Forstoberrat Egner. Unterstützt werden sie dabei von den Förstern vor Ort, die regelmäßig in ihren Revieren die Bodenfeuchtigkeit kontrollieren.

Der Waldbrandgefahrenindex für Deutschland ist öffentlich zugänglich: Waldbrandgefahrenindex (Deutschlandkarte). Hier nach Bundesländern sortiert: Vorhersage des Waldbrandgefahrenindexes

Waldbrandgefahr: So verhalten Sie sich richtig

Was viele nicht wissen: In Bayern gilt grundsätzlich vom 1. März bis Ende September im Wald Rauchverbot. Dass dieses schon das Frühjahr mit einschließt, wo in der Natur ja eigentlich alles sprießt und grünt, hat einen guten Grund:

"Weil da noch altes, abgestorbenes Gras aus dem Vorjahr auf dem Waldboden steht und noch kein frisches nachgewachsen ist. Daher haben wir auch einen Peak in der Waldbrandgefahr zum Anfang des Frühjahrs."

Jan-Philipp Egner, Forstoberrat im Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 

Lese-Tipp: Haben Sie beim Spazierengehen auch schon mal Nester von Eichenprozessionsspinnern in den Bäumen gesehen? Was diese Raupen so gefährlich macht und warum man nicht nur von den Tieren Abstand halten sollte, lesen Sie hier: Was macht die Raupen eigentlich so gefährlich?


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