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Rechtsfahrgebot Bußgeld für Mittelspurschleicher, gibt's das wirklich?

Was bedeutet das Rechtsfahrgebot genau? Ab wann gelte ich als Mittelspurschleicher und kann ich dafür ein Bußgeld bekommen?

Stand: 28.02.2024

Rechtsfahrgebot StVO

Der ein oder andere kann sich vielleicht noch aus der Fahrschule an das so genannten Rechtsfahrgebot erinnern. Diese Vorschrift ist in §2/ Abs. 2 der Straßenverkehrsordnung StVO festgehalten und besagt, dass auf Fahrbahnen mit mehreren Fahrstreifen für eine Richtung "möglichst weit rechts" zu fahren ist.

Im Interview bei Marcus Fahn erklärt Stefan Pfeiffer von der Polizei Fürth Sinn und Zweck so: "Es ist für den Verkehrsfluss äußerst hinderlich, wenn andere Fahrer mit einer höheren Geschwindigkeit kommen - und dann der rechte Fahrstreifen nicht benutzt, und der mittlere blockiert wird. Das bedeutet Ausweichbewegungen in Richtung links. Und am Schlimmsten ist es, wenn der rechte Fahrstreifen von der grundsätzlichen Geschwindigkeit her schneller ist als der mittlere - dann kommt es eben zu sehr gefährlichen Situationen." Grundsätzlich. De facto gelten aber einige Ausnahmen von dieser Regel.

Rechtsfahrgebot Autobahn

Mittelspurschleichen ist bei uns verboten. Allerdings legt die StVO nicht genau fest, ab wann man als "Mittelspurfahrer" gilt, so Polizist Pfeiffer. Seine Regel: Insbesondere, wenn der Verkehr auf dem rechten Fahrstreifen anfängt schneller zu sein als der auf dem mittleren, dann bin ich mit Sicherheit einer von denjenigen (Mittelspurschleichern, Anm.d.Red.). Und wenn weit und breit auf dem rechten Fahrstreifen keiner zu sehen ist, und ich fahr' trotzdem in der Mitte, dann gehöre ich auch zu dieser Kategorie dazu." Der ADAC gibt auf der Basis der bestehenden Rechtsprechung eine Zeitspanne von 20 Sekunden als Richtwert: Wenn ich deutlich länger als 20 Sekunden auf der rechten Spur fahren kann, bis ich wieder ein Auto vor mir überholen müsste, muss ich immer wieder zurück auf die rechte Spur fahren.

Fahren Fahrzeuge in kürzeren Abständen rechts, darf und sollte man dagegen auf der Mittelspur bleiben - denn Spurwechsel sind potenziell gefährlich. 

Wann darf ich rechts überholen?

Rechts überholen ist nur in Ausnahmefällen gestattet, etwa wenn der Verkehr auf allen Fahrspuren stockt und sich Schlangen gebildet haben. Stehen die Fahrzeuge auf der linken Spur oder fahren maximal 60 km/h dürfen Sie rechts vorbeirollen - allerdings nur mit 20 km/h schneller.

Rechtsfahrgebot innerorts

Innerhalb von Städten und Ortschaften gilt das Rechtsfahrgebot auf mehrspurigen Straßen nicht (Achtung: wohl aber auf Autobahnen die durch einen Ort führen): Hier gilt freie Spur-Wahl; und so darf etwa auch auf der rechten Fahrbahn schneller gefahren werden als auf der linken. Wichtig: Dies gilt nur für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen.

Mittelspurschleicher rechts überholen

Auch wenn es noch so sehr nervt: Rechts überholen sollte man sich - außer in den genannten Ausnahmefällen - besser verkneifen. Es drohen 100 Euro plus 1 Punkt in Flensburg - oder noch schlimmer, gefährliche Ausweichmanöver und Unfälle.

Was tun bei einem harmlosen Auffahrunfall?

Rechtsfahrgebot Strafe

"Auf der Autobahn ist es nicht so einfach, jemanden anzuhalten", erklärt Polizist Pfeiffer, "denn wir müssen denjenigen von der Autobahn runterziehen." Aber: "Wenn wir die Möglichkeit haben und jemand krass auffällt, dann ziehen wir denjenigen schon von der Autobahn runter und versuchen es zuerst mal mit einem Gespräch. Und wenn derjenige uneinsichtig ist, dann werden auch mal 20 Euro fällig." Der gesetzliche Spielraum ginge weiter: Bis zu 80 Euro Bußgeld plus ein Punkt in Flensburg können Mittelspurfahrern drohen, die andere behindern.
Und übrigens: Gespanne, also etwa Autos mit Wohnwagen, dürfen auf der Autobahn grundsätzlich nicht den linken Fahrstreifen benutzen.

Und noch so eine kniffelige Rechtsfrage: Darf ich einen Parkplatz freihalten?


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