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Heuschnupfen Tipps So schlafen Sie trotz Heuschnupfens besser

Ampfer, Roggen, Gräser - die Pollen fliegen wieder. Wann Sie mit Ihrer Allergie auf Pollen zum Arzt sollten und wie Sie trotz Allergie nachts besser schlafen.

Stand: 02.02.2024

Eine Frau niest in ein Taschentuch | Bild: mauritius images / Science Photo Library

Ja, sie fliegen. Die meisten Menschen freuen sich über Sonne und blühende Bäume - für etwa 15 Prozent der Deutschen fängt damit die ungemütliche Zeit der Allergie an - mit Taschentüchern in rauen Mengen, Nasenspray und vielleicht sogar Atemnot und Halsschmerzen. Die Pollenallergie - oder der harmlos klingende Heuschnupfen - beginnt mit den Frühblühern wie der Birke. Nach und nach steigen dann die verschiedenen anderen Bäume, Sträucher, Gräser und Getreidesorten ein.

Pollenallergie Tipps

Neben der Einnahme der richtigen Medikamente gibt es aber auch paar ganz praktische Tipps, um es sich als Allergikerin oder Allergiker während des akuten Pollenflugs leichter zu machen. Besonders nachts leiden Allergiker und Allergikerinnen sehr und schlafen meist schlecht, weil sie nicht durch die Nase atmen können.

  • Pollenvorhersagen nutzen. Der Deutsche Wetterdienst gibt den Pollenflug-Gefahrenindex heraus.
  • In den Urlaub fahren. Es hilft vielen Allergikerinnen, die eigene Urlaubszeit in die Zeiten des Pollenflugs zu legen und ans Meer oder ins Hochgebirge zu fahren - dort fliegen nicht so viele Pollen.
  • Pollenschutz an den Fenstern anbringen. "Es gibt auch Pollenflugfolien für die Fenster - dann können sie weiter normal lüften", rät Allergologe Prof. Ulf Darsow.
  • Nasendusche benutzen. Viele erfahrene Pollenallergiker nutzen auch regelmäßig eine Nasendusche: Mit warmem Salzwasser oder physiologischer Kochsalzlösung spült man Pollen einfach heraus. Allergologe Jürgen Palm empfiehlt, die Nase zwei bis drei Mal am Tag mit physiologischer Kochsalzlösung zu befeuchten.
  • Rasen möglichst kurz halten. Und den Rasen im eigenen Gärten mähen sollte immer ein Familienmitglied, das keinen Heuschnupfen hat.
  • Draußen immer eine Sonnenbrille tragen. Das hält die Pollen zumindest einigermaßen ab.
  • Bestimmte Lebensmittel meiden. Pollenallergiker entwickeln oft Kreuzallergien. Menschen, denen Baumpollen (Birke, Hasel) zu schaffen machen, können manchmal Äpfel, Kiwis, Nektarine, Nüsse, Sellerie nicht so gut vertragen. Wer auf Ambrosia allergisch reagiert, hat oft auch Schwierigkeiten mit Bananen, Melonen, Tomaten und Gurken. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) rät: "In vielen Fällen wird das gekochte Obst oder Gemüse vertragen, da die allergieauslösenden Eiweiße durch Erhitzen zerstört werden. Auch Schälen kann die Verträglichkeit erhöhen. Durch das Kochen werden die allergieauslösenden Eiweiße auch zerstört."
  • Wäsche nicht draußen trocknen. Kleidung von Heuschnupfen-Patienten in der Pollensaison besser drinnen aufhängen, um keine zusätzlichen Pollen einzufangen.
  • Innenraumfilter des Autos in Pollenfilter umrüsten. Und die Fensterscheiben geschlossen halten. Einen Pollenfilter sollte man regelmäßig wechseln - einmal im Jahr oder nach 15.000 gefahrenen Kilometern.

Mit Heuschnupfen besser schlafen

  • Richtig lüften. Wer auf dem Land lebt, sollte in der Pollensaison abends lüften. Städter dagegen morgens. "Beim Schlafen am besten die Fenster geschlossen lassen, und lüften, wenn weniger Pollen fliegen: In der Stadt in der Zeit zwischen 6 und 8 Uhr, auf dem Land zwischen 18 und 24 Uhr ", so ECARF.
  • Abends Haare waschen. In unseren Haaren verfangen sich tagsüber Pollen. Damit diese nicht aufs Kopfkissen geraten und wir sie nachts einatmen, hilft es, abends die Haare zu waschen oder wenigstens mit Wasser auszuspülen.
  • Bettwäsche häufiger waschen. Während des Pollenflugs sollte man Bettbezüge und Laken häufiger waschen als sonst.
  • Straßenkleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen. Auch an der Kleidung, die wir tagsüber tragen, haftet Blütenstaub. Deswegen besser im Badezimmer ausziehen und die getragene Kleidung in den Wäschesammler stecken.
  • Haustiere nicht ins Schlafzimmer lassen. Im Fell von Hunden und freilaufenden Katzen verfangen sich auch Pollen, die dann mit dem Vierbeiner in den Schlafbereich gelangen.
  • Keine Feldblumen-Blumensträuße im Schlafzimmer. Hintergrund: Beifuß-Allergiker reagieren manchmal auch auf Korbblütler wie Sonnenblume oder Goldrute.

Pollenflug länger

Prof. Ulf Darsow, Leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, TU München

Zu allem Überfluss dauert der Pollenflug seit ein paar Jahren durch den Klimawandel immer länger. Prof. Ulf Darsow, Allergologe an der TU München, sagt, dass durch die mildere Witterung vor allem Gräser ihre Pollen über einen längeren Zeitraum verteilen. Untersuchungen beweisen, dass die Pollenbelastung insgesamt gestiegen ist.

"In Europa hat die Luftkonzentration von Pollen zahlreicher, teilweise stark allergen wirkender Pflanzenarten in den letzten 30 Jahren vor allem in städtischen Gebieten zugenommen."

Conny Höflich, Umweltbundesamt

Auch Jürgen Palm, Allergologe aus Nürnberg, bestätigt diese Entwicklung: "Der Zeitrahmen, in dem wir exponiert sind, hat sich ausgeweitet, er beginnt früher, er endet später. Man spricht heute kaum mehr von einer saisonalen Allergie, man muss schon fast von einer ganzjährigen Allergie gegenüber Pollen sprechen. Wir wissen inzwischen, dass durch die Trockenheit die Pflanzen insgesamt früher blühen, dass sie auch länger blühen. Das heißt, sie produzieren in der Summe mehr Pollen und auch der Allergengehalt in der Polle ist ansteigend, ist mittlerweile deutlich erhöht. Das bedeutet für unser Immunsystem eine Dreifachbelastung."

Zahl der Allergien steigt

Höchste Zeit also, etwas gegen die juckenden Augen, das Niesen und den Husten zu tun. Denn die Zahl der Allergikerinnen und Allergiker steigt deutlich, sagt Allergologe Jürgen Palm: "Wir gehen mittlerweile davon aus, dass jedes zweite Neugeborene künftig an einer Allergie leiden wird. Wenn man davon ausgeht, dass das noch vor 100 Jahren vielleicht vier bis fünf Prozent der Bevölkerung waren, ist das ein extremer Anstieg. Unser Immunsystem ist schlicht und einfach überfordert. Es erkennt die Pollen als ein schädliches Allergen an, das bekämpft werden muss, und nicht mehr als einen natürlichen Bestandteil der Umwelt."

Verschiedene Symptome - einmal testen

Vielen Menschen, die an Allergien leiden, wissen schon genau, wann "ihre Zeit" kommt. Aber da Symptome eines Heuschnupfens auch erst im Alter auftreten können, gibt ein Test beim Arzt schnell Auskunft, wer der Übeltäter ist. "Wir machen immer einen Blut- und einen Haut-Test, um sagen zu können, was eine Allergie auslöst", erklärt der Allergologe Darsow. "Der Hauttest allein zeigt nur, dass der Patient sensibilisiert ist für einen Stoff." Wer also bei Birkenpollen "anschlägt", muss nicht unbedingt deswegen niesen, sein Körper ist lediglich quasi in erhöhter Alarmbereitschaft. Erst die entsprechende Krankengeschichte führt dann zur Allergiediagnose.

Desensibilisierung

Wenn klar ist, dass zum Beispiel Birke und Haselpollen der Grund für die Gebrechen sind, empfiehlt Allergologe Darsow, immer zweigleisig bei der Therapie zu fahren. "Sobald wie möglich damit anfangen, die Symptome zu behandeln. Und in der beschwerdefreien Zeit sollte eine Hyposensibilisierung gemacht werden." Dabei bekommt man die allergieauslösenden Stoffe regelmäßig und in steigender Dosierung gespritzt. Im besten Fall gewöhnt sich das Immunsystem allmählich an die Allergene und reagiert nicht mehr so extrem.

Allergie-Medikamente rezeptfrei

Das Problem bei freiverkäuflichen Arzneimitteln ist, so Darsow, dass sie zwar oft ganz gut wirken, aber nicht immer zu 100 Prozent auf die jeweiligen Symptome passen: "Eine verstopfte Nase muss ich anders behandeln als eine laufenden Nase. Am Ende verpasst man die Chance, eine ausgewachsene Allergie zu verhindern."

Der Arzt kann mit den Allergietests die richtige Immuntherapie ermitteln und verhindern, dass sich ein sogenanntes "Asthma bronchiale" entwickelt. "Die Hälfte aller Pollen-Allergiker neigt dazu", sagt der Allergie-Experte. Asthma äußert sich zunächst mit Husten, kann aber auch zu einem Engegefühl in der Brust und Atemnot führen.

Wovon der Allergologe nichts hält, sind Zink- oder Vitamin C-Präparate aus der Drogerie. "Eine Wirkung ist hier nicht nachgewiesen."

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