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Notaufnahme Wann sollte man in die Notaufnahme gehen?

Immer mehr Menschen suchen die Notaufnahmen auch mit harmlosen Erkrankungen auf. Bei welchen Symptomen Sie als Patient oder Patientin in die Notaufnahme gehören - dazu haben wir einen Notfallmediziner befragt.

Stand: 12.09.2023 | Archiv

Arzt in einem Krankenhaus an einem Ultraschallgerät | Bild: mauritius images

Bei Verdacht auf eine schwere Krankheit, nach einem Unfall oder auch nur bei der Unsicherheit, ob sich etwas Gefährliches hinter den Symptomen verbirgt, gehen Patienten in die Notaufnahme eines Krankenhauses oder alarmieren einen Notarzt.

Allerdings scheinen sich auch immer mehr Patienten und Patientinnen an die Notaufnahme zu wenden, die beim Hausarzt oder einem ärztlichen Bereitschaftsdienst besser aufgehoben wären. Prof. Markus Wörnle, Leiter der Medizinischen Notaufnahme am Klinikum der Universität München, begegnen immer wieder Patientinnen und Patienten, die kein Fall für die Notaufnahme sind.

Notaufnahme statt Hausarzt

"Wenn zum Beispiel in der Früh um zwei einer kommt, weil er nicht schlafen kann, dann ist das nichts für die Notaufnahme - oder wenn einer gerade im Fast-Food-Restaurant war und einen Burger gegessen hat und jetzt so ein Völlegefühl hat", sagt Wörnle. Es habe auch schon Fälle gegeben, erzählt der Mediziner, in denen Patienten klar gesagt hätten, dass sie es nicht zum Arzt geschafft hätten, weil sie noch hätten einkaufen müssen und ein Besuch in der Notaufnahme deshalb praktischer sei. "Das passiert tatsächlich und das ist etwas, was uns unglücklich macht, weil das einfach unnötig ist", sagt Wörnle.

Bei Lebensgefahr und Brust- und Herzbeschwerden oder starken Schmerzen sofort in die Notaufnahme.

An manchen Tagen vermutet Wörnle, zählten bis zu einem Drittel der Wartenden zu dieser Gruppe. Wenn jemand unsicher sei, solle er ruhig in die Notaufnahme kommen. Menschen, die sich nur anmelden, weil ihnen die Zeiten besser passen, binden aber Kräfte, die für tatsächliche Notfälle gebraucht werden. Selbst Gespräche und Aufklärung kosten Zeit.

Denn Ärztinnen und Ärzte in der Notaufnahme prüfen, welcher Fall am schnellsten behandelt werden muss. Wer also wegen eines Schnupfens ins Krankenhaus geht, wartet länger als ein Herzinfarktpatient.

"Es ist ganz klar, dass man sagt: Lieber einmal mehr in die Notaufnahme als nicht."

Prof. Markus Wörnle, Leiter der Medizinischen Notaufnahme an der Uniklinik München

Wann jemand ein Fall für die Notaufnahme ist, sei natürlich schwer zu sagen, so Wörnle, schließlich hängen mögliche Gefahren auch immer mit Vorerkrankungen und Gesundheitszustand zusammen.

Wann in die Notaufnahme mit Kindern

Wir haben auch mit Notfallmediziner Prof. Dr. Thomas Wurmb vom Uniklinikum Würzburg gesprochen. Wenn mein Kind sich - zum Beispiel beim Fußballspielen - verletzt hat und ich weiß nicht, ob es etwas Schlimmes ist oder nicht, was tue ich dann. Dazu sagt unser Experte: "Immer, wenn man sich unsicher ist, und gerade, wenn es um Kinder geht, möchte man überhaupt nichts versäumen, ist das ein Fall, dass man den Notruf, die 112 wählt."

Bei welchen Symptomen muss ich in die Notaufnahme

Aus Sicht unseres Experten gibt es aber drei Leitbilder, bei denen man in jedem Fall in die Notaufnahme gehen sollte. Zum einen bei Atemnot. "Das kann auch mal nur ein kleiner grippaler Infekt sein, aber es kann auch so etwas sein wie eine Lungenembolie oder ein Herzinfarkt", sagt Wörnle.

Auch wer unter Schmerzen in der Brust leidet, sollte die Ursachen sofort abklären lassen. Zwar liegt die Ursache laut Wörnle häufig an Muskeln oder Gelenken, aber auch ein Herzinfarkt kann sich so äußern. Ein weiteres Symptom seien sehr starke Schmerzen. "Denn da kann auch mal so etwas dahinterstecken wie eine Blinddarmentzündung, ein Darmdurchbruch oder ein Magendurchbruch", sagt der Notfallmediziner.

Vorsichtig sollte man auch bei Taubheitsgefühlen oder Blut im Stuhl sein.

Oder ein weiterer Fall für die Notaufnahme wäre der, den Prof. Dr. Thomas Wurmb schildert: "Man ist die Treppe runtergesprungen, ist umgeknickt, hat sich den Fuß verletzt, der ist dick und geschwollen und man ist sich nicht sicher, ob der gebrochen ist. Der Ehemann, die Freundin sind da, man kann zusammen zum Auto humpeln und dann in die Notaufnahme fahren. In so einem Fall ist es schon wichtig, dass sich jemand in den nächsten Stunden so einen Knöchel anschaut, um einen Knochenbruch zu identifizieren oder auch andere Verletzungen. Um dann die richtige Therapie einzuleiten."

Wer aber grundsätzlich gesund ist und unter einer leichten Grippe oder einer Magenverstimmung leidet, sollte einen Termin beim Hausarzt vereinbaren oder sich abends und am Wochenende an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden.

Den ärztlichen Bereitsschaftsdienst erreichen Sie bundesweit unter der vorwahlfreien Telefonnummer 116 117.

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/joerg-niessen-berufsfeuerwehrmann/bayern-1/78782856/


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