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Nachbarschaftsstreit Wie Sie mit Ihren Nachbarn reden können

Überhängende Äste oder zu lautes Feiern: Unter Nachbarn gibt es immer mal wieder Konfliktstoff. Unser BAYERN 1 Psychologe Rolf Schmiel hat Tipps, wie gute Nachbarschaft klappt.

Stand: 13.01.2023

Frau steht in einem Garten und hört einem Nachbarn zu | Bild: mauritius images

Wie schaffen wir es, ein gutes Verhältnis mit unserem Nachbarn zu haben, den wir nicht ganz so gern mögen. Unser BAYERN 1 Psychologe Rolf Schmiel rät, "herzliche Distanz" zu wahren:

"Wenn ich schon im Vorfeld merke, möglicherweise passen wir gar nicht so gut zueinander - herzliche Distanz aufrecht erhalten. Das heißt freundlich sein, nett lächeln, freundlich grüßen, hilfsbereit sein. Aber: Wer sich einmal die Nachbarn ins Haus holt oder regelmäßig mit ihnen feiert, muss sich nicht wundern, wenn Konflikte entstehen. Nähe schafft Reibung - im positiven Sinne in Form von Wärme, aber auch im Sinne von herausfordernden Konflikten."

Rolf Schmiel, Psychologe

Herzliche Distanz nennt Schmiel den Königsweg guter Nachbarschaft. Wer freundlich ist und auf diese Weise niemanden vergrätzt, aber auf der anderen Seite klar macht, dass er seine Privatsphäre braucht, umgeht Konflikte mit den Nachbarn.

Wieviel Nähe unter Nachbarn ist gut

Jeder muss für sich entscheiden, wieviel Nähe er zu seinen Nachbarn haben möchte. Wer sich für die Distanz entscheidet, darf sich aber danach nicht wundern, wenn er von den Nachbarn nicht mehr zum Grillen eingeladen wird.

In unserem Blaue Couch Podcast hören Sie, wie die BAYERN 1 Woidboyz mit Menschen ins Gespräch kommen und dabei meist überraschende Lösungen finden:

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/bayern-1-youtuber-andi-und-basti-von-den-woidboyz-ganz-viel-probleme-sind-zu-loesen-wenn-man-mit-den-leuten-redet/bayern-1/10523489

Einladungen von Nachbarn ausschlagen

Der eine Nachbar lädt immer wieder ein und ist enttäuscht, wenn wir nicht vorbeischauen und mitfeiern. Wie gehen wir damit um, wenn unser Nachbar mehr Nähe möchte als wir? Mit Ehrlichkeit, sagt BAYERN 1 Psychologe Rolf Schmiel:

"Die beste Reaktion auf Einladungen, mit denen ich nicht umgehen will und denen ich auch in Zukunft nicht nachkommen will, ist, einfach ganz klar zu sagen: 'Ich bin beruflich so eingespannt und so viel unterwegs, wenn ich dann endlich in meinem Haus bin, möchte ich die Zeit mit meiner Familie genießen. Nimm's mir nicht übel, aber ich weiß, wenn du in einer ähnlichen Situation wärst, würdest du nicht anders handeln.' Und in dem Fall nickt der - und alles ist gut."

Rolf Schmiel

"Böse" Nachbarn - wie reagieren

Für alle, die in ihrer Nachbarschaft jemanden haben, der sich immer wieder unfreundlich verhält, hat unser Experte folgenden Tipp:

"Erst einmal muss man sich selber fragen, wenn einer - aus meiner Perspektive - ein Stinkstiefel ist, erlebe nur ich das so oder nehmen das die anderen auch so wahr? Ich würde mir, wie in einem Konfliktgespräch, die Zeit nehmen, den, der mich herausfordert, liebevoll zur Seite nehmen und sagen: 'Mensch, so wie du dich manchmal verhältst, das überfordert mich. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen kann. Hast du eine Idee, was ich anders machen kann, damit wir eine bessere Zeit erleben? Das ist wie in einem Kritikgespräch mit dem Chef. In dem Moment, in dem man sich selbst klein macht, verliert der andere nicht sein Gesicht, hat aber trotzdem die Botschaft bekommen, 'ich bin mit deinem Verhalten ein bisschen überfordert'."

Rolf Schmiel

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