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Wie schädlich ist die Zeitumstellung?

In der Nacht auf Sonntag wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt - und viele stöhnen darüber. Die Zeitumstellung abzuschaffen, das wünscht sich eine große Mehrheit. Ein Regensburger Schlafforscher wundert sich über die Diskussion. Von Lukas Graw

Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK zeigt: 73 Prozent aller Deutschen wünschen sich eine Abschaffung der Zeitumstellung. Nicht mehr jeden Frühling und Herbst die Uhren umstellen. Besonders im Frühling, wenn die Nacht eine Stunde kürzer wird, so wie auch diesen Sonntag.

Der Einschnitt in den Lebensrhythmus stört die Menschen, macht sie sogar krank. In der DAK-Studie gibt jeder vierte Befragte an, sich durch die Zeitumstellung krank und gestresst zu fühlen, zehn Prozent klagen über depressive Verstimmungen im Zusammenhang mit der Umstellung. Auch die EU-Kommission beschäftigt sich derzeit mit dem Thema, ausgelöst durch ein Votum des EU-Parlaments im Februar: Es müsse noch einmal geprüft werden, welche Vor- und Nachteile der halbjährliche Wechsel bringt.

Schlafforscher warnt vor reiner Sommerzeit

Sollte der regelmäßige Wechsel also abgeschafft werden? Dann wäre zunächst einmal zu klären, ob man dann für das ganze Jahr die Sommerzeit einführt oder aber bei der Winterzeit als Ganzjahreslösung bleibt. Die Sommerzeit würde bedeuten, dass der Sommer zwar heller wäre, dafür wäre es aber im Winter morgens deutlich länger dunkel.

Als Normalzeit ist bisher die Winterzeit definiert, doch es gibt Menschen, die fordern, die Sommerzeit dauerhaft einzuführen, um auch nach Feierabend den Sommer genießen zu können. Im Winter sei es tagsüber ohnehin dunkel, da sei weniger Licht am Morgen auch schon egal.

Dem widerspricht Doktor Peter Geisler deutlich. Er ist Schlafforscher am Bezirksklinikum Regensburg und warnt davor, die Sommerzeit auch auf die Wintermonate auszubreiten:

"Denn dann müssten die Schüler wirklich bei Dunkelheit in die Schule und viele Leute in die Arbeit. Und das könnte viel eher Probleme machen als alles andere." Dr. Peter Geisler, Facharzt für Nervenheilkunde und Schlafforscher

Schlafschwierigkeiten sind gesellschaftliches Problem

Er wundert sich über die alle sechs Monate aufkommende Diskussion über eine Stunde mehr oder weniger Schlaf. Besonders darüber, wie heftig darüber gestritten werde. Aus medizinischer Sicht sei die verlorene Stunde für den Menschen nämlich überhaupt kein Problem. Diesen kurzen Schlafmangel halte der menschliche Körper ohne Weiteres aus. Geisler habe zum Beispiel noch nie davon gehört, dass jemand durch die Zeitverschiebung beim Flug nach Griechenland mit Gesundheitsschäden zu kämpfen habe.

Das Problem sei vielmehr der soziale Druck, die enge Taktung des Lebens, in der um jede Stunde verbissen gekämpft werde. Probleme mit Schlafmangel im Alltag seien also keine Frage der Zeitumstellung, sondern ein generelles Problem der Gesellschaft.

Durch die Zeitumstellung sei immerhin sichergestellt, dass zu jeder Jahreszeit der Tagesablauf auch bei Tageslicht stattfinde. Licht am Wintermorgen kombiniert mit Sonnenstunden nach Feierabend im Sommer – das gibt es nur, wenn die Menschen einmal im Jahr auf eine Stunde Schlaf verzichten.