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DNA-Labor

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Gene Drive – mit Vererbungsturbo zum Wunsch-Gen

Forscher nutzen bei der künstlichen Genveränderung einen natürlichen Prozess. Sie beschleunigen die Vererbung bestimmter erwünschter Gene dramatisch. Gene Drive oder Genantrieb heißt die Methode, die nun der Deutsche Ethikrat diskutierte.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Normalerweise vererben sich Gene nur zur Hälfte an die Nachkommen. Mithilfe dieser neuen Methode können Forscher einen genetischen Trick anwenden. Mit Turbo sorgen sie dafür, dass sich bestimmte Gene von Pflanzen oder Insekten an alle Nachkommen vererben. 

Ganze Populationen genetisch verändern

Der Genetiker Nicolai Windbichler vom Imperial College in London hat gemeinsam mit anderen Forschern die Gene Drive Methode bei Moskitos eingesetzt. Bestimmte Gene verdoppeln sich im Chromosom und eine Mutation entsteht. Sie wird an alle Nachkommen weitergereicht. So lassen sich innerhalb kürzester Zeit Gene einer Population verändern.

Mit Genantrieb Krankheiten bekämpfen

Die Gene Drive Methode ist für Windbichler und seine Kollegen ein vielversprechender Ansatz gegen Krankheiten, die schwer zu bekämpfen sind. Moskitos etwa könnten könnten so verändert werden, dass sie Malaria nicht mehr übertragen. Schädlingen, die landwirtschaftliche Produkte angreifen, kann damit das Handwerk gelegt werden. Oder Weizen wird auf diese Weise resistent gemacht gegen Schädlinge. 

Gefährlicher Eingriff in die Evolution?

Die neuartige Methode hat nicht nur Befürworter. Kritiker befürchten, dass sich die veränderten Turbo-Gene auf andere Organismen übertragen könnten. 

„Wichtig ist allerdings auch, dass der Öffentlichkeit bewusster ist, dass wir hier ein Werkzeug haben, mit einem ungeheuren Eingriffspotential und dass das nicht nur die hunderttausendtse biotechnologische Erfindung ist, sondern dass das die Welt verändern kann." (Prof. Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrats)

Die Befürworter halten dagegen, dass sich der Gene Drive Mechanismus nach 30-50 Generationen in den Insekten selbst beendet. Ein Werkzeug mit hohem Eingriffspotential ist der Genantrieb allemal.