Ein Fischer-Dübel und eine passende Schraube liegen nebeneinander. Artur Fischer hat den Dübel erfunden und am 7. November 1958 zum Patent angemeldet.
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Der Dübel - geniale Erfindung des Artur Fischer

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Der Dübel - geniale Erfindung des Artur Fischer

Er erleichtert uns das Heimwerken, weil er dafür sorgt, dass Bilder an der Wand hängen und Regale fest stehen bleiben: der Dübel. 1958 meldete Artur Fischer das Patent dazu an. Der Dübel war nur ein Meisterstück des Erfinder-Genies.

Mit über 1.100 eigenen Patenten war Artur Fischer einer der produktivsten Erfinder aller Zeiten. Insgesamt 2.252 Patente und Gebrauchsmuster sind beim Deutschen Patent- und Markenamt mit seinem Namen versehen. Seine bekannteste Erfindung meldete er am 7. November 1958, an: den Spreizdübel.

Vom Holzklotz zum Fischer-Dübel - Heimwerken vor und nach 1958

Die Erfindung, die in der Patentschrift Nr. 1 097 117 erstmals veröffentlicht wurde, ist gleichermaßen einfach wie genial. Eigentlich ist der Spreizdübel nichts anderes als eine speziell gestanzte Kunststoffhülse, die eine sichere Fixierung von Schrauben - egal auf welchem Untergrund - möglich macht. Herzstück der Erfindung Fischers sind die trapezförmig gefeilten Zungen und die seitlich eingefrästen Schlitze in dem kleinen Plastikteil. Wird eine Schraube dort hineingeschraubt, verformt sie es und bleibt so fest verankert. Gleichzeitig sichern die nach außen ragenden Zähne des Dübels den Verbleib der Schraube in der Wand oder in fast jeder anderen Befestigungsoberfläche.

Vor der Erfindung Fischers war das Befestigen von Gegenständen an Wänden oder Decken sehr viel mühsamer und unsicherer. Meist wurde ein Holzklotz eingemauert und eine Holzschraube eingedreht. Dübel gab es zwar bereits, aber sie waren meist aus Metall, hatten einen Hanf-Kern und hielten schlecht.

Der Fischer-Dübel - ein Plagiat?

Der Kunststoff-Dübel gehört heute zum festen Bestandteil eines jeden Werkzeugkastens. An den über 15 Millionen sogenannten Befestigungsprodukten, die allein im Fischer-Stammwerk in Tumlingen jeden Tag produziert werden, haben die kleinen Plastikteilchen einen wesentlichen Anteil. Doch war der Plastik-Dübel wirklich eine Erfindung des Deutschen aus dem Nordschwarzwald? Nein, behauptete Mats Thorsman, Sohn des schwedischen Erfinders Oswald Thorsman, der ein Patent über einen Kunststoff-Spreizdübel bereits 1957 und damit ein Jahr vor Fischer eingereicht hatte. Aber egal, wer nun als Erfinder des Kunststoff-Dübels gilt - ob Fischer oder Thorsman - sicher ist jedenfalls: Artur Fischer hat als erster die spezielle Form des Plastik-Dübels entwickelt. Genau diese Erfindung beansprucht der Schwabe auch in seiner Patentschrift von 1958.

"Geht nicht, gibt's nicht" - der Mensch Artur Fischer

Artur Fischer war ein erfinderischer Geist durch und durch. Sein Motto lautete immer: "Geht nicht, gibt's nicht!" Das Tüftler-Gen hatte er wohl von seiner Mutter mitbekommen, die aus einer Techniker-Familie stammte.

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Artur Fischer

1919 in Tumlingen im Nordschwarzwald geboren, soll ein zu Weihnachten geschenkter Märklin-Bausatz seinen Erfinder-Geist schon als Zehnjähriger geweckt haben. Vor dem Krieg hatte er eine Schlosserlehre absolviert. Nach dem Krieg gründete er 1948 dann seine eigene Ein-Mann-Firma, die "Artur Fischer Apparatebau". In den frühen Nachkriegsjahren bastelte er unter anderem elektrische Feueranzünder, die er gegen Nahrungsmittel oder Werkzeug eintauschte.

Viele der unzähligen Erfindungen Artur Fischers befassten sich mit Klebe- und anderen Befestigungsmöglichkeiten. Seine ersten Patente kamen aber aus einem ganz anderen Bereich: Artur Fischer entwickelte zu Anfang seiner Erfinder-Karriere Blitzgeräte für Fotoapparate. Der bis dahin gängige Magnesiumblitz, der mit Feuer angezündet werden musste, war dem ständigen Tüftler wohl nicht ganz geheuer. Schuld daran war damals eine Fotografin, die seine neugeborene Tochter in der mit viel Holz verzierten Wohnung mit dem nicht ganz ungefährlichen Blitz ablichten wollte und dadurch seinen Forschungsdrang weckte.

Entwicklung von Spielzeug getreu seinem Credo

Fischers Überzeugung "Man muss schon früh dazu ermuntert werden, neugierig und kreativ zu sein“ machte ihn auch zu einem der größten Entwickler von innovativem Spielzeug. Die "fischertechnik"-Baukästen sind legendär. Die ersten Experimentierkästen kamen 1966 auf den Markt und sind bis heute nicht nur bei kleinen Ingenieuren beliebt. Nicht ganz so bekannt ist das kompostierbare und essbare Bastelspielzeug "fischerTiP" aus Speisestärke, das der rastlose Erfinder 1998, mit knapp 80 Jahren, entwickelte.

Die Dübel-Fabrik - noch heute in Familienhand

Die Unternehmensgruppe Fischer beschäftigt heute weltweit etwa 5.000 Mitarbeiter und verkauft ihre Produkte in über 100 Ländern. 1980 übergab Artur Fischer die Leitung des Familienunternehmens an seinen Sohn Klaus, der es bis heute führt. Artur Fischer entwickelte auch noch nach seinem Rückzug aus der Firma zahlreiche Patente. Sein letztes Markenschutzrecht meldete er 2014 im Alter von 94 Jahren an: Die Erfindung eines rutschsicheren Eierbechers. Er soll das Aufschneiden eines gekochten Eies mit dem Messer erleichtern.

Artur Fischer starb am 27. Januar 2016 im Alter von 96 Jahren in seiner Heimat Waldachtal-Tumlingen.

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