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Botschaft aus Urknallzeiten – Forscher entdecken 72 Galaxien

In unserer Galaxie – der Milchstraße – tummeln sich hundert Milliarden Sterne. Eine schier unvorstellbare Zahl. Nun haben deutsche Forscher 72 weitere Galaxien entdeckt – es sind entfernte Verwandte unserer Milchstraße. Von Guido Meyer

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die neuen Galaxien sind 13 Milliarden Jahre alt – und damit auch 13 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt. Entdeckt wurden sie von Astrophysikern der Universität Göttingen. Die Forscher wollten eine Frage beantworten, die jedes Kind bewegt:

Wenn man irgendwo immer weiter schaut in eine Richtung – wie weit kann man gehen oder wie weit kann man gucken? (Wolfram Kollatschny, Astrophysiker Uni Göttingen)

MUSE splittet das Licht

Um diese Frage zu beantworten, haben die Forscher MUSE erfunden – den Multi Unit Spectroscopic Explorer. In der Maschine wurden 24 Spektrografen zusammengebaut und optisch miteinander verkoppelt. Es ist der derzeit größte Apparat, der am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile betrieben wird. Die MUSE-Spektrographen splitten das Licht, das die Linse des Teleskops in Chile einfängt.

Nie gesehene Galaxien

Bei diesem kosmischen Feldversuch haben die Göttinger Forscher den „chemischen Ofen“ ins Visier genommen, ein Konstellation am südlichen Sternhimmel. Dorthin blickte das Teleskop in den chilenischen Anden. Wo bislang nur Schwärze am Himmel war, entdeckten die Göttinger Forscher 72 neue Galaxien, die nie zuvor beobachtet wurden.

Bilder aus Urknall-Zeiten

Besonders interessiert haben sich die Wissenschaftler für das Alter der Galaxien. Dafür haben sie mit Hilfe der MUSE-Spektrographen in jedem einzelnen Bildpunkt das Licht in seine Farbkomponenten aufgeteilt und diese Spektrallinien ausgewertet. So konnten sie das Alter der Galaxien auf 13 Milliarden Jahre bestimmen. Es ist ihnen also ein Blick von der Erde 13 Milliarden Lichtjahre weit zurück gelungen, bis kurz vor den Urknall.  

Wie Galaxien entstehen

Das Licht dieser Galaxien mag zwar 13 Milliarden Jahre unterwegs gewesen sein, aber das bedeutet, dass wir sie zu einem Zeitpunkt beobachten, wo sie selbst sehr jung gewesen sind. Und das ist für Astrophysiker unglaublich interessant, denn das kann uns Aufschluss darüber liefern, was überhaupt im frühen Entwicklungsstadium von Galaxien passiert. (Martin Ochmann, Astrophysiker Universität Göttingen)

Sterne zählen

Vier Jahre lang hat das Göttinger Astrophysikerteam Daten vom dunklen Sternenhimmel gesammelt. Nun machen sie sich an die Auswertung ihrer Daten, um vielleicht irgendwann die Frage beantworten zu können: „Weißt Du wieviel Sternlein denn nun eigentlich stehen?“