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Digitalwährung im Höhenflug

Von einem auf 3500 Euro in vier Jahren – Bitcoin-Fans träumen weiter von sagenhaften Kursgewinnen, Experten warnen vor Totalverlust. Von Jürgen Seitz

Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die vor nicht einmal zehn Jahren entstanden ist. Doch anders als etwa Gold, Silber oder Kupfer hat das Internetgeld keinen "inneren Wert".

Bei Edelmetallen ist der innere Wert gleich den Förderkosten, unter die ein Barren nicht auf Dauer fallen kann, weil sich ab dieser Mindestsumme immer ein Käufer findet.

Bei Bitcoin und Co. zählt alleine die Zahl der Nachfrager, die ihn haben wollen – oder eben nicht. Bitcoins werden durch Computer erzeugt, man kann sie nicht anfassen, man kann daraus keine Güter erzeugen. Totalausfall des Stromnetzes oder Zerstörung der Speichermedien sind weitere ernsthafte Risiken, die zum Totalverlust von Kryptogeld führen können.

Spielzeug für Spekulanten

Unklar auch, wie Staaten künftig damit umgehen. Während Japan den Bitcoin offiziell als Währung anerkennt, ist in Deutschland noch nicht mal klar, ob und wie Kursgewinne steuerlich behandelt werden.

Deshalb ist der bitcoin aktuell vor allem ein Spielzeug für Spekulanten. Wer ihn kauft, behält ihn meist und hofft auf Wertzuwachs. Gegen Waren und Dienstleistungen getauscht wird Kryptogeld vergleichsweise wenig, wie Studien des Transaktionsgeschehens belegen.

Viel wichtiger als das Internetgeld ist jedoch die Technik die dahintersteckt. Denn der Bitcoin ist ein digitales Produkt, dem Hacker nichts mehr anhaben können.

Diese sogenannte Blockchain-Technik könnte auch Wirtschaft und Verwaltung revolutionieren.

Vorbild Schweiz? 

Unsere aktuelle BR-Umfrage ergibt: Immerhin 5 der 8 bayerischen Dax-Unternehmen beschäftigen sich bereits damit. Siemens hat ein eigenes Geschäftsfeld „Blockchain“ eingerichtet, die Versicherer

Allianz und Münchner Rück scheinen am weitesten fortgeschritten. Kein Wunder: Die neue Technologie betrifft über 200 000 qualifizierte Arbeitsplätze in Bayerns Finanzbranche.

Doch Freistaat und Kommunen in Bayern melden bislang Fehlanzeige. Die Schweiz mit ihrer Wirtschaftskraft und Unternehmensstruktur ist mit Bayern vergleichbar und könnte da ein Vorbild sein. Im Kanton Zug kommen Bitcoins bereits aus dem Geldautomaten, werden Behördengänge einfacher. Alles was bislang rechts-und fälschungssicher amtlich verwahrt wird, steht auf dem Prüfstand. Ein

Hauskauf ohne Notar, grundbuchsicher abgewickelt – Vertrauenspersonen mit Dienstsegel durch Computer ersetzt – dergleichen könnte bald allgemeine Praxis werden.

Und in Zug entsteht gerade eine Blockchain-Wirtschaft, mit Experten, Gründern, neuen Jobs und Uni-Unterstützung.

„Bayern würde ich raten sehr pragmatisch solche Themen anzugehen und zu unterstützen." Oliver Bussmann, Präsident Crypto Valley Association, Zug (CH)

Noch ist der Freistaat kein erkennbarer Treiber für die Blockchain-Technologie.