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Frau in Fankleidung am Arbeitsplatz

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Fußballschauen am Arbeitsplatz: Jeder Chef hält es anders

Dienst während des Deutschland-Spiels? Was für einige ein Grund zur Verzweiflung ist, können andere ganz entspannt nehmen, denn nicht jeder Arbeitgeber verbietet den fußballnarrischen Mitarbeitern gleich jeden Blick auf den Bildschirm.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Von großzügig bis streng – die bayerischen Arbeitgeber handhaben es ganz unterschiedlich, wenn ein wichtiges WM-Spiel während der Arbeitszeit stattfindet. Die Unternehmen berichten, dass sich einige Fußballfans extra Urlaub genommen haben, um das gesamte Turnier in Ruhe zuhause am Fernseher verfolgen zu können. Die anderen Mitarbeiter müssen auf großzügige Chefs hoffen.

Fußball statt Weihnachten

Wenn es sowieso keinen mehr am Schreibtisch hält, dann macht man am besten gleich ein Firmen-Public Viewing. So großzügig ist beispielsweise das Telekommunikationsunternehmen Telefónica, das seine Angestellten bundesweit ab 15 Uhr zum gemeinsamen Fernsehschauen einlädt:

"Wir machen normalerweise jedes Jahr ein Sommerfest oder etwas zu Weihnachten als Dankeschön für die Mitarbeiter für die geleistete Arbeit. Dieses Jahr zur WM haben wir das zusammengelegt und deshalb gibt´s Fußball und lecker Essen." Guido Heitmann, Unternehmenssprecher Telefónica Deutschland

Bei BMW stehen die Bänder still

Noch ein bisschen gedulden müssen sich die Mitarbeiter in der Industrieproduktion. Beim Wälzlager-Hersteller Schaeffler in Schweinfurt werden wohl ab dem Viertel- oder Halbfinale mit deutscher Beteiligung die Bänder angehalten. Ähnlich die Situation bei BMW. Hier können zwar die einzelnen bayerischen Werke in Regensburg, Dingolfing oder München selbst entscheiden, aber voraussichtlich heißt es ab dem Halbfinale: Produktionsstopp!

"Wir wollen motivierte Mitarbeiter, und wer am Band stehen muss und gerne Fußball schauen würde, der soll zumindest ab dem Halbfinale die Möglichkeit bekommen, das Spiel auch anzuschauen. Die zwei Stunden Produktionsausfall werden nachgeholt. Kein Kunde muss deswegen länger auf sein Auto warten." Jochen Frey, Sprecher BMW Group

Pflegekräfte schauen mit Patienten

In den bayerischen Krankenhäusern gibt es häufig ein Public Viewing für die Patienten, an dem dann auch Mitarbeiter in Pause teilnehmen dürfen. Auf den Stationen aber müssen die Pflegekräfte hoffen, bei Patienten in den Zimmern ein paar Ausschnitte zu erhaschen.

"Für das Public Viewing können sich unsere Mitarbeiter die Pausen frei einteilen. Es muss halt gewährleistet sein, dass die Patienten trotzdem versorgt werden. In den Pausenräumen auf den Stationen gibt es aber keine Fernseher." Regina Kaindl vom Klinikum Landshut

Erst zur Endstation ein Blick aufs Spiel

Es gibt jedoch viele Berufe, in denen sich kaum eine Möglichkeit findet, nebenher etwas zu schauen. Zum Beispiel im Einzelhandel oder auch im Straßenverkehr. In München informiert die Leitstelle ihre Bus-, U-Bahn- und Tramfahrer über die aktuellen Spielstände. Wo es möglich ist, könnten auch Dienste getauscht werden – im Idealfall bringt der fußballwütige Fahrer den Tauschpartner gleich mit, sagt MVG-Pressesprecher Matthias Korte. Sehr strikt wird es bei der VAG in Nürnberg gehandhabt. Hier kann zwar in Einzelfällen mal ein Dienst getauscht werden, aber grundsätzlich hat für die Mitarbeiter die Arbeit Vorrang:

"Für die Fahrdienstmitarbeiter gilt absolutes Handy- und Radioverbot während der Fahrt. Wenn sie fahren, müssen sie sich ganz auf den Verkehr konzentrieren. An der Endhaltestelle können sie selbstverständlich mal kurz nachsehen. Mitarbeiter der Leitstelle müssen sich bis nach ihrem Dienst gedulden." VAG Nürnberg

Es sei denn, Deutschland hat gewonnen und es gibt einen Autokorso. Dann kriegt es auch die Leitstelle mit, weil dann plötzlich Straßen blockiert sind und Busse umgeleitet werden müssen ...

In der Kneipe hat man das Nachsehen

Am ärmsten dran sind wahrscheinlich die Servicekräfte in Kneipen, Wirtshäusern und Biergärten. Vor ihrer Nase flimmert zwar die ganze Zeit das Fernsehbild, aber sie haben in der Regel auch keine Sekunde Zeit, um sich mal die Herren Kroos und Neuer anzuschauen. (Autor: Erich Wartusch)