"One Love"-Binde
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Nach "One Love"-Skandal: Kann der DFB die FIFA verlassen?

Die FIFA WM 2022 in Katar hat mit dem Verbot der "One Love"-Binde ihren ersten Skandal. Der DFB steht in der Heimat nach dem einzigartigen Zerwürfnis mit der FIFA heftig in der Kritik. Doch welche Schritte könnte der Verband überhaupt unternehmen?

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Nach dem Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde für europäische WM-Teilnehmer durch den Weltverband FIFA stehen dieser und der Deutsche Fußball-Bund stark in der Kritik. Eine "Machtdemonstration" beklagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf - sein Verband muss sich dem Vorwurf des angeblichen Einknickens stellen.

Als erster Sponsor zog der Handelsriese Rewe am Dienstag Konsequenzen und wirbt nicht mehr für den DFB während der WM. Nach einem Treffen mit deutschen Fans bestätigte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, dass der Verband derzeit "rechtliche Schritte" gegen das Verbot durch den Weltverband FIFA prüfe.

FIFA-Austritt wäre möglich - aber nicht sofort

Nach dem Verbot der "One Love"-Binde sind auch vermehrt Rufe von Fans nach einem Austritt aus der FIFA oder Rückzug von der WM zu vernehmen.

Warum riskiert der DFB nicht den Bruch mit der FIFA und notfalls noch schärfere Sanktionen? Ein möglicher Austritt von Mitgliedsverbänden ist in Artikel 18 der FIFA-Statuten geregelt. Demnach kann ein Austritt zum Ende eines Kalenderjahres erfolgen, eine entsprechende Erklärung muss spätestens sechs Monate vor Jahresende abgegeben werden - 2022 wäre dies also nicht mehr möglich.

Teams aus den jeweiligen Ländern könnten danach nicht mehr an FIFA-Wettbewerben teilnehmen, als UEFA-Mitglied jedoch weiterhin noch an Wettbewerben des europäischen Kontinentalverbands.

Kann der DFB von der WM abreisen?

Könnte der DFB die WM einfach abbrechen? Kann er - muss aber dann auch die Konsequenzen tragen. In Abschnitt 5, Absatz 2 der Wettbewerbsregularien ist dazu alles genau geregelt: "Ein teilnehmender Mitgliedsverband, der sich nach Beginn der Vorrunde zurückzieht, wird mit einer Geldstrafe von mindestens CHF 40.000 belegt", heißt es dort.

Und weiter: "Je nach Umständen des Rückzugs kann die FIFA-Disziplinarkommission neben den Strafen von Abs. 2 weitere Sanktionen verhängen, einschließlich des Ausschlusses des betreffenden teilnehmenden Mitgliedsverbands von künftigen FIFA-Wettbewerben." Dem DFB würden damit weitere fest geplante Einnahmen entgehen. Der Verband gibt viel von seinem Geld an die Amateurverbände weiter. Auch Strafzahlungen sind nicht ausgeschlossen.

Was wären die Konsequenzen, wenn Neuer die Binde getragen hätte?

Und welche Konsequenzen hätten gedroht, wenn Kapitän Manuel Neuer die Binde doch getragen hätte? DFB-Präsident Bernd Neuendorf gab an, die FIFA habe "keine konkreten Aussagen" gemacht, was passieren könne, die Rede sei von "sportlichen Sanktionen" gewesen.

Der erfahrene frühere FIFA-Schiedsrichter Manuel Gräfe erklärte bei Twitter, Neuer hätte vom Schiedsrichter mit der Gelben Karte verwarnt werden können. Die Binde sei Teil der Ausrüstung und bei Mängeln an dieser dürfe ein Spieler nicht an der Partie teilnehmen. "Macht er es trotzdem, wäre es ein unerlaubtes Betreten des Spielfeldes/unsportliches Verhalten", das mit Gelb zu ahnden sei. Gelb-Rot gebe es in der Folge nicht, weil ein Spieler nicht zweimal für ein Vergehen bestraft werden dürfe - theoretisch sei aber ein Spielabbruch möglich. Dieser müsse "aber immer verhältnismäßig sein", schrieb Gräfe.

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