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Müller-Wohlfahrt bringt Dopingjäger gegen sich auf

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Teamarzt des FC Bayern und der Fußball-Nationalmannschaft, sorgt mit einem Interview für Aufreger. Doping im Fußball bringt nichts, sagte der angesehen Mediziner - und stößt damit auf deutlichen Widerstand.

"Im Fußball, soweit ich das übersehe, gibt es kein Doping", wird Müller-Wohlfahrt in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" zitiert. Mit Hilfe von Doping Muskelmassen anzutrainieren würde Fußballern nichts bringen, "denn dann würden sie zu schwer werden. Die Elastizität ginge verloren, wie auch die Flexibilität und die Leichtigkeit." Wenn ein Spieler Stimulanzen nehme, sei er danach erschöpft und erleide im nächsten Spiel einen Leistungsabfall, erklärte der Mediziner.

Deutschlands nationale Doping-Agentur NADA und der renommierte Nürnberger Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel reagierten auf die Aussagen von Müller-Wohlfahrt mit Unverständnis. In einer Stellungnahme entgegnete die NADA: Doping mache auch im Fußball Sinn. In dieser Sportart gehe es unter anderem darum, die Regeneration zu beschleunigen und Verletzungen schneller und effektiver zu behandeln. Wenn hierzu verbotene Substanzen und Methoden eingesetzt würden, sei dies ebenfalls Doping. Auch die Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit durch die Einnahme von verbotenen Substanzen könne im Fußball Thema sein, so die NADA weiter.

Fritz Sörgel: "Mull redet Müll"

Deutliche Worte fand auch Fritz Sörgel. "Wer die Augen vor Doping so zumacht oder zumindest so tut, der übersieht natürlich die aktuellen Trends im Doping im Fußball", sagte der Anti-Doping-Experte: "Müller-Wohlfahrt hat einfach vom Thema keine Ahnung, er sollte sich auf seine Fähigkeit des Muskel-Tastens konzentrieren. Mull redet Müll." Laut Sörgel verdrehe Müller-Wohlfahrt die Tatsachen. "Die anabolen Substanzen werden doch im Fußball - wie bei den Radfahrern auch - nicht in massiven Dosierungen eingenommen, die Muskelmasse machen", erklärte der Pharmakologe.

Doping im Fußball mit Koffein und Nikotin?

Vielmehr gehe es um "kleinere Dosierungen, die die Regenerationsfähigkeit verbessern, und da haben sich anabole Substanzen gut bewährt", betonte Sörgel: "Sie verbessern offensichtlich auch die Stimmungslage. Deswegen gibt es ja in so vielen Sportarten Doper mit Anabolika." Zu den aktuellen Trends im Fußball gehöre laut Sörgel "die Kombination von nicht auf der Dopingliste stehenden Substanzen wie Koffein und Nikotin und auch Alkohol. Auch das ist Doping. Und das Schmerzmittel dazu - das ist Doping."