Linus Straßer
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Gondel, Gams und Schladming-Krone: Straßer jubelt in einer Tour

Linus Straßer gelang als erstem Deutschen der Doppelstreich: Erst siegte er beim Slalom in Kitzbühel, dann setzte er sich beim Nightrace in Schladming die Krone auf. Was macht den Mann so stark, der sich in den Geschichtsbüchern verewigt hat?

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Erst Kitzbühel, dann Schladming. Erst Ganslernhang, dann Planai. Erst jubelte er vor 22.000 Zuschauern, dann vor 23.000. Linus Straßer mag es wohl laut, prestigeträchtig und steil. Mit seinen Siegen beim Slalom in Kitzbühel und in Schladming innerhalb weniger Tage konnte der Sportler des TSV 1860 München nationale Skigeschichte schreiben. Noch nie zuvor ist es einem deutschen Rennläufer gelungen, beide Klassiker nacheinander, also in einer Saison, zu gewinnen.

Nicht einmal die erfolgreichsten DSV-Slalomfahrer, Felix Neureuther und Armin Bittner, schafften das, was Straßer in den vergangenen Tagen hinlegte. "Besser geht es nicht", sagte der 31-Jährige zum Klassiker-Double in Österreich.

Zwei Hasslieben mit Happy End

Den Ganslernhang in Kitzbühel schimpfte Straßer einmal "Schweinsberg", in Schladming stand er 2022 noch am Siegertreppchen, im nächsten Jahr fädelte er beim zweiten Tor ein. Mit den beiden Siegen in den vergangenen Tagen konnte Straßer also auch zwei "Hasslieben" zu Liebesgeschichten umschreiben.

Und auch an Dramatik fehlte es im Drehbuch der Lovestorys nicht: In Kitzbühel lag er nach dem ersten Lauf auf Position vier, war Jäger, holte mit einem beherzten Lauf auf und stellte alle in den Schatten. In Schladming war er der Gejagte, musste seine Führung nach dem ersten Durchgang verteidigen und Nerven bewahren. Und wieder gelang ihm ein fast lupenreiner Tanz – dieses Mal bei Flutlicht, Regenwetter und kniffliger Kurssetzung. Straßer lässt den Puls von Ski-Deutschland derzeit höherschlagen.

"Heute wird erstmal gefeiert"

Der 31-Jährige ist in der Form seines Lebens. Seine präzise Fahrweise und seine Coolness lassen erahnen, dass da noch etwas kommen könnte. "Mir fällt Skifahren im Moment sehr einfach. Ich gehe mit einer Lockerheit an den Start. Ich will das Momentum beibehalten und so weitermachen", kündigte Straßer an.

Nach dem Sieg in Kitzbühel wollte Straßer das Erlebte noch in Ruhe genießen. Als er sich wenige Tage später dann aber auch die Krone von Schladming aufsetzte, da kam auch der 31-Jährige in Partylaune: "Heute wird erstmal gefeiert!"

Auch DSV-Alpin-Chef Wolfgang Maier war erfreut: "Das war sportlich eine absolute Top-Leistung." Straßer bewies, dass der Kitzbühel-Erfolg kein Zufall war. "Die zwei Siege zeigen, dass Linus jetzt in der absoluten Weltspitze angekommen ist, und das mit Ansage und einer Souveränität, wenn man sein Skifahren anschaut."

Zwei Slalomsiege eines DSV-Athleten nacheinander - das gab es zuletzt durch Armin Bittner vor 34 Jahren. Außer Bittner gelang dies nur Neureuthers Vater Christian. "Es ist unglaublich, das sind Momente fürs Leben", schwärmte Straßer.

Mit Ruhe und Hirn zum Erfolg

Doch was macht Linus Straßer so stark? Nicht so wild wie der Führende in der Slalom-Gesamtwertung Manuel Feller, nicht so dynamisch wie der Norweger Henrik Kristoffersen - Straßer holt sich die Hundertstel und Zehntel mit Ruhe und Hirn. Knifflige Passagen wie die schräghängende Vertikale im ersten Durchgang von Schladming speist Straßer problemlos ab.

Da wo Slalom-Asse wie Atle Lie McGrath attackieren und scheitern, nimmt der Münchner Risiko raus - und wird für seine Taktik belohnt. Auch BR-Experte Felix Neureuther zollte Straßer seinen Respekt und zog seine orangefarbene Wollmütze vom Kopf: "Die mentale und persönliche Entwicklung - er hat da noch mal einen Schritt gemacht", analysierte der BR-Experte.

Dass Straßer beim Klassiker von Kitzbühel Ruhe bewahrte, das ist nicht zuletzt beeindruckend, weil hier nicht nur die goldene Gams für ihn auf dem Spiel stand. Der Slalom am Ganslernhang war wie ein Heimrennen für den 31-Jährigen, was den Druck erhöhte.

Ein Kreis schließt sich

Der gebürtige Münchner hat in dem österreichischen Wintersportort Skifahren gelernt, hat dort seine ersten Rennen bestritten und in seiner Jugend dort trainiert - mit seinem damaligen Trainer und dem heutigen Hahnenkamm-Rennchef Mario Mittermayer-Weinhandl. Der überreichte Straßer dann auch die langersehnte Goldene Gams. Bald wird sein Name dann auch eine der roten Gondeln bei der Hahnenkammbahn in Kitzbühel zieren - eine Ehre, die allen Skifahrern zuteil wird, die hier ein Rennen gewinnen.

Und auch in der ewigen deutschen Siegerliste schloss Straßer mit fünf Erfolgen - vier Slaloms und ein City-Event - zu Abfahrer Thomas Dreßen auf, der zuletzt seine Karriere beendet hatte. Vor ihm stehen jetzt nur noch Neureuther (13), Markus Wasmeier (9) und Bittner (7).

Nächster Halt Chamonix - mit Straßer als Topfavorit

Unter Straßers Gratulanten fanden sich neben Felix Neureuther auch weitere Sportstars: "Saustark! Chapeau, Linus", schrieb Rio-Weltmeister Bastian Schweinsteiger von der heimischen Couch auf Instagram, Dreßen kommentierte: "Gratuliere, du geiler Typ!!!!!".

Der nächste Slalom steht erst in eineinhalb Wochen (4. Februar) in Chamonix in Frankreich an. Dann ist der Oberbayer - wie das klingt - der Topfavorit.

Im Video: Die Siegerehrung in Schladming

Linus Straßer lächelt vom Siegertreppchen beim Nachtslalom in Schladming
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Siegerehrung Nachtslalom Schladming

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