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Deutschland Weltmeister

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DFB-Team startet in die WM: Die Bürde der Titelverteidigung

Heute startet das DFB-Team gegen Mexiko in die WM. Ganz Fußball-Deutschland hofft auf die Titelverteidigung: Doch wenn die deutsche Nationalmannschaft zur WM-Titelverteidigung antrat, lief es meist nicht rund.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio.

Wenn Lothar Matthäus an die WM-Endrunde 1994 in den USA zurückdenkt, bekommt der deutsche Rekordnationalspieler schlechte Laune. "Wir Deutschen waren einfach zu blöd, 1994 den Titel zu verteidigen – denn einfacher war es nie. Wir hatten einzigartige Spieler, aber keine gute Mannschaft. Wir standen uns selbst im Weg", spricht Matthäus im Magazin "Gold" der Deutschen Sporthilfe über das schmachvolle WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft im Viertelfinale gegen Bulgarien (1:2).

"Mannschaft muss funktionieren"

Mit der erfolgreichen Titelverteidigung wurde es nichts, wie schon 1958 und 1978. Erfahrungen, die Joachim Löw als warnendes Beispiel bei seiner WM-Mission in Russland dienen dürften. "Das Wichtigste im Fußball ist die Mannschaft. Die Mannschaft muss funktionieren und die hat 1994 nicht funktioniert. Die einzelnen Spieler waren mit Sicherheit besser als die von 1990, aber wir hatten keine Mannschaft", sagte der frühere Bundestrainer Berti Vogts.

Dabei hätten die Voraussetzungen kaum besser sein können. Teamchef Franz Beckenbauer hatte dem Team nach dem Triumph in Italien angesichts der dazukommenden Spieler aus der ehemaligen DDR noch eine goldene Zukunft prophezeit, auf Jahre werde sie nicht zu schlagen sein. Geschlagen hat sich das DFB-Team aber selbst. Der amerikanische Traum wurde schnell zum Albtraum. Schon in der Gruppenphase wurde Stefan Effenberg nach Hause geschickt, als er deutschen Fans im Spiel gegen Südkorea den Stinkefinger gezeigt hatte.

1978: Schmach von Cordoba

1978 lief es nicht viel besser. Die Schmach von Cordoba beim 2:3 gegen Österreich besiegelte den K.o. Nur fünf 74er-Weltmeister waren übrig geblieben: Vogts, Sepp Maier, Rainer Bonhof, Bernd Hölzenbein und Georg Schwarzenbeck. Franz Beckenbauer fehlte nach einem monatelangen Gerangel. Der "Kaiser" stand im Ausland bei Cosmos New York unter Vertrag, der DFB hätte für die Zeit das Gehalt übernehmen sollen. DFB-Präsident Hermann Neuberger sah die Mannschaft auch ohne ihren 74er-Kapitän gut genug für die Titelverteidigung - ein Trugschluss. Auch Torjäger Gerd Müller hätte das Team gut gebrauchen können, doch der "Bomber" hatte bereits 1974 nach einem Streit auf dem WM-Bankett seinen Rücktritt erklärt.

1958: Achtbarer vierter Platz

Am besten verkaufte sich die deutsche Mannschaft noch 1958, als am Ende ein achtbarer vierter Platz heraussprang. Denn von den Helden von Bern waren nur noch Fritz Walter, Helmut Rahn, Hans Schäfer und Horst Eckel übrig geblieben. Dazu kamen junge Spieler wie etwa HSV-Ikone Uwe Seeler. Und es wäre sogar noch mehr möglich gewesen, wenn Erich Juskowiak im Hass-Spiel gegen Schweden (1:3) im Halbfinale nach einem Revanche-Foul nicht die Rote Karte gesehen hätte. Für die erfolgreiche Titelverteidigung gegen Brasilien mit dem neuen Superstar Pelé hätte es aber wohl nicht gereicht. Dieses Kunststück bleibt nun vielleicht Löw und seiner Mannschaft vorbehalten.