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Organisationskomitee Fußball-WM 2006

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WM 2006: Anklage gegen Zwanziger, Niersbach und Schmidt

Die Affäre um die WM 2006 zieht weiter ihre Kreise. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat Anklage gegen den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt wegen schwerer Steuerhinterziehung erhoben.

Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung haben im WM-Skandal seit November 2015 gegen Zwanziger, Niersbach, 2006 Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, und Schmidt, ehemaliger DFB-Generalsekretär, ermittelt. Das Trio soll sie für das WM-Jahr 2006 eine falsche Steuererklärung abgegeben haben und bestätigte am Mittwoch (23.05.18) die Anklage.

Verdacht der schweren Steuerhinterziehung

"Es wird sich herausstellen, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe völlig haltlos sind", sagte Niersbach dem Sport-Informationsdienst. Zwanziger wies den Vorgang als "blinden Aktionismus, um von eigenem Fehlverhalten abzulenken", zurück: "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Veranlassung, den reichen DFB durch eine Steuerhinterziehung noch reicher zu machen."

Im Kern geht es in den Ermittlungen um jene 6,7 Millionen Euro, die der DFB ein Jahr vor der Heim-WM 2006 über den Welt-Fußballverband FIFA auf ein Konto des ehemaligen adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus gezahlt hatte. Der damalige WM-Organisationschef Franz Beckenbauer hatte diesen Deal eingefädelt. Drei Jahre zuvor war die gleiche Summe über ein kompliziertes Konstrukt, an dem Beckenbauer offenbar maßgeblich beteiligt war, an den ehemaligen Skandalfunktionär Mohamed Bin Hammam in Katar geflossen.

Zwanziger: "Da habe ich mir nichts vorzuwerfen"

Nach Medien-Informationen gehen die Steuerfahnder davon aus, dass der DFB mit der Zahlung 2005 ein Privatdarlehen von Dreyfus an Beckenbauer ausgeglichen und später unrechtmäßig als Betriebsausgabe geltend gemacht habe. Das Finanzamt Frankfurt/Main hatte bereits Ende Oktober 2017 entschieden, dass die 6,7 Millionen, die der DFB in seiner Steuererklärung für eine nie stattgefundene WM-Gala verbucht hatte, steuerlich "unzutreffend" behandelt worden seien - und verhängte eine Strafzahlung in Höhe von 19,2 Millionen Euro.

Zwanziger erklärte: "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Veranlassung, den reichen DFB durch eine Steuerhinterziehung noch reicher zu machen. Der Zuschuss für die FIFA-Gala war unzweifelhaft eine Betriebsausgabe, wie auch die Wirtschaftsprüfer von DFB und FIFA, sowie die im Jahr 2009 durchgeführte Betriebsprüfung durch das Finanzamt Frankfurt festgestellt haben. Da habe ich mir nichts vorzuwerfen."