US-Präsident Biden hat diese Woche das Ende der Video-App TikTok in den USA besiegelt. Sollte es dem chinesischen Mutterkonzern Bytedance nicht gelingen, die Plattform innerhalb eines Jahres zu verkaufen, wird die App aus den US-Appstores verbannt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Kiichiro Sato

Verschwindet TikTok bald aus den USA? US-Präsident Biden hat diese Woche wohl das Ende der Video-App TikTok in den USA besiegelt.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

TikTok-Countdown beginnt – 9 Monate bis Abschaltung in den USA

Präsident Biden könnte das Ende von TikTok in den USA besiegelt haben. Innerhalb von neun Monaten muss TikToks chinesischer Mutterkonzern das amerikanische TikTok-Geschäft verkaufen. Gleichzeitig häufen sich Vorwürfe über Zensur auf der Plattform.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Die jüngste Unterschrift des US-Präsidenten dürfte die Beziehungen zwischen den USA und China nicht gerade verbessern. Biden unterzeichnete ein Gesetz, das den chinesischen Besitzer von TikTok, das Unternehmen ByteDance, zum Verkauf der Kurzvideo-App zwingen soll. Der Tech-Krieg zwischen den beiden Ländern hat mit dem drohenden TikTok-Verbot einen neuen Höhepunkt erreicht.

TikTok zensiert scheinbar Inhalte

Gut die Hälfte aller Amerikanerinnen und Amerikaner hat einen Account bei dem chinesischen Unternehmen. Ein Umstand, den Politik und Sicherheitsbehörden in den USA schon lange beklagen. Sie befürchten, dass die chinesische Regierung über die App Einfluss nehmen könnte.

Zwei Recherchen haben nun Anlass gegeben, diese Sorgen ernstzunehmen. Ein Forschungsteam des Network Contagion Research Institutes stellte diese Woche fest, dass im Vergleich zur Konkurrenz-App Instagram Reels bestimmte Inhalte viel weniger auf TikTok auftauchen. Darunter etwa Inhalte über Menschenrechtsverletzungen Chinas, Proteste in Hong Kong oder Pro-Ukrainische Videos.

Und Recherchen des Wall Street Journal zeigten: Junge Nutzer, die sich unbedarft auf TikTok anmelden, werden innerhalb weniger Minuten mit massenhaften Inhalten über den Gaza-Krieg konfrontiert. 80% dieser Videos nahmen eine Anti-Israel-Position ein – viele von ihnen zeigten Fake News.

Seit 2017 kometenhafter Aufstieg

Trotz der Bedenken ist der Dienst bisher unglaublich erfolgreich. 2017 kaufte der chinesische Tech-Gigant ByteDance die Karaoke-App Musical.ly. Die Chinesen bauten den Dienst um und gaben ihm einen neuen Namen. Innerhalb weniger Monate stürmte der Dienst die Download-Charts von Apple und Android und gibt heute in der westlichen Welt oft den Ton an, wenn es um neue Trends geht. In der "östlichen" Welt, also in China, dem Sitz des Mutterkonzerns, ist die App verboten, weil sie ein Weltbild vermittelt, das dem Regime in Peking nicht passt.

Was Peking nicht gefällt, kommt vor allem im wichtigsten Markt von TikTok, den USA, gut an. Nach Angaben des Pew Research Centers beziehen gut ein Drittel aller Jugendlichen in den USA ihre Nachrichten aus der App.

TikTok: Fakten und Verfassung sind auf unserer Seite

Kurz nach der Unterzeichnung des Gesetzes postete der als aalglatt bekannte TikTok-Chef Shou Zi Chew ein Video auf der Plattform, in dem er sich zuversichtlich zeigte, dass TikTok vor Gericht gewinnen werde. "Seien Sie versichert, dass wir nirgendwo hingehen", sagte Chew. "Die Fakten und die Verfassung sind auf unserer Seite und wir erwarten, dass wir wieder gewinnen werden."

Sollte das Gesetz jedoch nicht innerhalb von neun Monaten umgesetzt werden, wäre es Cloud-Anbietern verboten, die App in ihren Netzwerken zu hosten. Google und Apple wären gezwungen, die App aus ihren App-Stores zu entfernen - was die Funktion der App letztlich unbrauchbar machen würde.

Chinesische Regierung hat ein Wörtchen mitzureden

TikTok hat bereits angekündigt, mit allen juristischen Mitteln gegen das Gesetz vorgehen zu wollen. Es ist also möglich, dass in den nächsten neun Monaten das Ende von TikTok noch einmal gestoppt wird – sollte ein Gericht zugunsten der TikTok-Mutter ByteDance entscheiden.

Ansonsten wäre ByteDance gezwungen, das US-Geschäft zu verkaufen. Und das wird auch dadurch erschwert, dass die chinesische Regierung ein Wörtchen mitzureden hat. Sie hat die geheime Formel, das Erfolgsgeheimnis von TikTok, den Algorithmus, auf eine Exportkontrollliste gesetzt. Der Algorithmus sorgt für die Personalisierung und Inhaltsempfehlungen, er schafft es, die Nutzer in seinen Bann zu ziehen. Und es scheint derzeit mehr als unwahrscheinlich, dass das Regime in Peking bereit ist, das Erfolgsgeheimnis von TikTok an ein Unternehmen außerhalb Chinas zu verkaufen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!