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Ein Bitcoin

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Stromfresser: Bitcoins gigantischer Energiehunger

Ein niederländischer Forscher hat den Stromverbrauch des Bitcoin-Netzwerks studiert. Sein Analyse zeigt: Bleibt der Bitcoin-Preis so wie er ist, dürfte das Netzwerk bald so viel Strom verbrauchen wie Österreich. Von Max Muth

Der Vorwurf ist alles andere als neu: Kryptowährungen wie Bitcoins mögen zwar eine interessante Idee mit viel Potenzial sein, sagen Kritiker, die Währung habe aber einen schwer zu lösenden Geburtsfehler: den massiven Energieverbrauch. Immer wieder geistern Vergleiche durch die Szene, Bitcoin verbrauche jährlich so viel Strom wie Nigeria oder jede Transaktion per Bitcoin verbrauche so viel Strom wie ein deutscher Haushalt in einem Monat.

Wie lang ist Schürfen von Bitcoins profitabel?

Jetzt hat der niederländische Experte Alex de Vries zum ersten Mal eine Studie zu dem Thema vorgelegt, deren Methodologie und Inhalt von anderen Wissenschaftlern geprüft wurde (peer-reviewed). Um den wahrscheinlichen Energieverbrauch herauszufinden hat de Vries berechnet, bei welchem Energieverbrauch das "Schürfen" von Bitcoins für die Nutzer nicht mehr profitabel ist.

Die Sicherheit des Bitcoin-Netzwerks wird von einem mittlerweile gigantischen Netzwerk von Computern garantiert. Diese speichern alle Transaktionen, die jemals mit Bitcoins ausgeführt wurden, in der sogenannten Blockchain und bestätigen neue Transaktionen. Damit genügend Computer bei diesem Spiel mitspielen, gibt es einen finanziellen Anreiz: die Rechner nehmen an einer Art Lotterie teil, und können dabei alle zehn Minuten 12,5 Bitcoins "gewinnen". Um an der Lotterie teilzunehmen, müssen Computer mathematische Rätsel lösen, die immer schwerer werden, je mehr Rechenpower das Netzwerk insgesamt besitzt. Das setzt eine Art Rüstungsspirale in Gang: Je schwieriger die Aufgaben, desto mehr Rechenleistung brauchen Miner, je mehr Rechenleistung, desto schwieriger die Aufgaben. So wächst das Netzwerk immer weiter - und verbraucht natürlich auch immer mehr Strom.

Ein halbes Prozent des weltweiten Energieverbrauchs

De Vries hat jetzt berechnet, wie viel Rechenpower beim aktuellen Preis von knapp 7.000 Euro am Netzwerk teilnehmen könnte, so dass das Schürfen von Bitcoins gerade noch profitabel ist. Die Antwort: 7,7 Gigawatt, so viel wie der Stromverbrauch von ganz Österreich oder ein halbes Prozent des weltweiten Energieverbrauchs. In einer Pressemitteilung sagt de Vries dazu: "Ich finde ein halbes Prozent schon ziemlich schockierend. Im Vergleich zum traditionellen Finanzsystem ist das ziemlich extrem und hilft uns auch nicht gerade bei der Einhaltung unserer Klimaziele."

Und er befürchtet, dass der Verbrauch noch weiter steigen könnte. Wenn der Strompreis stabil bleibt, der Bitcoin-Kurs aber so steigt, wie einige Experten vorhergesagt haben, dann erwartet de Vries einen Bitcoin-Stromverbrauch von fünf Prozent der weltweit verbrauchten Elektrizität.